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Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder freut sich die 5. Einzelausstellung von Bernard Frize in der Galerie zu präsentieren. Zu sehen sind neue, vorwiegend 2015 entstandene Werke, die mit überraschenden Ergebnissen aus Frizes Atelier für prozessuale Malerei aufwarten.

Eine der gezeigten Bildserien setzt im oberen Bildteil Schwarz ein, um daraus unter der gleichzeitigen Verwendung von mehreren Pinseln vertikale Farbbahnen sich quasi ergießen zu lassen. In einer anderen Bildserie lässt Frize auf der horizontal gelegten Leinwand mehrere Farben ineinanderfließen, sie bilden Schlieren und feine Marmorierungen und lassen an einen Ölfilm auf der Wasseroberfläche denken. Auf die Frage, was ihm beim Malen Freude bereite, antwortete Bernard Frize einmal: „... wenn es mir gelingt, einen kleinen Mechanismus zu erfinden, einen Motor, der von selbst läuft. Der mich nicht mehr benötigt.“ Frizes konzeptuelle Malerei, die auch als „peinture automatique“ beschrieben wurde, beruht auf Bedingungen, die Prozesse in Gang setzen, um die Produktion von Malerei auf der Leinwand sichtbar zu machen. Er arbeitet in Serien, auch an unterschiedlichen gleichzeitig, um die Möglichkeiten seiner getroffenen Entscheidungen zu testen und auszuloten. Die Möglichkeiten der Variationen sind vielfältig, ihre Wirkung ist sinnlich und eindrücklich, die Farbigkeit verführerisch.

In der Diskussion um die zeitgenössische abstrakte Malerei nimmt Bernard Frize mit der Strenge seiner künstlerischen Entscheidungen und der gleichzeitigen Freiheit im Umgang mit ihnen eine singuläre Position ein. Er liebt Paradoxien in der Malerei. „Damit der Zufall eine Chance hat, muss man Bedingungen schaffen, die ihn ermöglichen und dazu gehört viel Zeit. Das ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, Situationen zu arrangieren, in denen man nichts tut und die Dinge von selber geschehen.“ Ein weiteres Paradoxon ist die Farbe, die ihn „nicht sonderlich interessiert“ und dennoch der entscheidende Rohstoff seiner Tätigkeit ist. Wenn Frize sie unhierarchisch auf experimentelle oder technisch-mechanische Weise verwendet, rückt er das Malen als Handwerk in den Mittelpunkt und erteilt der Idee eines künstlerischen Schöpfungsakts entschieden Absage. Frize erforscht die Widersprüche der Malerei, um daraus die Dynamik der Arbeit zu entwickeln. Er mischt Kunstharz in die flüssige Acryl-Farbe, um eine persönliche Handschrift und die Emotion des Pinselstrichs zu vermeiden. So sind die reizvollen, doch gleichsam versiegelten Bildoberflächen zum Erkennungsmerkmal seiner Malerei geworden.

Bernard Frize wurde mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 2015 der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet. „Mit großer Raffinesse arbeitet er nicht nur an der zeitgenössischen Weiterentwicklung malerischer Abstraktion, sondern auch an einer Topologie malerischer Gesten und Strukturen“, hieß es in der Begründung der Jury, der Ayşe Erkmen, Mona Hatoum und Karin Sander angehörten. Turn the Pieces into a Place ist eine teilweise Übernahme der Preisträger-Ausstellung. Der Künstler, geboren 1954 in St. Mandé, Frankreich, lebt und arbeitet in Berlin und Paris. 2011 gewinnt er den Fred-Thieler-Preis für Malerei, 2015 den Käthe-Kollwitz-Preis.

Einzelausstellungen (Auswahl): 2015 Bernard Frize – Günter Umberg, Fondation Fernet-Branca, St. Louis, Frankreich; This is a Bridge, Fundação Calouste Gulbenkian, Lissabon; 2011 Fred-Thieler-Preis für Malerei, Berlinische Galerie, Berlin; 2010 And How and Where and When, Museum Morsbroich, Leverkusen; 2007 Fat Paintings, Kunsthallen Brandts, Odense; 2003 Hands on, Ikon Gallery, Birmingham; aplat, Musée d'art Moderne de la Ville de Paris; 2002 S.M.A.K., Gent; Haags Gemeentemuseum, Den Haag.