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Zum 100. Geburtstag des Philosophen Max Bense zeigt das ZKM eine Ausstellung zu dessen internationaler Wirkung auf bildende Kunst und Literatur. Die Ausstellung, mit der die Reihe »Philosophie und Kunst« fortgeführt wird, stellt Bense als Dichter und Schriftsteller vor, als Kunst- und Literaturtheoretiker sowie als Ausstellungskurator und Publizist. Bense, der von 1949 bis zu seinem Tod 1990 in Stuttgart wirkte, propagierte im Nachkriegsdeutschland eine Ästhetik der »technischen Existenz«, welche die medientheoretische Wende der Literatur- und Geisteswissenschaften wie sie in den 1980er-Jahren erfolgte um Jahrzehnte vorwegnahm. Seine Überlegungen zu Literatur und Kunst waren dabei Teil eines umfassenden philosophischen Weltbildes, das die naturwissenschaftliche und »technische Realität« der Zivilisation aufzeigte und sich gegen romantische und mythologisierende Tendenzen der deutschen Nachkriegskultur richtete. Bense etablierte bereits damals einen Kulturbegriff, der – in der Tradition der Aufklärung – die Geistesgeschichte der Mathematik, Physik und Ingenieurwissenschaften einschloss.

Max Bense, der am 7. Februar 1909 in Strassburg geboren wurde, studierte an der Universität Bonn Physik, Chemie, Mathematik, Geologie sowie Philosophie, promovierte 1937 über »Quantenmechanik und Daseinsrelativität« und arbeitete zunächst als Physiker der I.G. Farben in Leverkusen. Nach seinem Kriegseinsatz folgte Bense 1945 einem Ruf der Universität Jena. Doch bereits 1948 floh er nach Westdeutschland und wurde 1949 zunächst als Gastprofessor und 1950 als Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an die Technische Hochschule Stuttgart berufen. Er lehrte zudem an der HfG Ulm und der Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Bense verfolgte seine literarischen und künstlerischen Neigungen als Publizist und Hörspielautor bereits während des Studiums. In Stuttgart begann er ab 1957 auch Ausstellungen zu organisieren, zunächst in der Galerie Gänsheide, dann in der von ihm gegründeten Studiengalerie an der Technischen Hochschule Stuttgart. Er schrieb über unzählige Künstler, Dichter und Literaten, unter anderem über Max Bill, Lygia Clark, Alberto Giacometti, Almir Mavignier, Henri Michaux, Mira Schendel und Paul Wunderlich sowie Alfred Andersch, Haroldo de Campos, Reinhard Döhl, Eugen Gomringer, Francis Ponge, Nathalie Sarraute und Gertrude Stein. Neben seinen Ausstellungen und Essays schuf Bense weitere Foren für die Künste: durch die Gründung der Zeitschrift »Augenblick« (1955) und die von ihm und Elisabeth Walther edierte »reihe rot« (1960), in der u.a., Helmut Heissenbüttel, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Diter Rot publizierten. Gleichzeitig entwickelte er, ausgehend von Semiotik und Nachrichtentheorie ab Mitte der 1950er-Jahre eine »Informationsästhetik «, die in ganz Europa Vertreter der konkreten und kinetischen Kunst beeinflusste und ihn zum wichtigsten Theoretiker der Pionierzeit europäischer Computerkunst machte.

Die Ausstellung mit Publikationen Max Benses sowie Grafiken, Gemälden und Skulpturen der für Max Bense wichtigen oder von ihm beeinflussten Künstlerinnen und Künstler wird ergänzt durch Manuskripte und Fotografien und Aufzeichnungen seiner Hörfunkbeiträge und Fernsehauftritte. Sie zeigt den Philosophen und seinen Blick auf die »Kunst in künstlicher Welt« (1956).

Künstler der Ausstellung: Kurd Alsleben, Max Bill, Hannelore Busse, Pierre Charbonnier, Lygia Clark, Waldemar Cordeiro, Augusto de Campos, Haroldo de Campos, Reinhard Döhl, Ian Hamilton Finlay, Pierre Garnier, Bruno Giorgi, Matthias Goeritz, Eugen Gomringer, Ludwig Harig, Helmut Heißenbüttel, Josef Hirsal, Oskar Holweck, Hugo Jamin, Ernst Jandl, Hiroshi Kawano, Reinhold Köhler, Harry Kramer, Kurt Kranz, Theo Lutz, Aloisio Magalhaes, Georges Mathieu, Almir Mavignier, Hansjörg Meyer, Henri Michaux, Manfred Mohr, François Morellet, Frieder Nake, Georg Nees, Günter Neusel, Heinz Pfahler, Décio Pignatari, Uli Pohl, Francis Ponge, Diter Rot, Bernhard Sandfort, Mira Schendel, Anton Stankowski, Karel Trinkewitz, Timm Ulrichs, Gerhard von Graevenitz, Oswald Wiener, Emmett Williams, Wols, Paul Wunderlich und Dolf Zillmann

Kuratiert von Margit Rosen, Jens Lutz, Miriam Stürner, Peter Weibel

Symposium »Weltprogrammierung. Max Bense zum 100. Geburtstag«

www.bense-und-die-kuenste.de

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Max Bense und die Künste
Kuratoren: Margit Rosen, Jens Lutz, Miriam Stürner, Peter Weibel
ZKM | Medienmuseum, Projektraum

Künstler: Kurd Alsleben, Max Bill, Hannelore Busse, Pierre Charbonnier, Lygia Clark, Waldemar Cordeiro, Augusto de Campos, Haroldo de Campos, Reinhard Döhl, Ian Hamilton Finlay, Pierre Garnier, Bruno Giorgi, Matthias Goeritz, Eugen Gomringer, Ludwig Harig, Helmut Heißenbüttel, Josef Hirsal, Oskar Holweck, Hugo Jamin, Ernst Jandl, Hiroshi Kawano, Reinhold Koehler, Harry Kramer, Kurt Kranz, Theo Lutz, Aloisio Magalhaes, Georges Mathieu, Almir Mavignier, Hansjörg Meyer, Henri Michaux, Manfred Mohr, François Morellet, Frieder Nake, Georg Nees, Günter Neusel, Heinz Pfahler, Decio Pignatari, Uli Pohl, Francis Ponge, Dieter Roth, Bernhard Sandfort, Mira Schendel, Anton Stankowski, Karel Trinkewitz, Timm Ulrichs, Gerhard von Graevenitz, Oswald Wiener, Emmett Williams, Wols , Paul Wunderlich, Dolf Zillmann