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„Baby-Body“ zeigt künstlerische Experimente zum Thema Säugling. Präsentiert werden national und international renommierte Künstler, die die gewohnte, klischetisierte Wahrnehmung von „Baby“ durchbrechen. Der Automatismus beim Anblick eines „Baby-Body“ wird dem Betrachter bewußtgemacht. Die Ausstellung reflektiert die Fülle von symbolischen Bedeutungen, mit denen das Wesen Säugling verbunden ist. Gleichzeitig zeigt sie, wie Künstler auf ein Baby als 'unbeschriebenes Blatt' reagieren.

Andrea Bender (Düsseldorf, geb. 1972) verspottet mit ihren massigen, konturlosen Säuglingen die verniedlichende Baby-Ästhetik und persifliert mit ihren Eltern- und Kind-Monstern die Vorstellung eines funktionstüchtigen „Generationenwechsels“.

Erik Binder (Bratislava, geb. 1974) präsentiert Babies als leere Hüllen, die mit Ersatz nährstoffen gefüllt werden. Refelektiert wird so die Erziehung zum Kommerz.

Einen ähnlichen Leitgedanken verwirklicht Manfred Erjautz (Wien, geb. 1966) mit seinen gesichtslosen Baby-Puppen, die über und über mit Logos und Signets besetzt sind.

Frank Jacob Esser (Krefeld, geb. 1970) präsentiert riesige Panoramen mit phantastischen Bilderzählungen, die als Träume und Wahrnehmungen von Säuglingen er scheinen.

Bei Marianna Gartner (Calgary, Kanada, u. Budpaest, geb. 1963) treten Babies als hilflose Opfer oder diabolische Wesen. Der Körper des Säuglings wird in beiden Fällen der selbstverständlichen, eintrainierten Wahrnehmung entzogen. Das Böse erscheint zynisch als Anfang der Menschheit.

Uwe Gräbner (Genf, geb. 1960) konfrontiert bekannte Gesichter der Ge schichte - von Adolf Hitler bis Marilyn Monroe - mit ihrem Antlitz als Baby. Demonstriert wird, daß der verniedlichende Blick auf den Säugling jede menschliche Entwicklung ausblendet. Das Motiv Baby Säugling wird zur Reflexion übermediale Ikonen.

In seiner Radierung „Tote Mutter“ aus dem Zyklus „Vom Tode II“, 1898 charakterisiert Max Klinger (1857 – 1920) im Sinne Schopenhauers die "Mutter" als reinen Vermehrungsorganismus, der nach der Fortpflanzung folgerichtig abstirbt.

Markus Krön (Wien, geb. 1970) überblendet in seinen Gemälden zeitgenössische Säuglinge mit Motiven der Heiligen Familie. Die Vorstellung einer Sym-biose von Eltern und Kind wird so als Projektion nach allzu bekannter Vorlage charakterisiert. Jenseits der üblichen Rolle läßt Krön Schwangere als Nymphen und Grazien auftreten.

Jose Arturo Martín / Javier Sicilia (Madrid, geb. 1974/71): Die Installation Remesa de niños adoptados von 2002 zeigt zwei Männer, die schwarzhäutige Babys auf eine Wäscheleine hängen. Kritisiert wird eine standardisierte – und standardisierende - Erziehung, die die Bewegungsfreiheit des Kindes wortwörtlich einschränkt. Verwiesen wird auch auf Rassenkonflikte und Pseudo-Humanitäten durch die reichen „weißen“ Völker.

Werner Neuwirth (Rüsselsheim, geb. 1950) zeigt Machtphantasien eines Babys, das sich als Jäger sieht, und präsentiert einen Säugling als magisches Wesen, das die Sprache der Tiere versteht. So reflektiert er die projektiv unterfütterten Wahrnehmun gen eines Kleinkinds.

Ulrike Rosenbach (Köln, geb. 1943) überspitzt in ihren Videos „Einwick lung mit Julia“ und „Mutter liebe“ auf groteske Weise das Thema erdrückender Bemutterung.

Die Fotokünstlerin Judith Samen (Düsseldorf, geb. 1970) umspielt ironisch die Archetypen von nährender Mutter und schutzlosem Kind.

Eva Schwab (Frankfurt, geb. 1966) zeigt Säuglinge als „Nachbilder“, Snapshots, die als dis pro portionierte, halb transparente Erinnerungs-Schatten erscheinen. Die Gemälde thematisieren so die Prinzipien der bildnerischen Erinnerung und gleich zeitig die emo tionalen Automatismen bei der Wahrnehmung eines Babys.

Max Streicher (Toronto, geb. 1958) zeigt aufblasbare Riesen-Säuglinge. Die Babies ver weigern sich allein durch ihre bedrohliche Größe dem verniedlichenden Blick. Sie verdeutlichen die ungewöhnlichen Proportionen eines Säuglings. Als leere Schemen zeigen sie darüber hinaus das Baby als unbeschriebenes Blatt, als leere, labile Hülle, die durch die Vita sukzessive gefüllt und „stabilisiert“ wird.

Cornelius Völker (Düsseldorf, geb. 1965) spielt mit einem alten Baby-Kult in der Kunst und zermatscht in seiner Serie „Puttiklatsch“ die berühmten engelhaften Kinder wesen. So zeigt er, daß die Kunst der Moderne lustvolles Zerstören und gleichzeitig zerstörendes Bewahren der alten sakralen Bildtraditionen bedeutet.

Wal (Reggio Emilia, geb. 1949): Wal läßt Säug linge als Buddha, Narziß oder "Blauer Reiter" auftreten. Die Baby-Skulpturen parodieren so prominente kultur geschichtliche Leitmotive. Ein Blinde-Kuh-Spiel wird zum Emblem für eine närrische Welt, die sich insgesamt als Theater von blinden Babies erweist.

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Baby Body
Babies in der zeitgenössischen Kunst

mit Andrea Bender, Erik Binder, Manfred Erjautz, Frank Jacob Esser, Marianna Gartner, Uwe Gräbner, Max Klinger, Markus Krön, Jose Arturo Martín / Javier Sicilia, Werner Neuwirth, Ulrike Rosenbach, Judith Samen, Eva Schwab, Max Streicher, Cornelius Völker, Wal