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Knoll Galerie Wien freut sich die erste Einzelausstellung Bartosz Kokosińskis’ zu zeigen. Kokosińksi, Jahrgang 1984, studierte an der Akademie der bildenden Künste Krakau Malerei, und lebt und arbeitet derzeit in Warschau.

Kokosiński zählt zu jener Generation aufgewachsen im digitalen Zeitalter, für die der freie Zugriff auf globalisierte Informationsflüsse und mobile Kommunikation eine Selbstverständlichkeit darstellen. Im Gegensatz zu seiner Vorgängergeneration, die zunächst noch von Restriktionen des kommunistischen Regimes geprägt war und nach 1989 relativ abrupt in eine kapitalistisch orientierte Marktgesellschaft versetzt wurde, stellt dieser Übergang für die jüngere Generation keinen Hauptfokus mehr im künstlerischen Schaffen dar. Vielmehr knüpft Kokosinski direkt an globale Thematiken und Strömungen an, die er in seiner raumgreifenden Malerei teils abstrakt, teils befüllt mit Alltagsgegenständen darstellt. Er bedient sich dabei spielerisch verschiedener Genres der Malerei wie Stilleben, Assemblage, Landschaftsmalerei, Arte povera oder Minimal Art und transformiert sie durch seine gebogenen Keilrahmen und aufbrechenden Leinwände in scheinbar autonome Objekte.

In seiner Serie „Paintings devouring Reality“, verschlingen die Leinwände gleichsam ihre Umwelt. Verschiedene Situationen, Umgebungen, oder Zustände verhüllt Kokosiński mit der Leinwand, lässt aber die Realität nach aussen drängen. Das Tafelbild agiert schützend, verhüllend und erstickend zugleich. In „Painting devouring my Studio“ verarbeitet Kokosiński Arbeitsmaterialien und nutzlos gewordenen Gegenstände seines Ateliers. Es funktioniert wie ein Porträt seiner Arbeitsumgebung, sowie seiner Profession und lässt uns die Bedingungen des Kunstschaffens und den Status des Künstlers überdenken. „Painting devouring a rural landscape“ wiederum, zeigt eine zuvor idyllisch ländliche Szene komprimiert und zerborsten im Bild. Die vorstellbare Idealversion eines schönen Landschaftsstrichs mit netten Einfamilienhäusern wurde von etwas eingeholt. Der Traum eines guten oder besseren Lebens durch eine übergeordnete, unsichtbare Macht erdrückt. Eine Metapher für die zahlreichen Auswüchse einer globalisierten Ökonomie, die ungefragt in die Privatsphäre eindringen. Während Kokosiński in der „verschlingenden Serie“ Vorgänge und Gegenstände aus der Realität quasi repräsentativ darstellt, beschäftigt er sich in seinen rein abstrakten Werken intensiv mit den Modalitäten der Malerei. Hier kommt ein unkontrollierbares, inneres Wesen der Malerei, so könnte man sagen, zum Vorschein. Wie in einem organischen Prozess brechen die Bilder von innen heraus auf, wölben sich nach vor, geben ihre Schichten frei oder produzieren rissige Oberflächen. Sie winden sich, ziehen sich zusammen oder bersten richtiggehend. Kokosinski behandelt die Malerei als metamorphotischen Prozess, der die Genesis und Evolution des Mediums kritisch hinterfragt und die Grenzen in den Raum hinein ausweitet. Dahinter befindet sich die häufig gestellte Frage was Malerei heute noch darstellen kann in einer bildbestimmten Welt, die ständigen visuellen Reizen obliegt. Eine mögliche Antwort sind Kokosinskis hybride Werke zwischen Malerei und Objekt, die auf mehreren Ebenen mit unseren Systematiken spielen und diesen Vorgang in formal wie inhaltlich ausgereifte, dreidimensionale Objekte übersetzen.