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Eröffnung: Freitag, 21.09.2007 ab 19 Uhr Künstlergespräch/Finissage: Freitag, 02.11.2007 um 19 Uhr

Vom 21. September bis 02. November 2007 präsentiert der Deutsche Künstlerbund in seinem Projektraum in Berlin-Mitte die erste gemeinsame Ausstellung des Künstlerduos bankleer (Kasböck/Leitner) und Andreas Wegner - zwei künstlerische Positionen, die sich mit der kritischen Hinterfragung realpolitischer Situationen und ökonomischer Verhältnisse auseinandersetzen.

Das Künstlerduo bankleer reflektiert unter dem Titel »Niemand, Nichts, Nie« leere Orte der Macht. Was passiert, wenn ehemals politisch symbolträchtige Bauten auf Grund politischer Veränderungen ihren Status verlieren und plötzlich nicht mehr als Machtzentren dienen, gar verlassen werden und nur noch ihre leeren Hüllen von einer anderen Zeit berichten? Wie gehen die Menschen mit diesen ehemals als Gleichnis der Macht verstandenen Bauten um? Anhand von zwei Beispielen untersuchen bankleer diese Leerstellen: Das sich in Auflösung befindende Lenin Museum in Gorki bei Moskau und der verlassene Palast der Republik samt seines Vorplatzes in Berlin.

Nachdem das zentrale Lenin Museum in Moskau geschlossen wurde, eröffnete man in Gorki, dem Lebensort Lenins in seinen letzten Lebensjahren, 1987 ein großes Museum. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems hat das Museum massiv an Bedeutung verloren und befindet sich in desolatem Zustand. Der 1976 eröffnete Palast der Republik, Symbol der Staatsmacht des DDR Regimes als Volkshaus der sozialistischen Arbeiterbewegung, wurde nach der Wende 1990 wegen Asbestverseuchung geschlossen. 17 Jahre lang stand dieses Gebäude und dessen Vorplatz (meist) ungenutzt in Berlins Mitte, bis es nunmehr der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses weicht, an dessen Stelle es ursprünglich erbaut wurde. Beide Orte werden heute als /passagère/ Orte von jugendlichen Skatern bzw. BMX Fahrern benutzt. Mit dem filmischen Sichtbarmachen dieser leeren Orte der Macht versuchen bankleer eine Beschreibung der realen sowie symbolischen Leere, die als Platzhalter des politischen Raumes fungiert.

Auch Andreas Wegner setzt sich in seiner Arbeit mit etwas auseinander, was nicht da ist oder woanders oder besser noch nicht da ist und gleichzeitig daran erinnert, dass da etwas gewesen sein muss. Ausgehend von den Theorien des französischen Gesellschaftstheoretikers Charles Fourier (1772-1837), einem der Erfinder des Genossenschaftsbegriffs, untersucht Wegner in seinem Projekt »LE GRAND MAGASIN« das Solidaritätsprinzip von Produktivgenossenschaften in Europa und wird 2008 im Berliner Bezirk Neukölln ein Kaufhaus eröffnen, in dem ausschließlich Waren aus produktivgenossenschaftlicher Produktion angesehen oder gekauft werden können. Auf Plakaten wird das Projekt veranschaulicht und die Organisationsstruktur des größten europäischen Dachverbandes »Cooperatives Europe« dargestellt.

Bei der im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes gezeigten Skulptur von Andreas Wegner handelt es sich um eine Replik des Sockels eines Denkmals Charles Fouriers, das ursprünglich am Pariser Place Clichy stand. Nachdem die Skulptur im Jahr 1944 von den Nationalsozialisten eingeschmolzen wurde, ergriffen 1966 »les barricadiers de la rue Gay-Lussac« und Kunststudenten die Initiative, eine Rekonstruktion des Standbildes zu veranlassen. Doch nur kurze Zeit hielt sich Fourier auf dem Sockel – wegen angeblicher Erregung öffentlichen Ärgernisses entfernte die französische Polizei die Figur kurze Zeit nach ihrer Aufstellung. Bis heute steht nur der leere Sockel auf dem bekannten Pariser Platz. Ergänzt wird diese Arbeit durch eine Fotografie einer realistischen Skulptur Charles Fouriers, die Andreas Wegner 2006 anfertigte.