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Eröffnung 7. Oktober, 11.30 Uhr, im Spiegelsaal von Museum Morsbroich

Das Museum Morsbroich zeigt vom 7. Oktober 2007 bis zum 6. Januar 2008 als erste von drei Institutionen eine Ausstellung mit den PreisträgerInnen der ars viva 07/08. In diesem Jahr erhalten Nico Dockx ( 1974), Florian Hecker ( 1975), Marcellvs L. ( 1980) und Astrid Nippoldt ( 1973) den mit jeweils 5 000 Euro dotierten Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Mit diesem Preis und der damit verbundenen Ausstellungsreihe werden die herausragenden künstlerischen Beiträge zum diesjährigen Thema der ars viva, Sound, gewürdigt.

Die vier PreisträgerInnen nähern sich in verschiedenen Medien – in reinen Soundinstallationen, mit Video-, Film- oder Fotoarbeiten – auf jeweils sehr spezifische Weise dem Phänomen Klang. Dabei setzen sie sich mit zwei bestimmenden Themen auseinander: mit der Formgebung des Klangs und mit der Wechselwirkung zwischen akustischen und optischen Wahrnehmungsmustern. Sie erschaffen atmosphärische Räume, die den Besucher buchstäblich in Bewegung versetzen: Er umschreitet die Klangquellen, lässt sich von den Tönen im Raum umhertreiben und seinen Blick von der Kameraführung lenken. Mit seiner eigenen Position verändert der Besucher zugleich den Charakter und die Struktur der Kunstwerke. So bei der Installation von Florian Hecker, die den weiten Luftraum über dem Spiegelsaal des Schlosses als Resonanzkörper nutzt: Zur akustischen und zeitlichen Klangwahrnehmung tritt hier eine präzise kalkulierte räumliche Ebene hinzu, die sich mit jeder Bewegung verändert.

Der belgische Künstler Nico Dockx bespielt mit seiner Installation im vorderen Flügel des ersten Obergeschosses von Museum Morsbroich eine Flucht zusammenhängender Räume, die man als fortlaufende und sich immer wieder aufs Neue bildende Gesamtkomposition erlebt. Es entspinnt sich ein Geflecht aus Klängen, Tönen und Geräuschen, das auch auf weitere Arbeiten der Ausstellung übergreift, etwa auf die Filminstallation spree (2007) des brasilianischen Künstlers Marcellvs L.

Marcellvs L. verschränkt in seinen Werken Sound und Bild auf eine Weise, die den Besucher desorientiert. Erlebbar wird dies etwa bei der synchronisierten Zweikanal-Videoprojektion ebbing.flowing (2006): Sie zeigt ein Bootswrack bei ansteigender Flut und – simultan dazu auf der gegenüberliegenden Seite des Ausstellungsraumes – bei fortschreitender Ebbe. Der Künstler hat beide Ansichten von einem auf dem Meer schaukelnden Schiff aus aufgenommen. Beim Rezipienten provozieren die gegenläufigen Bewegungen im Zusammenspiel mit einem suggestiven Klangteppich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und sich aus seiner visuellen und auditiven Verankerung zu lösen.

Auch bei Astrid Nippoldt schreibt sich das Klangliche als eine irritierende Erfahrungsdimension in die Welt der Bilder ein. In Getaway Inn (2006/07) beispielsweise laufen Bild- und Tonspur von unterschiedlicher Länge unabhängig voneinander in endlosen Schleifen. Während im Bild zwölf lose miteinander verknüpfte, ungleich lange Episoden vorgeführt werden, wiederholt sich auf der akustischen Ebene innerhalb einer geloopten vierminütigen Sequenz ein Vierklang, der mit der Zeit immer dunkler und tiefer wird. Da Ton- und Videospur nicht synchron laufen, geraten Bild und Klang in einen Taumel immer wieder neuer Konstellationen und gegenseitiger Kommentierungen. Mit jeder klanglichen Verschiebung geht in der Wiederholung des filmischen Loops eine Verschiebung des Spannungsbogens einher.

Die Ausstellungsreihe ars viva 07/08 – Sound wird auf Initiative der Bayer Kulturabteilung, die dieses Jahr ihren 100. Gründungstag feiert, am 7. Oktober 2007 im Museum Morsbroich, Leverkusen, im Rahmen der Jahrestagung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft eröffnet. Im Anschluss an die Station in Leverkusen wird die Ausstellung im Kunstverein Hannover (16. Februar bis 6. April 2008) und im Contemporary Art Centre, Vilnius (7. Juni bis 15. August 2008) präsentiert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Revolver Verlag, Frankfurt am Main, hrsg. vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V., ca. 120 Seiten, davon 64 in Farbe, mit Beiträgen von Jennifer Allen, Christoph Gurk, Stefanie Kreuzer, John Miller und Douglas Park.

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ars viva 07/08 - Sound
Ausstellung der PreisträgerInnen: Nico Dockx, Florian Hecker, Marcellvs L., Astrid Nippoldt