press release only in german

Das Haus am Waldsee hat für das Frühjahr 2020 den in Berlin lebenden, international agierenden Maler Bernhard Martin (*1966) zu einer umfassenden Übersichtsausstellung eingeladen. „Image Ballett“ wird in sämtlichen Räumen des Kunsthauses Gemälde, Zeichnungen und Collagen seit den frühen 2000er Jahren ausbreiten. Ein eigens zur Ausstellung entstehender, großformatiger Gemäldezyklus „Le Mot“ („Das Wort“) erweitert die Auswahl bis in die unmittelbare Gegenwart hinein.

Die Ausstellung wird von einem umfassenden Vermittlungsprogramm sowie einem Katalog mit einer Einführung der Leiterin des Hauses am Waldsee, Katja Blomberg, einem Interview von Florian Illies mit dem Künstler sowie einem Essay des Philosophen Björn Vedder begleitet.

Seit den 1990er Jahren setzt sich Bernhard Martin mit der Bildwelt der Medien und Werbung auseinander und nutzt das Internet als Bildfundus. Souverän beherrscht er sämtliche malerischen Techniken von altmeisterlich bis zu jüngsten Spray- und Lasierverfahren. Sein Colorit orientiert sich ebenso an den changierenden Stoffen von Heiligenfiguren des Spätmittelalters wie an der glatten Internetästhetik unserer Tage.

Schon während des Studiums bei Harry Kramer in Kassel übersiedelte Bernhard Martin nach Spanien. Sieben Jahre verbrachte er in Barcelona. Später führte ihn ein Stipendium nach Nizza und in den 2000er Jahren ging er von Berlin nach London. Heute lebt und arbeitet Bernhard Martin wieder in Berlin.

Seine Leidenschaft gilt der ungeschönten Sicht auf das Obszön-Verführerische sowie auf das drastische Rollenspiel bei öffentlichen oder halböffentlichen Auftritten. In leuchtenden Farben zeigt er das Abgründige, die Gier, die Eitelkeiten, die leeren Worte, die über digitale Medien für Aufregung sorgen. Alles und Jeder kann im Netz in die Strudel von Erotik, Politik und Albträumen geraten. Alles existiert parallel, unverbunden und gleichzeitig. Auf Martins Leinwänden entsteht ein explosives Gemisch des menschlichen Daseins, das jenseits herkömmlicher Regeln als eine Art vierte Dimension aus dem Dauerloop der globalen Medien schöpft.

In seinen jüngsten Werken hat sich die Bildwelt von Bernhard Martin mehr und mehr verflüssigt: Süchte, Fake News, Drogenphantasien und Konsum treffen auf die hemmungslose Sucht des Künstlers zu malen. „Elysian Fields“ (2017) zeigt seinen Kopf als aufgelöst-spritzende Farbflut. Sie ergießt sich auf die vor ihm am Boden liegende Leinwand. Wände, Fenster und der Boden weichen zurück oder sind zerbrochen. Aber der Künstler ist von seiner Idee berauscht. So als würden die Illusionen ungefiltert auf den Malgrund schwappen. Mit ausholender Geste geht der Malende ans Werk. Doch entspricht das Dargestellte nicht der sorgfältig ausgeführten Arbeitsweise. Hier sind Tropfen nur dargestellt. In Wirklichkeit sind sie fein gemalt und wohl geplant. Martin spielt ein Spiel, das die Malerei über Malerei beherrscht. Sein künstlerisches Vorgehen basiert auf Skizzen und Zeichnungen. Bis ins kleinste Detail wird jede Schaumblase, jeder Schimmer auf der Haut, jede fließende Form zur Verwirrung der Sehsinne sorgfältig ausgeführt.

Die Ausstellung wurde von Katja Blomberg und Bernhard Martin kuratiert.