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Eröffnung: Freitag, 4. April 2008, 18.30 Uhr

Die Kunst Halle Sankt Gallen freut sich «Local Gothic and Culture», die erste institutionelle Einzelausstellung des armenischen Künstlers Armen Eloyan (*1966) in der Schweiz anzukündigen. Für die Ausstellung sind eigens neue Gemälde und Zeichnungen entstanden, die dem Besucher einen Einblick in sein Werk geben.

Armen Eloyan betritt mit seiner Malerei eine Welt voller kruder Persönlichkeiten und anthropomorphisierter Tiere, die sich in wahnwitzigen Situationen befinden. Hier eine laut furzende und entkleidete Königin, dort ein Würstchenkollektiv, hier eine Mickymaus mit Gelbsucht, dort ein Strichmännchen, hier zwei Freunde sich auf einem Sofa lümmelnd, dort ein kleines verängstigtes Mädchen im Wald. Der Betrachter kann zuweilen Schwierigkeiten haben sich mit den bis ins Groteske überzeichneten Figuren zu identifizieren, denn Eloyan entblösst auf eine humorvolle Art und Weise die Unzulänglichkeiten des Homo sapiens. Das Groteske und die Karikatur werden hierbei von dem Künstler als Mittel verwendet um die Verzerrung und Entstellung der Welt überspitzt darzustellen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Eloyan seinen Hauptdarstellern das Leben auf der Leinwand schwer macht und diese in einen Kosmos aus Brutalität, Sexualität, Banalität und Unschuldigkeit einbettet. Es ist, als ob der Künstler für jedes Bild ein Drehbuch geschrieben hätte. Auch wenn der Plot auf der Leinwand oft im Dunkeln bleibt, lärmt und brüllt uns das Bild etwas Narratives entgegen.

Eloyan’s Welt ist ein Sampling aus den unterschiedlichsten Quellen wie osteuropäischen Holzschnitten, Stickereien des 19. Jahrhunderts, Märchen, volkstümlichen Erzählungen, Zeichentrickfilmen, Comics und anderen Formen der Populärkultur. Trotz dieser visuellen Anleihen orientiert sich Eloyan an den klassischen Genres der Malerei wie dem Portrait, dem Landschaftsbild und dem Interieur. Seine Malerei erinnert stilistisch an die Werke der «Fauves» und der «Jungen Wilden» und hat mit ihnen sowohl die spontane Geste als auch eine expressive Figuration mit chiffrenhaften Gestalten gemein. Pastös und dünn aufgetragene Ölfarbe, eine geschwungene und stakkatoartige Pinselführung, sorgfältig grundierte und Schlieren von heruntertropfender Farbe, beschreiben nur ungenügend den Gestus der physisch nachvollziehbaren Malerei von Armen Eloyan. Sein grosszügiger, teils gar klotzender Malstil verleiht den teilweise opulenten und aus dem Bildrand drängenden Szenarien einen hohen Grad an Lebendigkeit. Eloyan schafft es jedoch nicht nur in seinen grossformatigen und mehrteiligen Gemälden eine skurrile Kommune darzustellen, sondern hat auch das kleinformatige Bild und das Medium der Zeichnung für sich entdeckt. Insbesondere in den hier ausgestellten Bleistiftzeichnungen, die eigentlich eine aufgeblasene Reproduktion derer sind, zeigt sich nochmals sein Gespür für den Bildraum und das gestische Moment. Hier skizziert die kraftvolle Linie nochmals die Unzulänglichkeiten und Peinlichkeiten unserer Spezies in all ihren erdenklichen Formen. Dabei liegt die Faszination gerade in der graduellen Verschiebung des Hässlichen, des Grotesken, des Orgiastischen, des Brutalen und Animalischen, verpackt mit Hilfe des Humors um uns letztendlich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Seit seinem Abschluss an der Rijksakademie Amsterdam im Jahre 2005 lebt und arbeitet Armen Eloyan in Zürich. Zuletzt waren Werke von Armen Eloyan unter anderem in den folgenden Ausstellungen zu sehen: «Live Undead», Transmission Gallery, Glasgow (2008); «Two feet in one shoe: Armen Eloyan», Parasol unit foundation for contemporary art, London; Centre Culturel Suisse Paris (Project Room), «Bad Dad», Objectif_exhibitions, Antwerpen (alle 2007). Roman Wolgin (*1971) zeigt parallel dazu eine Installation, bestehend aus Zeichnungen und Videoarbeiten, die eigens für die Ausstellung entstanden ist. Der in Berlin lebende Russe hat 1993–1995 an der Royal Academy of Art in Den Haag studiert und besuchte von 2003–2004 die Rijksakademie Amsterdam. Armen Eloyan hat Roman Wolgin als Gast eingeladen, um ihn der Schweizer Öffentlichkeit vorzustellen.