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Erwerbsarbeit galt den antiken Denkern als so ziemlich das Letzte. Man unterschied Arbeit und Tätigkeit. Das eine, die körperliche Arbeit, beschrieb die nackte Existenz und entsprang immer den Notwendigkeiten. Das andere beschrieb, was Menschen gerne und freiwillig tun, selbst dann, wenn es besonderer Leistungen und Anstrengungen bedurfte. Heute hingegen regelt die Arbeitsgesellschaft längst das gesamte Leben: Jedes Urteil über eine Tätigkeit geht davon aus, dass deren Einsatz nur dann einen Wert hat, wenn sie die grundlegenden Bedingungen von Produktion und deren Erhaltung erfüllt. So existiert Arbeit gleichzeitig prekär wie paradigmatisch. Hier beschreibt sich eine Macht, die jedes Moment gesellschaftlichen Lebens vereinheitlicht und sich selbst mit einschließt: Freundschaft ist Arbeit, Liebe ist Arbeit, Sexualität ist Arbeit, Freizeit ist Arbeit, Arbeit ist Arbeit.

Künstler besetzen den Begriff der »Arbeit« von Vornherein scheinbar mit einem Paradox: Sie sollen zwar zweckfrei arbeiten, erfüllen aber genau darin eine gesellschaftliche Funktion. Die Künstler Michael Böhler, Franz Höfner, Markus Lohmann und Harry Sachs (Berlin/Hamburg) zielen mit ihrem gemeinsam für diese Ausstellung errichteten Monument humorvoll und mit aller räumlichen und materiellen Kraft auf diese scheinbare Unterscheidung. Was passiert, wenn ein Credo wie »Arbeit für Alle« seine Legitimation verliert und in einem »die letzte Arbeit für den Letzten« gegen sich selber richtet? Dem gegenüber behauptet sich die Initiative »Bedingungsloses Grundeinkommen« in diesem Zusammenhang ebenfalls als Kunstwerk und schafft entsprechende Zusammenhänge.

Als drittes Element erscheint die Reihe:Ordnung:Revue#1 mit einem Vaudeville von Armin Chodzinski, in Zusammenarbeit mit dem Textem-Verlag Hamburg und dem Kunstverein Harburger Bahnhof.

Diese Ausstellung ist die erste von sieben kommenden der Reihe:Ordnung des Kunstverein Harburger Bahnhof. Sie möchte unter den einzelnen Schlagworten und Titeln, eng an seiner Verortung in einem Bahnhofsgebäude, kurze Bestandsaufnahmen als eine sinnliche Aufteilung des Gemeinsamen einer Gemeinschaft schaffen.

Samstag 20. Januar 2007, 16 Uhr Archiv für Kultur & soziale Bewegung I Das Hamburger Archiv für Kultur und soziale Bewegung wird gedacht, gemacht und diskutiert von einer Gruppe von Kulturschaffenden, SozialwissenschaftlerInnen und JournalistInnen. Ihr gemeinsames Interesse gilt kulturellen Praxen, die sich kritisch und engagiert in gesellschaftliche Zusammenhänge einmischen. Hier geht es um eine beobachtende und befragende Diskussionsstiftung zum Vorhaben des Kunstvereins Harburger Bahnhof, der Reihe:Ordnung. — Donnerstag 22. Februar 2007, 9.15 Uhr Werksbesichtigung in den Phoenixwerken Harburg Treffen pünktlich im Kunstverein — Mittwoch 7. März 2007, 20 Uhr Das bedingungslose Grundeinkommen – in Freiheit tätig sein Ein Vortrag und Diskussion mit Jochen Abeling, Angélique Hinn (AK Grundeinkommen der FIU e.V. Hamburg) — Mittwoch 21. März 2007, 20 Uhr Die Politik der Ästhetik Vortrag von Maria Muhle (Herausgeberin »Die Aufteilung des Sinnlichen«, Jacques Rancière, b_books 2006) — Mittwoch 28. März 2007, 20 Uhr Archiv Kultur & soziale Bewegung II Zur Diskussionsstiftung befragt das Archiv mit Gästen die Ausstellung »Arbeit«.

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Reihe:Ordnung
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ARBEIT

mit Michael Böhler, Franz Höfner, Markus Lohmann, Harry Sachs