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Die Graphische Sammlung im Städel zeigt im Sommer eine Auswahl von Meisterwerken in Zeichnung und Druckgraphik aus fünf Jahrhunderten mit arkadischen und pastoralen Motiven. Arkadien verbindet sich als Thema der bildenden Kunst mit der Landschaftsdarstellung und der Antikenrezeption; ursprünglich in der Literatur der Antike, vor allem bei Vergil, als poetische Vision eines idealen Hirtenlandes entstanden, in dem Einfachheit und Harmonie von Mensch und Natur herrschen, wo der Städter Abstand von seinen Sorgen und Klarheit über seine Gefühle findet, lebt es in der italienischen Renaissance um 1500 wieder auf. Als Ort der Sinneswahrnehmung, einer lieblichen Landschaft, der verträumten Musik der Hirten, der Gefühle der Liebenden, wird Arkadien zur utopischen Idee eines gebildeten, sich an den Künsten schulenden Publikums, und durchläuft unterschiedliche Ausprägungen in Renaissance und Barock, um in der Moderne als klassisches Motiv von neuem aufgegriffen zu werden.

In der venezianischen Kunst bildet sich unter dem Einfluß von Giorgione und Tizian im frühen 16. Jahrhundert eine neue, pastorale Landschaftskunst, die in der Ausstellung in einigen Druckgraphiken aus dem Tizian-Kreis veranschaulicht werden kann. Anderswo, im Umkreis Raffaels etwa, finden sich gleichzeitig antikisierende Szenen, die in arkadischem Ambiente, bevölkert mit mythischen Naturwesen wie Satyrn und Nymphen, angesiedelt sind, während nördlich der Alpen so freizügige Themen mit Zurückhaltung und manchmal Ironie behandelt werden und erst im späten 16. Jahrhundert in oft literarisch-gelehrter Haltung vermehrt auftreten. Rubens hat im 17. Jahrhundert dem Thema mit seinem „Liebesgarten“ ein souveränes Monument gesetzt; eine große gezeichnete Studie dazu ist eines der Glanzstücke der Ausstellung. Nach Annibale Carracci entwickelte Claude Lorrain in dieser Zeit eine neue Kunst der klassischen Landschaft, in die auch Gedanken der Melancholie und Vergänglichkeit Eingang finden.

Zentrum der Ausstellung ist Watteaus „Einschiffung nach der Liebesinsel Kythera“. Das Gemälde aus der Galerie des Städel kann mit Zeichnungen aus der Graphischen Sammlung zusammengebracht werden und damit die psychologisch feinsinnige Wendung des Themas in den „galanten Festen“ des frühen 18. Jahrhunderts auf glänzende Weise vorstellen. Eine bedeutende Gruppe weiterer französischer Zeichnungen des 18. Jahrhunderts, zum Beispiel von Boucher und Fragonard, stellt die sich wandelnden Facetten des Pastoralen und Arkadischen im Zeitalter der Aufklärung vor. Über Werke des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, etwa von C. W. Kolbe und Caspar David Friedrich, für die das Moment des Todes in Verbindung mit Arkadien von Bedeutung ist, gelangt die Ausstellung über einige Beispiele des 19. Jahrhunderts schließlich zur Moderne, wo neben Matisse vor allem Picasso mit Druckgraphiken klassischer arkadischer Themen den Abschluss bildet.

Pressetext

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Augenblicke des Glücks
Arkadische und pastorale Themen in Zeichnung und Druckgraphik
Graphische Sammlung

Werke von François Boucher, Jean-Honoré Fragonard, Caspar David Friedrich,
Henri Matisse, Pablo Picasso, Peter Paul Rubens, Antoine Watteau, u.a.