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Die Ausstellung zeigt erstmals die gesamte Spannweite der Architektur des Wiederaufbaus von radikalen Neuanfängen bis zu umfassenden Rekonstruktionen am Fallbeispiel Bayern. Der Bogen spannt sich von einer programmatischen Moderne, für die Namen wie Sep Ruf, Hans Maurer oder Werner Wirsing stehen, über die große Gruppe jener Architekten, die eine »pragmatische«, an Nutzen orientierten Moderne vertreten, bis hin zu den Konservativen wie Paul Schmitthenner oder Roderich Fick, die versuchen, an Tradition und Geschichte anzuknüpfen.

Der Titel der Ausstellung ist dem Film »Wir Wunderkinder« (1958) entliehen, in dem an zwei konträren Charakteren der Deutschen das Wirtschaftswunder der Fünfziger Jahre skizziert wird. Diese im Film schematisch gezeichneten Seiten kennzeichnen auch den Wiederaufbau, der sowohl durch Neubeginn als auch durch Kontinuität und Rückorientierung gekennzeichnet ist. So wie in der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 Modernisierung und Restauration, Aufbruch und Verdrängung ineinander greifen, so zeigt auch die Architektur der Fünfziger Jahre ein doppeltes Gesicht, das in der Ausstellung und im begleitenden Katalogbuch am Fallbeispiel Bayern detailliert untersucht und ausgebreitet wird.

Erst der genaue Blick auf den Wiederaufbau in einem Bundesland vermittelt sowohl die Bandbreite, als auch die gesellschaftlichen Hintergründe der frühen Nachkriegsarchitektur, denn den meisten ist heute nicht mehr bewusst, dass sie in Städten leben, deren Gestalt erst durch Entscheidungen von Bürgern, Politikern oder Architekten beim Wiederaufbau entstand. Rothenburg ob der Tauber, die Reichsstraße in Donauwörth, die Augsburger Fuggerei oder die Münchner Residenz waren stark zerstört, was die Touristen oder Bewohner dort heute bewundern oder für selbstverständlich nehmen, sind weitgehend Rekonstruktionen. Dieser Wiederherstellung der vertrauten Bilder der Vorkriegszeit stehen massive Eingriffe in die Städte für Verkehr und neue Nutzungen sowie moderne Rasterbauten oder die geschwungenen Formen einer neuen leichten »demokratischen« Architektur gegenüber.

An Hand von über 200 exemplarisch ausgewählten Bauten und Planungen entsteht in Ausstellung und Katalog ein ebenso differenziertes wie spannendes Bild einer Epoche, die in allen Lebensbereichen einen charakteristischen Ausdruck fand. Mit der Ausstellung sollen sowohl das Verständnis für Vielfalt und Bandbreite der Architektur der fünfziger Jahre vertieft als auch das Bewusstsein für Bedeutung und Qualität dieser zunehmend gefährdeten Bauten geschaffen werden.

In der Ausstellung werden zahlreiche, bislang unbekannte Objekte gezeigt (über 400 zeitgenössische Fotografien, ca. 300 Pläne und Modelle), weitgehend aus den Beständen des Architekturmuseums der TU München. Die Präsentation der Architektur wird ergänzt durch Objekte aus Design, Plakat- und Buchkunst sowie der Mode der Zeit. Zum besseren Verständnis der städtebaulichen Planungen wurden Animationen angefertigt.

Begleitend zur Ausstellung ist im Anton Pustet Verlag Salzburg eine umfangreiche Publikation (ca. 360 Seiten und ca. 540 Abbildungen).

Ausstellung und Katalog wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung des Ernst von Siemens Kunstfonds.

Pressetext

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Architektur der Wunderkinder
Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945 - 1960
Fotografien, Pläne und Modelle
Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne

mit Sep Ruf, Hans Maurer, Werner Wirsing, Paul Schmitthenner, Roderich Fick