Kunstsammlung Jena

Jena Kultur | Städtische Museen Jena, Stadtmuseum & Kunstsammlung Jena | Markt 7
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Das Werk Auguste Rodins zählt zu den Großtaten abendländischer Kunst und Arbeiten wie Der Denker, das Höllentor oder die Bürger von Calais haben bis heute nichts von ihrer bildnerischen Kraft und Ausstrahlung eingebüßt. Weder Ausstellungsbesucher noch Kunstkenner können sich Ausdruck, Bewegtheit und Tiefgründigkeit dieser Werke, die zwischen überlebensgroßer Plastik und zartem Aquarell vielfältige Beziehungen eingehen, entziehen. Rodins gigantisches Werk ist nur mit denen Michelangelos und Berninis vergleichbar. Als genialer Erneuerer der Skulptur hat er bis in die Gegenwart viele Generationen von Bildhauern inspiriert und geprägt. Der Dichter Rainer Maria Rilke, der später Rodins Sekretär war, schrieb bereits 1902 voller Begeisterung an Heinrich Vogeler: „Es ist eine Welt, um welche Sonne, Erde und alle Sterne kreisen: ein neues Sonnensystem.“ Da viele seiner Arbeiten zu den Publikumslieblingen berühmter Sammlungen gehören, ist es um so erfreulicher, dass wir Dank der Kooperation mit dem Musée Rodin, Paris, das Werk des großen Bildhauers in einer umfangreichen Auswahl, mit zahlreichen Hauptwerken aus allen Schaffensphasen, zeigen können. Der künstlerische Ansatz von Rodins Arbeiten wurzelt im 19. Jahrhundert, doch überwand er den gefälligen Idealismus seiner Vorgänger und gab seinen Skulpturen spannungsreiche, zwischen Licht und Schatten gelagerte Oberflächen, die zuweilen an die Lebhaftigkeit impressionistischer Malerei erinnern und gleichzeitig weit über diese hinausgehen. Als erster moderner Bildhauer begreift Rodin das Unvollendete als künstlerisches Prinzip und setzt es bewusst ein. So bleiben seine Skulpturen offen und verlangen nicht nach praktischer Vollendung, sondern bieten sich der Vorstellungsarbeit des Betrachters an. Anders als Michelangelo, für den der Stein bereits die Figur „enthält“, begreift Rodin sein Material viel mehr als Rohstoff, dem er Kraft seines schöpferischen Vermögens Leben einhaucht. Die besondere Intensität im Ausdruck der Skulpturen gründet ganz wesentlich auf dieser enormen künstlerischen Fähigkeit und sicherte Rodin schon zu Lebzeiten weltweite Anerkennung. Insgesamt lässt sich Rodins Leistung jedoch nicht auf einen Stilbegriff festlegen, vielmehr schuf er eine kraftvolle, eigenständige Art von Skulpturen, die den Menschen mit all seinen seelischen und geistigen Regungen, Leidenschaften und Konflikten erkannte. Bereits frühzeitig begeisterte man sich in Deutschland für Rodin und seine öffentliche Anerkennung durch Publikationen; Ankäufe für Museen und Ehrungen liefen jenen in Frankreich sogar voraus. So erwarb Georg Treu, der Direktor der Skulpturensammlung Dresden, 1894 die ersten Skulpturen für ein deutsches Museum. Die Reihe der Verehrer war lang und reichte von Max Liebermann und Käthe Kollwitz bis zu Harry Graf Kessler, der 1904 in seiner Funktion als Direktor des Museum für Kunst und Gewerbe eine Rodin-Ausstellung in Weimar organisierte. Vom Wirken Kesslers in Weimar unabhängig verlieh die Jenaer Universität am 9. Mai 1905 anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Todestages Friedrich Schillers Auguste Rodin die Ehrendoktorwürde. Der Künstler zeigte sich „tief geehrt durch die hohe Auszeichnung“ und schenkte daraufhin dem von Kessler geleiteten Museum eine Folge aquarellierter Aktzeichnungen und der Jenaer Universität die Bronzebüste Minerva. Neben Originalen aus Gips zeigen wir eine Vielzahl von Bronzen und Marmorskulpturen, sowie auch plastische Studien und Entwürfe, die Rodins Arbeitsweise in besonderer Weise deutlich machen. Hinzu kommen zahlreiche Aquarelle und einige jener wunderbaren Fotografien von Eugène Druet, die Rodin selbst oft in seinen Ausstellungen zeigte. Rodins Zeichnungen und Aquarelle sind meist eigenständige Arbeiten, deren künstlerischer Wert unabhängig von den Skulpturen ist. Viele der Blätter zeigen erotische Motive, berühmt sind aber auch die vielen Zeichnungen zur Architektur der französischen Kathedralen.

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Auguste Rodin
Skulpturen, Aquarelle, Fotografien
Kurator: Erik Stephan