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Art Word Lovers
Texte von Künstlern, Kuratoren und Kunstpublizisten aus Berlin
eingeladen von Anna-Catharina Gebbers

Berlin weist nicht nur eine hohe Dichte an Künstlern und Galerien auf, sondern verfügt auch über eine enorme Bandbreite und Vielzahl von brillanten schreibenden Positionen zum Thema Kunst. „Art Word Lovers“ lässt verschiedene Stimmen aus unterschiedlichen Feldern erklingen: In Berlin lebende Künstler, Kuratoren und Publizisten wurden eingeladen, eigene Texte und Bücher auszuwählen, die sie gerade geschrieben oder publiziert haben, die wichtig für sie sind oder die verschiedene Beispiele der Bandbreite ihres Œuvres darstellen. Diese Schriften werden in einem Leseraum der Bibliothekswohnung ausgelegt.

Mit dem Beginn der philosophischen Ästhetik im 18. Jahrhundert wurde die ästhetische Erfahrung vor allem als Kunstrezeption von Nicht-Künstlern definiert. Dieser rezeptionsästhetischen Perspektive steht jedoch bis heute eine eher vormoderne Tradition der Appropriation zur Seite, die auch in der Kunstproduktion eine Form von Kunstrezeption sieht und die in der griechischen Religion und Philosophie wurzelt (Mimesis- und Imitatio-Prinzipien, sowie „poeta creator“, „poeta doctus“ in der Poetik). Künstler haben sich zu allen Zeiten in ihren eigenen Werken aneignend oder reflektierend mit anderen Werken auseinander gesetzt und theoretisch, kritisch oder berichtend über produktions-, werk- und rezeptionsästhetische Fragen geschrieben. Und aus Wissenschaftlern wurden umgekehrt über die intensive Auseinandersetzung mit ihrem Untersuchungsobjekt durchaus selbst Künstler. Das Schreiben bietet nicht nur eine Form der Aneignung und Auseinandersetzung, sondern weist auch an sich Wort- und Satzqualitäten auf, die sich je nach Zweck der Texte an unterschiedlichen Kriterien messen lassen.

Die für „Art Word Lovers“ eingeladenen Textverfasser sind Theoretiker, Kuratoren, Künstler und Schreiber, die zwischen diesen Rollen pendeln. Die vorliegenden Texte selbst lassen sich nur zum Teil scheinbar eindeutig bestimmten Textsorten wie beispielsweise Kritik, Presseinformation oder Poesie zuordnen, andere entziehen sich der präzisen Klassifizierung offensichtlich: Textinterne Kriterien zur Bestimmung wie Textstruktur, Satzbau und graphische Merkmale (Handschrift, Maschinenschrift oder Druck) werden bewusst erfüllt oder aber unterlaufen; textexterne Bestimmungskriterien wie ein durch das Veröffentlichungsmedium gegebener Kommunikationszusammenhang helfen manchmal weiter, manchmal nicht, und bei einigen Texten fehlt die Einbettung in einen derartigen Kontext, da sie etwa auf Papierbögen ohne weitere Angaben präsentiert werden.

In den vorliegenden wissenschaftlichen, literarischen, visuellen und Gebrauchstexten werden ästhetische Erfahrungen verarbeitet, von einem Artefakttyp in einen anderen transponiert und neue ästhetische Reize geschaffen. Dabei werden politische, philosophische, kunstkritische und künstlerische Ansätze kommuniziert. Die Grenzverläufe zwischen ästhetischen und nicht-ästhetischen Schreibweisen werden vom jeweils (sich) schreibenden Subjekt entweder strengstens überwacht oder durchlässig gemacht und sogar kunstimmanent aufgelöst. Die Leser sind eingeladen, die verschiedenen ästhetischen Erfahrungen, ihre jeweilige Spezifik, aber auch Entgrenzungen zu erkunden und sich mit einem Ausschnitt aus der Vielfalt der in Berlin hervorgebrachten schreiberischen Qualität vertraut zu machen.

Zeitgleich zur Eröffnung von "Art Word Lovers" präsentieren in der Bibliothekswohnung Alun Rowlands und Matt Williams ihre neue Journal-Publikation „Novel“ mit einer Ausstellung und Filmvorführungen (31.10.-3.11.2008). „Novel“ vereint Schriften von Künstlern, Texte und Poesie, die zwischen fiktionalen und kritischen Formen oszillieren. Ende November wird mit "Art Word Lovers (contd.)" das im Oktober begonnene Archiv erweitert. Parallel dazu zeigt Daniela Comani ihre Ausstellung und ihren neuen Katalog „Neuerscheinungen hrsg. von Daniela Comani“ auf Einladung von Ludwig Seyfarth in der Bibliothekswohnung (29.11.2008). „Art Word Lovers“ ist eine Initiative zur Anregung einer Debatte über Formen des Schreibens und Publizierens im Feld der Kunst in Berlin.

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Artists, curators and art writers who are living in Berlin were invited to select texts and books they‘ve recently written or published, texts which are important to them, or different examples which illustrate the variety of their œuvre. These writings are made available in a reading room at Bibliothekswohnung. Visitors are invited to sit down, read and experience the multiplicity and quality of Berlin‘s artworld art of writing.

Contemporaneously with the opening of Art Word Lovers Alun Rowlands and Matt Williams, from London, launch their new journal publication "Novel" with an exhibition and film screenings at Bibliothekswohnung (Oct 31 - Nov 3, 2008). "Novel" draws together artists writing, texts and poetry that oscillate between modes of fiction and criticism. "Art Word Lovers (contd.)", on view at the end of November, is the first expansion of an archive that was launched in October. At the same time Daniela Comani is presenting her exhibition and new publication „Neuerscheinungen hrsg. von Daniela Comani / New Publications edited by Daniela Comani“ on invitation by Ludwig Seyfarth at Bibliothekswohnung (Nov 29, 2008). "Art Word Lovers" is an initiative to stimulate a debate on modes of writing in the field of art in Berlin.