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Die Ausstellung Behind Faces in der Galerie Martin Janda zeigt vier fotografische Positionen, in welchen die Darstellung des Ungewissen und des Unklaren eine zentrale Bedeutung einnimmt. Ausgangspunkt der Ausstellungskonzeption war Robert Adams' Ansatz in seiner Serie Our Lives and Our Children: Die Fotografien zeigen alltägliche Situationen amerikanischen Lebens, kommunizieren jedoch auch Unsicherheit und Bedrohung. Genauere Informationen liefern Titel und Begleittext: Unweit von Denver wurde 1983 eine Plutoniumanlage errichtet. Robert Adams' Fotos sind keine explizite Anklage; vielmehr zeigen sie subtilen Umgang mit menschlichen Befindlichkeiten in unklaren Situationen.

Ebenso sind auch die in der Ausstellung Behind Faces präsentierten Arbeiten von Jeanne Faust, Gregor Neuerer, Judith Joy Ross und Sharon Ya'ari ohne konkrete Informationen über die Geschichten, die ihnen zugrunde liegen, in ihrer grundsätzlichen Aussage erfahrbar. Diese Geschichten sind ihnen eingeschrieben und als Subtext in der Atmosphäre der Bilder wahrnehmbar.

Sharon Ya'aris Fotoarbeiten zeigen Szenen in ländlichen Gebieten Israels. Gruppen von Menschen wandern durch Wiesen, mehrere Frauen stehen an einem Waldrand: alltägliche Situationen, die nichts Konkretes über eine direkte Gefahr erzählen. Anhand der Führung des Blicks, anhand der Komposition des Motivs und durch die trennenden Wege, die das Bild durchschneiden, werden jedoch Fragen nach Brüchen im normalen Alltagsleben aufgeworfen.

In seiner Fotoserie Spot Someone’s Experience as Someone’s Surroundings (2002-2004) zeigt der österreichische Künstler Gregor Neuerer Ausschnitte von Gebäuden in London. Die auf allen Hauswänden vorhandenen Verschmutzungen geben den streng und kühl komponierten Darstellungen eine unerwartete Dimension, ein irritierendes Moment.

Für ihre 1983 entstandene Serie Portraits from the Vietnam Veterans Memorial, Washington D.C. fotografierte Judith Joy Ross jugendliche Besucher dieser Gedenkstätte. Über den Grund ihres Besuchs wird nichts erzählt; die durchdringenden Blicke der Porträtierten, die Leere und Verlegenheit in ihren Gesichtern lassen aber eine Bandbreite von möglichen Motiven erahnen.

Die Fotoserie von Jeanne Faust la chance n'est pas du bonheur non plus entstand 2002 in der Normandie. Ausgehend von aktuellen französischen Filmen wie À vendre von Laetitia Masson, Rosetta von Jean-Pierre und Luc Dardenne oder L'humanité von Bruno Dumont, überzeugte Jeanne Faust einige Bewohner der Ortschaft Pirou, Episoden ihres Alltags vor der Kamera nachzustellen. „Die Fotos zeigen die Menschen zumeist im Zustand einer geheimnisvollen Normalität und Versunkenheit. ... Manche Szenen könnten von Abschied handeln, von Aufbruch, von Flucht; wenig scheint die Menschen an diese Orte zu binden. ... Doch wird die endgültige Bestätigung solcher Mutmaßungen nicht erteilt.“ (aus: Tom Holert, Standbilder für ein abwesendes Drehbuch. In: Jeanne Faust, Ausstellungskatalog Kunsthalle Düsseldorf, Köln 2003, S. 38)

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