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Als Bart Domburg 1998 nach Berlin zog, nahm die Ortsveränderung großen Einfluss auf seine Bildthemen. An die Stelle von Portraits von Menschen rückten Portraits von berühmten Orten. Vor allem die geschichtsträchtigen Berliner Orte weckten Domburgs Interesse, regten ihn zu zahlreichen Besuchen und Fotoskizzen an und wurden zum zentralen Thema seiner figurativen Ölbilder. Trotz der nahezu veristischen Malweise wird keineswegs Transparenz angestrebt. Diese Orte – das Schloss Cecilienhof als Tagungsort der Potsdamer Konferenz oder der Jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee – haben alle etwas zu verbergen. Auf Bart Domburgs Gemälden werden meist die Parks und Gartenanlagen fokussiert, also wenig mehr als Wiesen, Wasser, Bäume und Äste. Und doch verraten nicht erst Titel wie Berlin, Garten, Haus der Wannseekonferenz, dass es sich bei dem Blick in einen herbstlichen Park, mit kahlen Bäumen und einem sandfarbenen Gebäude – unspezifischer können Orte kaum markiert sein – auf keinen Fall um irgendeinen Ort handelt. Domburgs Berliner Ansichten mit ihren unheilschwangeren, verhangenen Himmeln sind aufgeladen: historisch, politisch, persönlich und symbolisch. So sehr, dass auch in den Außenräumen die Luft schwer wirkt.

Wenn sich Bart Domburg im Anschluss Orten zuwendet, die ganz im Gegenteil ein Irgendwo darstellen, verfolgt er konsequent seine Interessen weiter. In noch konzentrierteren Ausschnitten wird die Sicht in einen noch verdichteteren Wald auf Taschenlampenradius beschränkt. Zwei verspiegelte Fenster, zwei leere Betten, Vorhänge. In diesen Darstellungen, die auch als innere Bilder zu lesen sind, sind alle schon weg, versteckt oder nie da gewesen. Als Betrachter bleibt man ausgeschlossen, nicht mehr nur aus der Historie sondern auch aus der Zeitlosigkeit. Der Blick ist beschränkt und beschnitten, blitzt ab und fällt ins Leere.

In Bart Domburgs jüngsten Arbeiten, die unter dem Titel Capital ab dem 10. Januar 2009 in der Galerie Bourouina zu sehen sind, findet eine Engführung der bisherigen Leitmotive statt. Gleichzeitig treten ganz neue Aspekte hervor. Seit einigen Jahren konzentriert sich Bart Domburg ausschließlich auf Fassaden und dekliniert dieses Thema durch, ähnlich wie er zuvor mit Nahaufnahmen und Vergrößerungen die Grenzen seiner Portraits von Menschen und Orten ausgelotet hat. Die Fassade als Schnittstelle zwischen Privatem und Öffentlichkeit bleibt als Sujet stets erkennbar, reibt sich jedoch permanent an der Auflösung in Abstraktion. Wohnblockfassaden mit klaren Fensterreihen stehen neben Farbrastern, die zwischen verspiegelten Fronten von Bürotürmen und reinen Farbfeldern changieren. Das vielfach gebrochene Licht orientiert sich in seinen zarten Farbverläufen an Spiegelungen, die ein Gegenüber andeuten ohne es wirklich sichtbar zu machen. Die schillernden Lichteffekte wirken dabei sehr verführerisch. Gleichzeitig verweigern sich jedoch die Bildbegrenzungen als Orientierung für Horizontalen und Vertikalen und lassen die Fensterreihen aus der Achse gleiten. Durch Kanten und Nähte, die Plastizität nur noch missverständlich andeuten, wird die Desorientierung akut. Während sich diese Orte, geknickt und gefaltet, unbemerkt in Material verwandeln.

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Bart Domburg
Capital