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07.03.2020 - 01.08.2020

BARBARA BLOOM
Works on Paper, on Paper

Works on Paper, on Paper ist die zweite Ausstellung von Barbara Bloom bei Capitain Petzel. Sie gliedert sich in die beiden Werkgruppen Stand-Ins im Hauptgalerieraum und Objects of Desire auf der Rückseite der dort eingezogenen Trennwand.

Blooms Stand-Ins bilden eine seit den 1980er Jahren fortlaufende Serie der Künstlerin. In Works on Paper, on Paper präsentiert sie daraus zwei historische Werke – „Marriage on the Rocks“ von 1986 und „Homage to Jean Seberg“ von 1981 – sowie vier neue Arbeiten. Jedes Stand-In besteht aus einem ausgerollten Bogen nahtlosen Foto-Hintergrundpapiers, auf das ein Möbelstück und Requisiten platziert wurden: Bücher, offene Magazine, Zeitungen, Kleidungsstücke oder ein gerahmtes Bild. Die Inszenierungen bewegen sich zwischen Skulptur, Bühnenbild und einem Setting, das einer Detektivarbeit zu dienen scheint.

In der Fotografie wird Hintergrundpapier benutzt, um das, was davor platziert wird, so zu rahmen, dass Modell und Requisiten in homogener Umgebung abgelichtet werden können. Der Sinn dieses Farbfeldrahmens besteht darin, die Objekte von der realen Welt zu trennen, sie kontext- und raumlos zu machen. Auch in Blooms Arbeiten fungiert der Hintergrund als Rahmen, doch gibt es weder einen Fotografen, noch werden Bilder gemacht. Zu sehen ist nur der Aufbau, eine Szenerie, die impliziert, dass ein Ereignis gerade stattgefunden hat oder noch stattfinden wird. Wenngleich sich die Gegenstände physisch vor den Betrachtenden befinden, existieren sie nicht in der Jetztzeit; durch ihre Platzierung in einem neutralisierenden Farbrahmen werden sie zeitlos.

In Blooms Werk spielt die Hommage an eine Person oder einen Ort seit Jahren eine herausragende Rolle. Sie hat sich vielfach mit unterschiedlichen Formen von Gedenken und Würdigung befasst und reflektiert, wie die Anwesenheit einer abwesenden Person oder eines vergangenen Ereignisses erfahrbar gemacht werden kann. Mit ihren Stand-Ins nähert sich Bloom dem Thema des Porträts an, ohne dass die Arbeiten selbst tatsächlich Porträts sind. Stattdessen fungieren bei den Stand-Ins die Möbelstücke und Requisiten als metonymische Übersetzer: Gegenstände, die stellvertretend für eine Person stehen oder verwendet werden können.

Auf der Rückseite der dort eingezogenen Trennwand präsentiert Bloom ihre neue Serie Objects of Desire. Dabei geht sie von der Vorstellung begehrter Memorabilia aus und reflektiert, was ihnen ihren Reiz und die Fähigkeit verleiht, als Bedeutungsträger zu fungieren. Was wäre, wenn wir Objekte nicht aufgrund ihrer ästhetischen, symbolischen oder metaphorischen Qualitäten auswählen würden, sondern als Vermittler zwischen Menschen? Vielleicht sollten wir Gegenstände – wie der Anthropologe Alfred Gell es beschrieben hat – als Botschafter ansehen. Bloom stellt eine Reihe von Objekten vor, die im Laufe der Jahre, wie sie sagt, „in mich eingedrungen sind“. Bei diesen handelt es sich nicht um die Originalobjekte; sie besitzen daher nicht die Aura derjenigen Gegenstände, die in der Vergangenheit von der Hand ihrer berühmten Besitzer berührt wurden. Es sind Faksimiles von Objekten, die im Laufe ihres Lebens für Bloom an Bedeutung gewonnen haben. Ihre Nachbildungen werden jeweils auf individuell gefertigten Trägern präsentiert, die ihrerseits Auskunft über die Interaktion des ursprünglichen Besitzers mit dem jeweiligen Objekt geben.

Bloom wurde 1951 in Los Angeles geboren und schloss 1972 ihr Studium am California Institute of the Arts ab. Sie lebt und arbeitet in New York City. Ende 2020 wird Bloom eine Ausstellung in der Kunsthal Aarhus haben und 2022 auf Initiative von Hans Ulrich Obrist eine Auftragsarbeit für The Shed in New York realisieren. Ihre Arbeiten befinden sich in Sammlungen weltweit, unter anderem in der Dutch National Collection, The Hague; International Center of Photography, New York; MAK Museum of Applied Arts, Vienna; Musée Cantini, Marseille; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum of Modern Art, New York; Stedelijk Museum, Amsterdam; The Art Institute of Chicago; The New School, New York und Yokohama Museum of Art, Yokohama.