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„…aus einem malerischen Land“

zeigt das Schaffen zehn junger Künstlerinnen (8) und Künstler (2) aus der Schweiz.

Der Titel der Ausstellung „… aus einem malerischen Land“ setzt ganz bewusst auf die Auseinandersetzung mit Klischees – z.B. jenem der idealtypisch scheinenden Berglandschaften – und darauf, dass dieses Thema auch für eine junge Generation von Künstlerinnen weiterhin interessant ist.

Jedoch wäre der Blick illegitim verkürzt, würde sich die Ausstellung auf Landschaftsmalerei beschränken. Die tradierten Techniken wie Malerei und Zeichnung werden sowohl thematisch als auch formal von jungen KünstlerInnen sorgfältig untersucht und produktiv verwendet.

Die technische Bandbreite reicht von Aquarell, Öl, Acryl, lasierendem oder pastosem Farbauftrag, alla prima Malerei bis zu Zeichnung und Mischtechnik. Oft ist die intensive Auseinandersetzung mit klassischer Malerei in den Arbeiten erkennbar. Augenfällig ist die Verwendung von teils penibel perfektionierten Techniken sowie deren Umdeutung und Neudefinition.

Anaïs Gumy Geboren 1983, lebt und arbeitet in Crissier and Aigle. Die junge Waadtländer Künstlerin Anaïs Gumy benutzt mit Vorliebe große Formate. Stand in ihren früheren Arbeiten das Porträt – auch das Selbstporträt – im Vordergrund, so ist es heute die Landschaft, die ihr malerisches Interesse herausfordert. Sie arbeitet dabei vordergründig figurativ, um jedoch die Landschaft über große malerische Flächen in einen Abstraktionsraum zu verweisen, in dem der Farbe selber eine eigene Untersuchung gilt. Ihre jüngsten Arbeiten sind Landschaften, in denen sie Konturen, Horizonte und Uferlinien mit einem Schleier von Farbe überdeckt und den Eindruck von Weite oder Bildtiefe zugunsten von Farbflächen auflöst. Anaïs Gumys Arbeiten, die sich gleichzeitig an den flämischen Altmeistern wie an zeitgenössischer Malerei orientieren, oszillieren so eigentlich zwischen der Darstellung eines Motivs und dem Ausloten der Malerei als solcher.

Georgine Ingold Geboren 1965, lebt und arbeitet in Basel. „Heroes" benennt Georgine Ingold ihre Bilder aus den letzten fünf Jahren und verweist damit auf Helden aus der Filmgeschichte wie beispielsweise Marlon Brando oder aus der Sportwelt, mit denen sie eigene Erinnerungen verbindet. Die Bilder von Georgine Ingold sind meist in Serien gegliedert, die sich in der Wahl der Motive und der Stilmittel geringfügig voneinander unterscheiden. Es geht ihr weniger um das Abbild eines Helden, als um die visuelle Umsetzung eines persönlichen Empfindens. Gerade in einer von Medien geprägten Welt, in der unsere Realität und die Wahrnehmung von Personen öffentlichen Interesses von Bildern gesteuert oder ersetzt wird, ist dieses Thema von einiger Brisanz. Die Malerei vermag hier neue Erkenntnisse durch andere Sehweisen zu bieten.

Olaf Quantius Geboren 1971, lebt in Basel. Der Künstler Olaf Quantius beschäftigt sich in seinen Bildern mit dem Unbeachteten und Abseitigen. Über die Fokussierung von zumeist menschenleeren Landschaften thematisiert er die Atmosphäre des Unwirtlichen und Unheimlichen. In den jüngst entstandenen „nomad paintings“ beispielsweise setzt sich Olaf Quantius mit den einfachen Architekturen von Hütten und Schuppen auseinander. In seinen Bildern erhalten die ungastlich wirkenden Hütten eine körperliche Qualität: In den leeren Landschaften, die zwischen vibrierenden Farbverwischungen, motivischen Fragmentierungen und Abstraktionsprozessen changieren, sind die Hütten oft die einzigen klaren farblichen und motivisch gestalteten Fixpunkte.

Thomas Hauri Geboren 1974, lebt und arbeitet in Basel. Thomas Hauris monumentale Aquarelle haben Stadtansichten, Industrieanlagen, Innenräume von Repräsentationsbauten und Einkaufszentren zum Thema. Seine Motive findet er hauptsächlich im städtischen Raum und in Industriezonen; sei dies nun Basel, Paris oder Berlin. Großflächige Fassaden und unterschiedlich große Gebäudekörper, die zueinander in einem bestimmten Spannungsverhältnis stehen, interessieren ihn besonders. Die oft gigantischen Ausmasse der gemalten Gebäude erfordern große Formate. So wie sich in riesigen Gebäudekomplexen die Perspektive verzerrt, so verflüchtig sich stellenweise der Farbauftrag. Stattdessen treten das verwendete Medium Aquarell und die physische Präsenz des Papiers in den Vordergrund.

Andrea Muheim Geboren 1968, lebt und arbeitet in Zürich. Für Andrea Muheim ist die Malerei vor allem ein Medium der Intimität. Sie erkundet in diesem Medium das Quartier ihrer Arbeitsumgebung; sie porträtiert ihr soziales Netz, ihre Kinder, ihre Liebsten und die Räume, in denen sie leben, schlafen und arbeiten. Für die Künstlerin ist Malen eine Form der Kommunikation und der Zwiesprache – begleitet von intimen Gesten und zarten gemalten Strichen, motivisch ausgedrückt in Berührungen zwischen Figuren, aber auch in verhüllenden Vorhängen vor einem Bett. Die neuste Mal-Serie kündet jedoch von einem Bruch. Die Bilder formulieren in großen Formaten Straßenzüge, Parks oder Plätze, im dumpfen Kolorit der Nacht oder der Morgendämmerung gemalt. Die Malereien zeugen von der Stimmung der nächtlichen Stadt, die sich als Spiegel in der flanierenden Beobachterin festsetzt – auf leisen Sohlen wie eine Katze im Dunkel der Straßen und Dämmerung schleichend, auf der Suche nach einem Teller Milch oder einer streichelnden Hand.

