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Die Epoche zwischen 1750 und 1840 war geprägt von besonders tiefgreifenden Veränderungen in fast allen Lebensbereichen, als die ausgehende Feudalzeit von der geistigen Strömung der Aufklärung abgelöst wurde. Diese neue Haltung, die Vernunft und Wissen zu ihren Grundsätzen erklärte, und das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt gänzlich neu überdachte, blieb für das gesamte 18. Jahrhundert bestimmend und fand auch in der Porträtkunst ihren Niederschlag.

In der Bildniskunst bemühte man sich nach und nach um die Aufhebung der trennenden Kluft zwischen Modell und Betrachter, indem die frühere Distanziertheit nun einer verstärkten Kontaktaufnahme wich: ein interessierter Blick, der das Gegenüber sucht, ein leichtes Lächeln, das die Lippen umspielt oder eine legere Haltung, die im Unterschied zu früher nun tatsächlich nahbar wirkt. Das Porträt wurde nicht mehr als Ausdruck gestrenger, höfisch-zeremonieller Etikette gesehen, sondern diente der Anschauung ungezwungener, aristokratischer Lebensweise. Nicht pathetische Gesten, sondern scheinbar zufällige Selbstverständlichkeiten sollten die Würde der Dargestellten vermitteln. Und auch die körperliche Erscheinung der Modelle sollte zwar durch modische Kleidung betont und wirkungsvoll unterstrichen, nicht aber durch pompöse Draperie verschluckt werden. Diese Entwicklung mündete schließlich im bürgerlichen Selbstverständnis der Biedermeierzeit, als der Realismus der Bildnisdarstellung im Werk Ferdinand Georg Waldmüllers seinen Höhepunkt erlebte.

Die Ausstellung stellt insbesondere die Entwicklungen und Errungenschaften der Bildniskunst in der Kaiserstadt Wien in den Mittelpunkt der Betrachtung, wo neben Waldmüller auch beispielsweise Franz Xaver Messerschmidt, Friedrich Heinrich Füger, Johann Baptist Lampi d. Ä. oder Friedrich von Amerling zu den Meistern des Porträtgenres zählten. Einen wesentlichen Aspekt stellt allerdings auch die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen anderer europäischer Kunstzentren dar. Eigenheiten und Charakteristika französischer Kunst, die unter anderen durch Werkbeispiele von Jacques Louis David, Elisabeth Vigée-Le Brun, François Gérard oder Jean-Antoine Houdon repräsentiert wird, treten dabei in einen spannungsreichen Dialog mit den österreichischen Arbeiten, und auch dem Einfluss englischer Bildniskunst - vertreten durch Werke von Thomas Gainsborough oder Thomas Lawrence – kann in direktem Bildvergleich nachgespürt werden.

„Aufgeklärt Bürgerlich“ bietet einen Überblick über das Kaleidoskop gesellschaftlicher und künstlerischer Möglichkeiten zwischen Barock und Biedermeier und liefert somit einen besonders interessanten Einblick in eine der spannendsten Epochen der Kunst- und Kulturgeschichte.

Pressetext

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Aufgeklärt Bürgerlich
Porträts von Gainsborough bis Waldmüller 1750-1840
Oberes Belvedere

Künstler: Franz Xaver Messerschmidt, Heinrich Friedrich Füger, Johann Baptist Lampi der Ältere, Friedrich von Amerling, Francisco de Goya, Jacques Louis David, Elisabeth Vigee Le Brun, François Gerard, Jean-Antoine Houdon, Joshua Reynolds, Thomas Gainsborough, Thomas Lawrence, David Wilkie, Ferdinand Georg Waldmüller