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Die Ausstellung „Artige Kunst. Kunst und Politik im Nationalsozialismus“ setzt sich in kritisch-analytischer Weise mit der nationalsozialistischen Kunstpolitik auseinander, die für das Selbstbild des Regimes wesentlich war. Der Titel „Artige Kunst“ regt als Gegenbegriff zur diffamierenden NS-Terminologie der „entarteten Kunst“ dazu an, über das Verhältnis von Kunst und Politik sowie Widerständigkeit und Gehorsam nachzudenken. Gezeigt werden exemplarische Werke der offiziell geduldeten und geförderten Kunst der NS-Zeit und in konfrontativer Gegen-überstellung Werke von verfolgten oder verfemten Künstlern wie Felix Nussbaum, Otto Dix, George Grosz und anderen, die ein kritisches Gegenbild zur überwiegenden Einfältigkeit der systemkonformen Kunst entwerfen. Ergänzend werden in der Ausstellung Propagandafilme des NS-Regimes gezeigt. Sie geben Aufschluss über die Ausstellungs- und Sammlungspolitik dieser Zeit.

Ein Museum kann und soll als Ort der kulturellen und gesellschaftspolitischen Bildung auch kritische Diskurse befördern und aufklärend wirken. So kann die Ausstellung zeigen, dass den meisten Werken der hier versammelten „artigen“ Kunst ein kritisch hinterfragendes Potenzial ebenso fehlt wie ein humanistischer Anspruch. In mehr oder weniger ungeschickter Stilverspätung werden z.B. ländlich-familiäre Idyllen heraufbeschworen, Sportler bei der körperlichen Ertüchtigung gezeigt, Bauprojekte des sog. „Tausendjährigen Reichs“ illustriert oder mythologisch inspirierte Szenen ins Bild gesetzt.

Macht man sich bewusst, dass diese Werke entstanden, während gleichzeitig die brutale Ausgrenzung und Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen stattfand, während der Zweite Weltkrieg vorbereitet wurde bzw. schon ausgelöst war und während Millionen Menschen in Konzentrationslagern gefoltert und ermordet wurden, dann wird die „innere Falschheit“ (so Max Imdahl) dieser Kunst offensichtlich. Gerade in dieser Falschheit bzw. Verlogenheit liegt eine wesentliche politische Bestimmung der „artigen“ Kunst: Indem sie weite Bereiche der gesellschaftlichen Realität ausblendete oder beschönigte, konnte sie systemstabilisierend wirken und in Zeiten von Krieg, Terror und Massenmord die erwünschte Entlastungsfunktion einnehmen.

„Artige Kunst. Kunst und Politik im Nationalsozialismus“ ist eine Ausstellung der Stiftung Situation Kunst, Bochum, der Kunsthalle Rostock und dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg.

Künstler Josef Albers, Willi Baumeister, Claus Bergen, Arno Breker, Otto Dix, Otto Freundlich, George Grosz, Paul Junghanns, Ludwig Meidner, Marg Moll, Karel Niestrath, Felix Nussbaum, Franz Radziwill, Ivo Saliger, Hans Schmitz-Wiedenbrück, Karl Schmidt-Rottluff, Karl Schwesig, Max Slevogt, Marianne Werefkin und anderen.

Leihgeber Deutsches Historisches Museum, Berlin; Museum für Vor-und Frühgeschichte, Berlin; Bettina und Peter Eickhoff, Bochum; Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop; Atelier Breker, Düsseldorf; Museum Kunstpalast, Düsseldorf; Stadtmuseum Düsseldorf; German Art Gallery, The Netherlands; Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück; Kulturhistorisches Museum Rostock; Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart; Museum Wiesbaden; Von der Heydt-Museum, Wuppertal sowie weitere Leihgeber, die ungenannt bleiben möchten