Monika Ruckstuhl Geboren 1965, lebt und arbeitet in Basel. Die Künstlerin Monika Ruckstuhl befasst sich in ihrer Malerei vorwiegend mit Landschaften und Interieurs. Sie stützt sich dabei – wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen – auf fotografische Vorlagen, verwendet aber im selben Bild oftmals unterschiedliche Motive. Somit entwickelt sie eigene Bildvorstellungen, woraus in sich schlüssige Kompositionen entstehen, von denen aber immer auch eine irritierende Wirkung ausgeht. So ist zum Beispiel in den Landschaftsbildern kein eindeutiger Betrachterstandpunkt auszumachen, da sich die Perspektive in den Bildern dauernd verändert. Eigen ist auch die Farbgebung in diesen Malereien, in denen vorwiegend ein diffuses Licht herrscht; grelle und bunte Farben sind kaum anzutreffen. Die Vorlagen zu den Bildern stammen aus bereits bearbeiteten Landschaftsvorstellungen – sei es durch die Tourismusfotografie, sei es durch die Malerei selbst.

Klodin Erb Geboren 1963, lebt und arbeitet in Zürich. Erst vor wenigen Jahren hat Klodin Erb wieder zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei gefunden. Ihre Bilder referenzieren ebenso das klassische Stilleben, wie auch Film-Stills oder ein fotografisch inszeniertes Bild. Das Barocke, das Klodin Erbs Malerei anhaftet, wird bewusst evoziert und über einen expressiven Malstil mit einem eigenen Gefühl für Farbe und Farbkomposition ausgereizt. Sie schickt den Betrachter auf eine Achterbahn der Gefühle; zwischen Opulenz und Horror ist der Grat schmal. Den von Klodin Erb adaptierten Bildwelten aus der Kunstgeschichte werden somit auch alltägliche und unspektakuläre Szenen beigesellt, die mitten in die jetzige Zeit treffen. Oft ebenso rätselhaft und intensiv.

Lena Eriksson Geboren 1971, lebt und arbeitet in Basel. Lena Eriksson greift in vielen ihrer Arbeiten auf ihr persönliches Umfeld zurück, das sie für performative Kunst-Ereignisse einsetzt. Oft spielt sie auf humorvolle Weise mit dem Erwartungsdruck, dem Kunst und Kunstschaffende ausgesetzt sind. So ist auch das Verhältnis zur Malerei und Zeichnung bei Lena Eriksson ein eher konzeptionelles und aktionistisches. In der Aktion Ein Tag im Leben von Lena Eriksson, subjektiv und objektiv (2007), erarbeitete sie eine Serie von aquarellierten Zeichnungen, in welcher die Künstlerin den 11. September 2007 von morgens bis abends stündlich festhält. Der mittlerweile als dunkler Tag in der Menschheitsgeschichte eingegangene 11. September (2001) bildet eine historische Demarkationslinie, die im Gegensatz zu den alltäglichen, persönlichen Erlebnissen der Künstlerin steht.

Karin Schwarzbek Geboren 1969, lebt und arbeitet in Zürich. Die jüngsten Malereien der in Zürich lebenden Künstlerin Karin Schwarzbek konzentrieren sich auf einen bestimmten Ausschnitt von Körpern in Bewegung – genauer, auf Unterleib, Gesäß und Beine. Immer dreht sich die Arbeit der Künstlerin um die Erfindung der Figur in der Malerei. Die scheinbar fließenden Übergänge von Figur und Hintergrund sind bewusst inszenierte Farbmomente, welche die Kontur einer Figur stören und somit hinterfragen. Die Figuren scheinen sich trotz dieser Unbestimmtheit ihrer Exponiertheit bewusst. Gerade durch die scheinbare Aushebelung von physikalischen Körpergesetzen gewinnen sie ihre Präsenz in der reinen Gegenwart der Malerei.

Indra Geboren 1977, lebt und arbeitet in Basel. Die Bildwelten von Comic, Fantasy und Manga haben die Malerei seit den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts intensiv befruchtet. Auch die Künstlerin indra. gehört zu den Vertreterinnen der Malerei, die sich von den fernöstlichen Comic-Welten angezogen fühlt. Ihre fantasiehaften Bildwelten sind in einer hochartifiziellen Malerei entwickelt. Das Figurenrepertoire setzt sie in absurden, oftmals auch humorvoll pointierten Szenen zusammen. Das Kolorit von indras Bildern ist so virtuell und künstlich wie die Inhalte der Fantasy-Welt: grellbunt, dann und wann auch zart rosa und melancholisch grau. Viele der traumverlorenen Phantasielandschaften scheinen direkt aus dem Projektionsraum des Kinos entwickelt. Die märchenhaften Wesen flattern durch diese Räume wie Schmetterlinge. Fähig zur Metamorphose wie die Phantasie selbst.

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aus einem malerischen Land
kuratiert von Basis Wien

mit Anais Gumy, Georgine Ingold, Olaf Quantius, Thomas Hauri, Andrea Muheim, Monika Ruckstuhl, Klodin Erb, Lena Eriksson, Karin Schwarzbek, Indra