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Auguste Renoir - Wie Seide gemalt

Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren mit Pierre-Auguste Renoir einen der bekanntesten Impressionisten. Diese umfangreichen Ausstellung wird einen völlig neuen Blick auf den großen Impressionisten eröffnen. Gezeigt werden neben Meisterwerken aus Privat- sammlungen und europäischen Museen wie dem Musée d`Orsay, Paris, dem Nationalmuseum Stockholm oder dem Belvedere in Wien, auch der reiche Grafikbestand des Künstlers aus dem Saarlandmuseum in Saarbrücken. Diese einzigartige Schau von über 90 Gemälden und Grafiken wird ausschließlich in Chemnitz zu sehen sein.

Als Sohn eines Schneiders und einer Näherin, war Pierre-Auguste Renoir (1841 - 1919) vertraut mit der spezifischen Optik und Haptik, der Farbe, des Dekors und der Symbolkraft von Stoffen. Seiden und Samte und damit das handwerkliche Rohmaterial der damaligen Mode standen also von Beginn an im Fokus von Renoirs künstlerischen Inspiration. Wie kaum einem anderen Vertreter des Impressionismus gelang es ihm, das Sinnliche von luxuriösem Gewebe einzufangen und wiederzugeben. Auf die Frage, welche Frauenkleider er am liebsten male, antwortete Renoir: „Ehrlich gesagt, am liebsten male ich die Frau nackt; aber wenn ich sie angezogen malen muss, dann am liebsten in einem Prinzessrock; er verleiht ihr eine so hübsche, geformte Linie.“ Und was die Farben und Materialien angehe, so bevorzuge er unter anderem das metallische Blau mit Silberglanz, traditionelle Stickereien voller Patina, aber auch knisternde Seide. Er schätze es eben in seinen Bildern eine Wirkung „wie Seide gemalt“ zu erzielen. Die Sinnlichkeit des Stoffes prägte bei Renoir nicht nur die Wahl der Sujets, sondern ist auch eine bewusste Entscheidung für das Besondere der Kleidung der Porträtierten. Was lag also näher, als Renoirs Gemälde in Bezug auf die Kleidung, auf Farben und Stoffe hin zu betrachten, wobei dieser Aspekt noch nie in der Literatur oder in Ausstellungen über Renoir thematisiert wurde. Tatsächlich lag dies für die Kunstsammlungen Chemnitz nahe, da das Museum über eine einzigartige Sammlung französischer Seiden und Samte um 1900 verfügt.

Parallel zu den Werken Pierre-Auguste Renoirs wird erstmals eine repräsentative Auswahl dieser kostbaren Gewebe in der Ausstellung SAMT UND SEIDE. Französische Luxus - Stoffe aus der Epoche von Pierre Auguste Renoir zu sehen sein, die damit in einen sinnlichen Dialog mit Renoirs Gemälen treten.

Die Ausstellung PIERRE-AUGUSTE RENOIR. Wie Seide gemalt wurde von Dr. Karin Sagner, München, kuratiert.

Samt und Seide - Französische Luxus- Stoffe aus der Epoche von Pierre-August Renoir

In der Ausstellung präsentiert das Museum am Theaterplatz erstmalig aus ihrem reichen Bestand der Textilsammlung rund 70 franzö- sische Seidenstoffe und Samte. Bei den Textilien wird deutlich, dass sich in Frankreich der damals avantgardistische Stil L`Art Nouveau in die opulente Stilvielfalt der Belle Epoque (ca. 1880 – 1914) mischte. Die Ausstellung tritt ein einen sinnlichen Dialog mit den Werken von Pierre-Auguste Renoir.

