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»Wirkliche Architektur ist Skulptur.« Constantin Brancusi
Das Wechselspiel zwischen Skulptur und Architektur gehört zu den aufregendsten künstle-rischen Phänomenen des 20. Jahrhunderts. Seit ihrer Geburt im 19. Jahrhundert bezog die moderne Plastik wesentliche Impulse aus der Architekturgeschichte, so etwa Aristide Maillol aus der Klassik und der Konstruktivismus aus der Gotik. In der Installationskunst der 70er Jahre verwandelte sich die Skulptur sogar in begehbare Architektur (Dan Graham), die die Körper-wahrnehmung des Betrachters völlig verändert. Umgekehrt begannen Architekten in den 20er Jahren ihre Bauten plastisch zu modellieren (Goetheanum). Die aktuelle Baukunst entfaltet sich mit so ausgesprochen skulpturalen Qualitäten, dass die Gegenwartsarchitektur manchmal als Fortsetzung der Geschichte der Plastik erscheint (Frank O. Gehry).
ArchiSkulptur geht diesen Spannungsmomenten in prägnanten Rauminszenierungen nach. Originalskulpturen herausragender Bildhauer werden Modellen von Bauwerken der Welt-architektur gegenübergestellt. Das eindrücklich körperhafte Modell des in London soeben eingeweihten Wolkenkratzers »Swiss Re« von Norman Foster gesellt sich zur Marmorskulptur »L’Oiseau« von Constantin Brancusi. Skulpturen von Henry Moore nehmen Aufstellung neben dem Holzmodell von Le Corbusiers Wallfahrtskirche in Ronchamp (1950-1954). Ausgesuchte Gemälde und Grossfotografien ergänzen den Dialog. Gezeigt werden 180 Objekte von 60 Künstlern und 50 Architekten, darunter Gustave Eiffel, Frank Lloyd Wright, Louis I. Kahn, Pablo Picasso, Eduardo Chillida, Jeff Wall und Thomas Schütte. Den Höhepunkt bilden speziell für die Ausstellung konzipierte Installationen von Jean Nouvel und Gerhard Merz sowie Arbeiten von Greg Lynn, dem führenden Vertreter der jungen, computeranimierten Blob-Architektur. Herzog & de Meuron haben eigens für die Ausstellung eine 9 Meter hohe, besteigbare Archiskulptur geschaffen, die im Museumspark errichtet wird.
Die von Markus Brüderlin (Ornament und Abstraktion, 2001) konzipierte Ausstellung liefert auch historische Kriterien für die intensive Debatte, die zur Zeit allerorts über die neue Architektur geführt wird. Umgekehrt bietet die geschichtliche Herleitung, die im 18. Jahrhundert bei der französischen Revolutionsarchitektur (Etienne-Louis Boullée) einsetzt, einen neuen Blick auf die Entwicklung der modernen Skulptur unter dem Vorzeichen des Architektonischen.
Der Katalog erscheint in deutscher und englischer Sprache bei Hatje Cantz, Ostfildern. Er enthält Beiträge von namhaften Autoren, darunter Friedrich Teja Bach, Markus Brüderlin, Werner Hofmann, Philip Ursprung und Viola Weigel. Es handelt sich um die erste Publikation, die Architektur und Skulptur in einem ausführlichen Abbildungsteil einander gegenüberstellt. 224 Seiten mit 370 Abbildungen, davon 220 farbig
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