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Wer schon einmal eine Sonnenfinsternis erlebt hat, wird sich vielleicht an die seltsame Stimmung erinnern, die mit der Verdunkelung des Sonnenlichts einhergeht. - Die Seltenheit und Kürze solcher Ereignisse macht ein ausgiebiges Pleinairstudium der Dinge und Vorgänge bei Sonnenfinsternis schier unmöglich. Mindestens ebenso schwierig ließen sich die Farben beschreiben, in denen wir träumen oder uns erinnern. In den Bildern des ungarischen Malers Attila Szücs jedoch scheinen solche Schwierigkeiten überwunden.

Es sind durchaus einfache Bildsujets, mit denen Szücs ein zunächst vertrautes Verhältnis mit dem Betrachter eingeht. Ein genauer Fokus auf einzelne oder wenige Gegenstände und Handlungen scheint unsere Erwartungen an ein gegenständliches, eindeutig formuliertes Gemälde zu bestätigen: eine schreitende Figur, ein Paar Hände auf einem Tisch, eine Frau, die sich vor dem Badezimmerspiegel die Haare trocknet. Doch sind diese Sujets eingebunden in vielschichtige, dunkel schillernde Farbräume von traumhafter, jenseitiger Stimmung. In diesen Farbräumen befinden sich Figur und Gegenstand unwirklich strahlend, wie solarisiert, aufleuchtend aus ungeahnten Zwischenwelten.

Die Gemälde von Attila Scücs sind ausgeklügelte Paradoxien, monumentale Rätsel, vor denen wir gebannt verharren. Mal sind diese Rätsel erzählerischer Natur, wie in dem Bild 'The Conjurers', in dem wir Zeugen der rituellen Übergabe eines roten Tuches von rechts nach links werden. Mal sind sie ganz bildnerischer Natur, wie in dem Bild 'Tower', auf dem vor gewittrigem Himmel ein dunkler Plattenbau wie bei einer Sprengung in sich zusammenfällt und eine eigenartig nachschwelende Aura am gewittrigen Himmel zurücklässt. Oder in dem zweiteiligen Bild 'The Pink Slide', auf dem die titelgebende Plastikrutschbahn im Großformat beinahe verloren wirkte, wären da nicht Andeutungen eines sich überblendenden, übergeordneten Innenraumes samt fahler Deckenleuchte, die in diesem Kontext tatsächlich an die sich verfinsternde Sonne erinnert.

Im Werk Attila Szücs' spielen Erscheinen und Verschwinden, Licht und Dunkel gleichberechtigte Rollen. 'Erscheinen' im Sinne der Sichtbarwerdung geisterhafter Energien, im Sinne einer im Entwicklungsbad erscheinenden Fotografie, oder auch im Sinne der Fragwürdigkeit einer materialisierten, dinghaften Realität. 'Verschwinden' im Sinne einer durchaus melancholischen Reflexion über Vergängliches, einer eben noch dem Vergessen entrissenen verwitterten Fotografie, oder im Sinne einer momentanen magischen Auflösung konkreter Sachverhalte. Ob hier etwas erscheint oder verschwindet, erstrahlt oder sich verbirgt, bleibt ständig in faszinierender Schwebe.

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Attila Szücs
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