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In der isolierten Situation nach dem Kriege war es für die Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland wichtig, gute Kontakt- und Vermittlungsmöglichkeiten zum Ausland zu besitzen. So gelang es auch einem Grenzbezirk wie Aachener Region, welche schon früher ein recht kreatives Künstlerpotential besaß, sich zu einem spezifischen Impulsgeber für die Ausbreitung der abstrakten, speziell der informellen Malerei zu herauszubilden.

Es waren vor allem die eng befreundeten Maler Karl Fred Dahmen und Karl Otto Götz, die schon frühzeitig in Paris enge Kontakte mit gleichgesinnten französischen Künstlern und Galeristen aufgenommen hatten; aber auch Hanns Pastor und Hubert Werden pflegten enge Verbindungen zur Pariser Kunstszene. Die hieraus ab 1953 erwachsenen „deutsch-französischen Gemeinschaftsausstellungen junger Künstler“ im Aachener Suermondt-Museum sind Meilensteine für die Ausbreitung der neuen Kunst des Westens und frühe Zeichensetzungen für eine wiedergewonnene kulturelle Freundschaft zwischen ehemals verfeindeten Nationen.

Aus diesen ersten Verbindungen heraus bildete sich im Aachener Raum eine engagierte junge Künstlergemeinschaft, deren Mitglieder selbst wiederum ihre Kontakte nach Paris und zum Rheinland intensivierten. Nicht zu vergessen bleibt ein künstlerischer Grenzgänger von der anderen Seite, der in Köln gebürtige und in Malmedy aufgewachsene Raoul Ubac (Rolf Ubach), der nun von Paris aus enge Freundschaften und einen künstlerischen Austausch mit den Aachenern und dem Rheinland pflegte.

Die Verknüpfung mit der Düsseldorfer "Gruppe 53" geschah u.a. durch den aus Aachen stammenden Herbert Kaufmann sowie durch K.F. Dahmen (Ausstellung der Gruppe in Düsseldorf und Aachen 1958). Wie an den Verbindungen vor allem von Götz und Dahmen zu sehen ist, war das Netzwerk der jungen Künstler allerdings schon in den 50er Jahren viel weitreichender: Die Kommunikation über die neuen Kunstentwicklungen wurde von den Malern nicht nur zwischen Ruhrgebiet, Rheinschiene und Rhein-Main-Gebiet, sondern auch bis ins westliche Ausland mit großer Intensität betrieben.

Künstlerisch gesehen fand - bei aller Internationalität der neuen Sprache der Kunst - in den Werken der hier vorgestellten Maler allmählich eine eigenständige Herausbildung statt, welche eher dem zeitgenössischen deutschen Informel als der farbenreichen „peinture“ der Franzosen zuzuordnen ist. Ihre durchaus innovativen Arbeiten suchten den traditionellen Formkanon aufzuheben, um zu neuen, gestisch-bewegten Gestaltungen zu kommen, welche sich von der Einansichtigkeit des Gegenstandes lösen wollten und welche die Komplexität unseres Wahrnehmens, unserer Bewegungen und unserer vielschichtig überlagerten Vorstellungsbilder in einer unmittelbaren, spontanen Entäußerung ins Bild übersetzen wollten. Dabei gibt es neben den Werken der bekannten Maler auch noch neue, bisher kaum bekannte Künstlernamen zu entdecken.

Das Katalog-Buch faßt diese Maler erstmals in einer größeren Publikation zusammen, stellt ihre Werke und Biographien in einen kunsthistorischen Zeitbezug (vor allem zur Nachkriegsentwicklung im Rheinland) und dokumentiert ebenso die Verbindungslinien dieser Region mit dem westlichen Ausland.

Eröffnung: Freitag, 15.09.2006, 20.00 Uhr

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Aufbruch im Westen
Informelle und abstrakte Kunst der 50er und frühen 60er Jahre zwischen Rhein und Maas
Kooperation: Suermondt-Ludwig-Museum und ARTCO Kunstagentur

Künstler: Karl Fred Dahmen, Karl Otto Götz, Herbert Kaufmann, Fritz Martin, Hanns Pastor, Raoul Ubac, Hubert Werden