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Armin T. Wegner (1887, Elberfeld/Wuppertal – 1978, Rom), Lyriker, Schriftsteller und Essayist, zählt zu den zu Unrecht weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Den Zeitgenossen wurde er durch seine Lyrikbände "Zwischen den Städten" (1909) und "Das Antlitz der Städte" (1917) bekannt. Nach seinen Anfängen in der expressionistischen Kunstrevolte avancierte er in den zwanziger Jahren zum Bestsellerautor von Büchern über seine Reisen von Rußland durch den Kaukasus nach Persien und Palästina (1927/28) und nach Palästina und Ägypten (1929). Die Reiseberichte "Fünf Finger über Dir", "Jagd durch das tausendjährige Land" und "Am Kreuzweg der Welten" (alle 1930), versah er mit zumeist eigenen Fotografien.

Wegner diente im ersten Weltkrieg als Sanitäter in deutschen und türkischen Einheiten und wurde 1915 und 1916 Zeuge der massenhaften Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Anatolien. Die Empathie mit den von den „Jungtürken“ verfolgten Armeniern stärkte seine pazifistische Gesinnung und sein unbedingtes Eintreten für Humanität und religiöse Toleranz.

Im April 1933 protestierte er in seinem "Sendschreiben an den deutschen Reichskanzler Adolf Hitler" sprachgewaltig gegen die antisemitischen Ausschreitungen, die notwendig zum Untergang Deutschlands führen würden. Im August des gleichen Jahres wurde er verhaftet und in mehreren Lagern interniert. Nach seiner Freilassung überlebte er den Naziterror im italienischen Exil. Seine Frau, die jüdische Dichterin Lola Landau, emigrierte nach Palästina.

Wie andere Exilanten auch galt Wegner nach dem Krieg in Deutschland als verschollen, wurde gar als Verstorbener gewürdigt. An seine Erfolge der Weimarer Zeit hat er nicht wieder anknüpfen können, obwohl er von Israel, Armenien und auch der Bundesrepublik Deutschland für seinen zivilen Mut vielfach geehrt wurde und Nachdrucke früherer Werke ebenso erschienen wie Essays und etliche Rundfunkbeiträge.

Der umfangreiche Nachlass Wegners wird im Deutschen Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt. Neben Briefwechseln, Aufzeichnungen und einigen Manuskripten von Romanen, die durch Verhaftung, Folter, Krieg und Exil Fragment bleiben mussten, finden sich darin auch gut 6700 Aufnahmen des leidenschaftlichen Fotografen Armin T. Wegner.

Die Ausstellung zeigt charakteristische Beispiele seiner fotografischen Arbeit, die nur zu einem sehr geringen Teil in alten Kopien oder Negativen erhalten ist. Von den Aufnahmen, die Wegner mit einer einfachen Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte, sind nur die Glasdiapositive zu einem Vortrag überliefert, den er zwischen 1919 und 1924 an mehreren europäischen Orten hielt, um die Weltöffentlichkeit zur Hilfe für das armenische Volk zu mobilisieren. Sie sind in neuen Drucken ausgestellt. Die zahlreichen, auf den Reisen mit der Leica aufgenommenen Bilder sind zumeist nur noch in Form maschineller Papier-Abzüge vorhanden, von denen eine Auswahl als Dia-Projektion gezeigt wird. Im Familienbesitz fanden sich jedoch vor einiger Zeit Kopien (vintage-prints) von etlichen dieser Aufnahmen, die Wegner in Vorbereitung seiner Bücher montiert und beschriftet hat. Neben den erschütternden Bildern von der Austreibung der Armenier bilden sie den Kern der Ausstellung.

Sowohl historisch wie kulturgeschichtlich sind die Fotografien des Autors eine wichtige, noch immer weithin unbekannte Quelle. Die Ausstellung steht mit am Beginn ihrer umfassenden Neuentdeckung.

Die Ausstellung "Armin T. Wegner. Fotografien 1915 – 1929" ist eine Koproduktion der Guardini Galerie Berlin mit dem Lindenau-Museum Altenburg.

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Armin T. Wegner
Fotografien 1915-1929