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22. Oktober 2022 bis 26. Februar 2023
Eröffnung: 21. Oktober 2022, 20 Uhr (Haus geöffnet ab 19 Uhr)

BELKIS AYÓN: „YA ESTAMOS AQUÍ“

Mit Ya Estamos Aquí (Spanisch für: Wir sind schon hier) präsentiert das Ludwig Forum Aachen die erste Überblicksausstellung von Belkis Ayón (Havanna, Kuba, 1967-1999) im deutschsprachigen Raum. Anhand einer Auswahl von rund 70 Arbeiten, die im Zeitraum von Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre entstanden sind, werden wesentliche Schaffensperioden der Künstlerin vorgestellt. Die Figuren, Symbole und Rituale ihrer Collagrafien sind allesamt dem ausschließlich Männern vorbehaltenen afro-kubanischen Geheimbund Abakuá entlehnt, mit dem sich Ayón Zeit ihres Lebens intensiv beschäftigte. Vorstellungen von Synkretismus, also von der Verschmelzung verschiedener Glaubenssysteme sowie von hierarchischen Machtstrukturen, führt sie in ihren persönlichen Bearbeitungen der Abakuá Mythologien zusammen. Für diese aktualisierten Darstellungen des Mythos nutzte sie das Verfahren der Collagrafie – eine Drucktechnik, bei der collagierte und strukturierte Materialien in mühevoller Kleinarbeit auf eine Kartonmatrize geschichtet werden.

Ausgehend von neunzehn Drucken und drei Matrizen aus den frühen 1990er Jahren, die Teil der Sammlung Ludwig sind, wird die Ausstellung durch Leihgaben aus dem Nachlass von Belkis Ayón sowie eine Auswahl von Ephemera und Archivmaterialien erweitert. In dieser umfangreichen Präsentation ihrer Arbeiten werden nicht zuletzt auch Verbindungen zur Sammlung von Peter und Irene Ludwig und dem Raum Aachen deutlich, wo sie 1995 erstmals ausstellte. Belkis Ayón befragte, wie sie selbst sagte, immerzu „das Menschliche, das flüchtige Gefühl, das Spirituelle“ – Themen, die nun in der Ausstellung Ya Estamos Aquí einem breiten Publikum eröffnet werden.

Kuratiert von Eva Birkenstock und Annette Lagler
Assistenzkuratorin: Ana Sophie Salazar
Ausstellungsgestaltung: Studio Manuel Raeder, Berlin

Das Ausstellungsprojekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Belkis Ayón Estate, Havanna, mit großzügiger Unterstützung der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der STAWAG, des Landschaftsverbands Rheinland und der Freunde des Ludwig Forums.

Die korrespondierende Sammlungspräsentation Palmipeda: Lateinamerikanische Grafik, Installation und Malerei der 80er und 90er Jahre wurde zu diesem Anlass von Ana Sophie Salazar konzipiert. Mit Arbeiten von Juan Pablo Ballester, María Magdalena Campos-Pons, Lygia Clark, Humberto Espíndola, Carlos Estévez Carasa, René Francisco Rodríguez, Mónica Girón, Lee Quiñones, Ramón Pacheco Salazar, René Peña, Eduardo Ponjuán González, Sandra Ramos, Ricardo Rodríguez, José Angel Toirac, Tonel, Tunga, Emmanuel Nassar, Ileana Villazón, Adriana Varejão.

ÜBER BELKIS AYÓN
Belkis Ayón (1967-1999) zählt zu den wichtigsten kubanischen Künstler*innen der Gegenwart. Sie entwickelte die Technik der Collagrafie in einer einzigartigen Perfektion. Ayón studierte am Instituto Superior de Arte de la Habana (ISA) in Havanna und begann ihre künstlerische Laufbahn inmitten der sogenannten „Periodo Especial“ und damit in einer Zeit tiefreifender wirtschaftlicher und ideologischer Krisen. Ihre raumgreifenden Grafiken beschäftigen sich mit drängenden Themen der 1990er Jahre in Kuba, die aus diesen Erfahrungen resultierten, wie beispielsweise Zensur, Gewalt, Intoleranz, Ausgrenzung, Ungleichheiten, Kontrollmechanismen und Machtstrukturen.