Die Dessins des französischen Art Nouveau sind bis auf wenige Ausnahmen gewebt, weisen klassische Bindungstechniken auf und fügen sich in die lange und berühmte Tradition der Lyoner Seidenweberei ein, die über Jahrhunderte die Spitze der europäischen Seidenstoffe verkörperte. Zu sehen sind Samte und Seidenstoffe, die mit dem neuen Design des Art Nouveau um 1900 verbunden sind und in Lyoner Seidenwebereien - Firmen wie Cornille Fréres, Bouvard et Cie oder Tassinari et Chatel, die auf diesem Gebiet bahnbrechendes geleistet haben - hergestellt wurden. Frankreichs Ruhm als herausragender Produzent von Luxusstoffen insbesondere von Samten und Seiden basierte auf einem Jahrhunderte langen Ruf, Stoffe in bester Qualität und in bewährten und gefragten Mustern vergangener Epochen herzustellen, die Lyoner Seidenwebereien waren führend auf dem Weltmarkt.

Nach der Mehrzahl der erhaltenen Stoffe zu schließen, dominierte um 1900 ein naturalistischer Blumenstil in der Tradition des 19. Jahrhunderts. Die neue Richtung des Art Nouveau etablierte sich zunächst als eine Neuerung im Verbund mit der Vorliebe und Begeisterung für Kunst aus Japan, als gestalterische Alternative einer Avantgarde, die im Gegensatz zum Historismus stand. Der neue Stil manifestierte sich wesentlich in entsprechenden Interieurs und Raumausstattungen und den damit verbundenen Textilien. Meist auf den Weltausstellungen präsentiert und dem neuen Stil des Art Nouveau verpflichtet, zeigen diese kostbaren Samte und Seiden den Höhepunkt der technischen Herstellung und herausragende künstlerische Entwürfe dieser vom Umbruch und Aufbruch in die Moderne bestimmten Zeit.

Die gezeigten Samte und Seiden weisen raffinierte und artifizielle, elegante organische Formspiele des Art Nouveau auf. Bouquets aus Mohn, Seerosen, Veilchen, Orchideen, Iris, Flieder und Lilien verschlingen wellenartig ihre Stängel und Blüten miteinander. Schimmernde Atlasgründe mit Broschierung in Gold, Silber oder glänzenden farbigen Seiden sind das Kennzeichen der ausgestellten französischen Textilien. Das kostbar ausgeführte Detail erregt Aufmerksamkeit und gibt den Stoffen die viel gerühmte Noblesse.

Chemnitz gehörte zur Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zu den prosperierenden und wohlhabenden Städten Deutschlands und war besonders als Zentrum der Textilindustrie bekannt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass eine museale Textilsammlung 1898 als so genannte „Vorbildersammlung“ gegründet wurde, um angehenden Gestaltern und Musterzeichnern die Leitbilder ihres zukünftigen Berufs anschaulich nahe zu bringen. In einer Stadt wie Chemnitz, die in jenen Jahren maßgeblich von der Textil- und Textilmaschinenindustrie geprägt wurde, ist es naheliegend, dass hier ein umfangreicher und qualitätvoller textiler Sammlungsbestand zusammengetragen wurde, der weit über die Grenzen der Region ausstrahlte und heute zu den großen europäischen Textilsammlungen gehört. Die Sammlung besitzt eine reiche Auswahl an Exponaten um 1900, wobei die wichtigsten Zentren wie Großbritannien, Frankreich, Österreich, Deutschland und Italien umfassend vertreten sind. Schwerpunkt der Sammlung sind Dekorations- und Möbelbezugsstoffe, die oft von bekannten Künstlern und Architekten entworfen wurden. Dieses auf das Zeitgenössische und Internationale zielende Sammlungskonzept wurde auch nach dem Ersten Weltkrieg beibehalten und bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts fortgeführt, sodass die Kunstsammlungen Chemnitz heute eine der umfangreichsten und qualitätsvollsten europäischen textilen Kollektionen des 19. und 20. Jahrhunderts besitzen, die bis in die Gegenwart ergänzt und erweitert wurden.

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Auguste Renoir
Wie Seide gemalt
Kurator: Karin Sagner

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Samt und Seide
Französische Luxus-Stoffe aus der Epoche von Pierre-Auguste
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