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Eröffnung 14. September 2013, 18-21:00 19:00 Künstlergespräch Marco Poloni und Heike Fuhlbrügge Buchpräsentation von Joerg Bader / Tom Holert: Marco Poloni, Displacement Island (Kodoji Press 2013)

Unter dem Titel "Archäologien der Zukunft" startet die Galerie Campagne Première erstmalig eine Ausstellungsreihe. Die Serie (kuratiert von Heike Fuhlbrügge und Nina Koidl) stellt künstlerische Arbeiten vor, die produktiv mit historischem Material umgehen, es verschieben und verändern. Sie konstruieren auf diese Weise neue Realitäten und werfen Projektionen in die Zukunft.

Den Auftakt dieser Ausstellungsreihe macht die raumgreifende Wandinstallation "Displacement Island" von Marco Poloni. Das Werk besteht aus 67 Bildern, visuellen Knotenpunkten, zwischen denen sich eine lose Narration entwickelt. Im Zentrum steht die italienische Insel Lampedusa, die Poloni als hochpolitischen Ort des Transits, Ort des Versprechens und der Illusion zeichnet – eine Insel im Saisonbetrieb zwischen Migration und Tourismus.

Die Bilder – Pressefotos, Film Stills, autobiographisches Material, Reproduktionen, Weltraumfotografie und Fotoarbeiten von Poloni selbst – treten in Beziehung miteinander. Sie verknüpfen sich über Ähnlichkeiten und Differenzen und fächern Bedeutungsräume auf. Zusammen ergeben die Bilder keine Indizienkette, erzählen keine in sich schlüssige Geschichte, vielmehr oszillieren die Erzählungen und Inhalte, verlieren sich und gehen unter, treiben und stranden.

Die für die Schönheit ihrer Strände berühmte Touristeninsel wird mit ihrer geopolitischen Rolle konfrontiert. Die Kluft zwischen Touristen und illegalen Migranten – beide fern ihrer Heimat – ist in einer losen narrativen Matrix dargestellt. Den Touristen, die sich innerhalb der Schranken und Rechte Europas befinden, sind Flüchtlinge gegenübergestellt, die sich jenseits der Schengen-Grenzen, außerhalb der Trutzburg Europas befinden und einer ständigen Überwachung durch Satelliten und Grenzschutzbeamte ausgesetzt sind. Sowohl für den Touristen als auch für den Flüchtling ist der Strand das Sehnsuchtsziel. In einem Fall dient er dem Vergessen der alttäglichen Mühen. Die Anziehungskraft seines außergewöhnlich klaren Wassers unterstützt die Wirtschaft neben der Fischerei. Für den Flüchtenden hingegen ist der Strand das Ende einer gefährlichen Bootsfahrt von der Küste Nordafrikas nach Italien. Der Strand stellt für ihn den materialisierten Traum von einem besseren Leben innerhalb der Europäischen Union dar.

Poloni verwendet den Begriff "Konstellation", um seine Arbeit als fotografisches Dispositiv zu kennzeichnen. Die räumliche Organisation der Fotografien auf der Wand, die Poloni als eine Art erweitertes Buch denkt, folgt formalen, strukturellen und farblichen Analogien. Im Umriss folgt die Installation der Form einer Welle.

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Archäologien der Zukunft 1:
Marco Poloni
Displacement Island

Künstler:
Marco Poloni