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die Ausstellung, die bereits in Bochum viel Interesse weckte und nun in Rostock Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird ab 14. Juli im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg zu sehen sein. Die Präsentation konfrontiert die regime-konforme Kunst der NS-Zeit mit Werken diffamierter Künstler wie Alexej Jawlensky, Otto Dix, Felix Nussbaum oder Ludwig Meidner: Der Scheinkonstruktion einer heilen Welt wird Deformiertes, Bloßgestelltes und Aufwühlendes entgegengesetzt, das die Realität in vielen Facetten widerspiegelt.

Die Ausstellung setzt sich in kritisch-analytischer Weise mit der Kunstpolitik der NS-Zeit auseinander, die für das Selbstbild des Regimes wesentlich war. Der Begriff „artige Kunst“ versteht sich als Gegenstück zur abwertenden Bezeichnung „entartete Kunst“ aus der NS-Terminologie. Gezeigt werden exemplarische Werke der offiziell geduldeten und geförderten Kunst, dazu in konfrontativer Gegenüberstellung Werke von verfolgten und verfemten Künstlern.

In thematischen Kapiteln gegliedert führt die Ausstellung vor Augen, dass dem größten Teil der hier versammelten „artigen Kunst“ ein kritisch hinterfragendes Potenzial ebenso fehlt wie ein humanistischer Anspruch und eine individuelle künstlerische Handschrift: Ländlich-familiäre Idyllen werden heraufbeschworen, Sportler bei der körperlichen Ertüchtigung gezeigt, Bauprojekte des sog. „Tausendjährigen Reichs“ illustriert oder mythologisch inspirierte Szenen ins Bild gesetzt. Macht man sich bewusst, dass zeitgleich der Zweite Weltkrieg vorbereitet wurde bzw. schon ausgelöst war und ganze Bevölkerungsgruppen brutal ausgegrenzt, verfolgt und in Konzentrationslagern gefoltert und ermordet wurden, dann wird die Verlogenheit dieser Kunst offensichtlich. Gerade darin liegt eine wesentliche politische Bestimmung der „artigen Kunst“: Indem sie weite Bereiche der gesellschaftlichen Realität ausblendete oder beschönigte, konnte sie systemstabilisierend wirken und in Zeiten von Krieg, Terror und Massenmord die erwünschte Entlastungsfunktion einnehmen.

Eine Ausstellung der Stiftung Situation Kunst, Bochum, mit der Kunsthalle Rostock und dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg; noch bis 18. Juni 2017 ist die Schau in der Kunsthalle Rostock zu sehen. In Regensburg eröffnet sie am 13. Juli 2017.