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Hermann Nitsch verkörpert so etwas wie eine andere, virulente Tradition der Kunst- und Theatergeschichte. Inspiriert von de Sade, Antonin Artaud, Sigmund Freud, Friedrich Nietzsche und anderen ist es ihm um eine ekstatische, alle Grenzen sprengende Kunst zu tun – eine archaische und provozierende Kunst, die das Leben feiert. Hermann Nitsch, neben Schwarzkogler und Mühl Mitbegründer des Wiener Aktionismus, lässt sich nicht einfrieden in das kleine, überschaubare Areal namens Kunstbetrieb. Seine Aktionen, eine Mischung aus Happening und religiösem Ritual, sind immer wieder komplexe Ein- und Übergriffe der Kunst in andere Gebiete: Gesellschaft, Religion, Politik – das ganze Leben. Weil er in seinen blutigen „Orgien-Mysterien-Spielen“ Opferrituale und liturgische Elemente verwendet, hat er von Beginn an seine Umgebung in einige glühende Verehrer und viele hasserfüllte Feinde gespalten: Politiker, selbst ernannte Anwälte der öffentlichen Moral, Tierschützer und Theologen reizt er immer wieder zu Protesten und dazu, ihn und seine Umgebung zu skandalisieren. 1971 erwarb er das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich als Zentrum seiner Lebensarbeit, dem „Orgien-Mysterien-Theater“, das er – als Gegenentwurf des Wagnerschen Gesamtkunstwerkes – von Beginn an als das Projekt seines Lebens angesehen hat. Hier feiert er mit Kollegen und Freunden und führt in unregelmäßigen Abständen seine großen Aktionen durch. Mit der „122. Aktion“ im Wiener Burgtheater ist er inzwischen auch im Olymp des Kunst- und Theaterbetriebes angekommen. Dem „O. M. Theater“ widmet Nitsch auch seine Berliner Lektion, die anlässlich der großen Retrospektive im Martin-Gropius-Bau, ermöglicht durch die Freunde der Neuen Nationalgalerie, stattfindet.

Pressetext

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Die Berliner Lektionen:
Hermann Nitsch, Aktionskünstler
"Das Orgien-Mysterien-Theater"
Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Einführung: Peter Raue
Ort: Renaissance-Theater, So 19.11.06, 11:30