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Jahrzehntelang prägten Fotografien von Barbara Klemm das visuelle Bild der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Als Redaktionsfotografin mit den Schwerpunkten Feuilleton und Politik dokumentierte sie politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse des Zeitgeschehens. Dabei entwickelte die Bildjournalistin ein untrügliches Gespür für Merkpunkte der Geschichte, die sie in formal und ästhetisch genau kalkulierten Bildkompositionen festhielt. Ihre eindrucksvollen, konsequent schwarzweiß gehaltenen Aufnahmen sind weit mehr als nur kurzlebige, das aktuelle Tagesgeschehen illustrierende Pressefotografien. Die Bilder, die sie mit sicherem, unaufdringlichem Blick mit der Kamera einfängt, zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen über den aktuellen Moment und manchmal auch über das Thema hinaus universelle Aussagen formuliert sind. Neben den unzähligen Fotografien, die an politischen Schauplätzen entstanden und Begebenheiten von historischem Wert festhalten, nehmen in Klemms äußerst umfangreichem Œuvre Szenen aus dem Alltagsleben einen wichtigen Platz ein. Gerade diese Bilder, die sie als Berichterstatterin der FAZ von vielen Reisen in nahe und ferne Länder mitbrachte, belegen ihr großes Interesse an ihren Mitmenschen sowie an deren politischen und sozialen Lebensverhältnissen. Da die Journalistin ein möglichst "unretuschiertes" Bild vom Leben in China, Rußland, Indien, Spanien oder Südafrika zeigen will, richtet sie ihr unbestechliches Auge auf die Menschen, die ihren ganz normalen alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Ihre fotografische Neugier beschränkt sich bei diesen Alltagsbeobachtungen nicht allein auf die Menschen, sondern gilt in gleichem Maße ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Dabei stößt sie vielfach auf bittere Armut und Elend, doch niemals verletzt sie die Würde der Abgebildeten. Barbara Klemm fotografiert sie aus einer behutsamen Distanz und so unauffällig, dass die Fotografin oft nicht bemerkt wird. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie den Menschen am Rande der Gesellschaft: Armen, Alten, Einsamen, Obdachlosen. Aus ihren Bildern spricht ein ausgeprägtes soziales Verantwortungsbewußtsein, ein großes Einfühlungsvermögen und nicht selten blitzt ein feiner Humor auf. Doch nicht nur die Unbekannten auf der Straße werden von Barbara Klemm in ihrer vertrauten Umgebung abgebildet, auch beim Porträtieren berühmter Zeitgenossen - Schriftsteller, bildende Künstler, Regisseure, Schauspieler und Musiker - bezieht sie ganz gezielt das Milieu ein. Diese Porträts sind nicht nur Abbilder von prominenten Mitmenschen, sondern immer auch Zeugnisse eines intensiven Dialoges zwischen der Fotografin und ihrem Gegenüber. Die stumme Zwiesprache, die im Verlauf der Begegnung von wechselseitiger Annäherung und Entfernung geprägt ist, wird in einer ungezwungenen, vertrauensvollen, bisweilen freundschaftlichen Atmosphäre geführt. Klemms Künstlerporträts sind deshalb keine idealisierten Staraufnahmen, sondern authentische Bilder von Persönlichkeiten, die das kulturelle Leben in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben. So wie bei ihren Straßenbildern vermag die Fotografin auch bei den Künstlerporträts aus dem scheinbar Unspektakulären, dem Alltäglichen das Prägnante und Typische herauszufiltern.

Kuratoren der Ausstellung: Carmen Schliebe und Inge Zimmermann

Pressetext

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Barbara Klemm - Fotografie
Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, Berlin
Kuratoren: Carmen Schliebe, Inge Zimmermann