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Bessie Nager bespielt zum fünften Mal die Ausstellungsräume der Galerie Bob Gysin und präsentiert multiperspektivische Bildräume von surreal anmutenden Stadtlandschaften, die sie mit raumgreifend inszenierten Ketten in Verbindung setzt. Ausgangspunkt ihrer neuen Arbeiten sind Alltagsphänomene, die sie sich, wie es für sie kennzeichnend ist, auf spielerische, lustvolle Art aneignet. In früheren Arbeiten hat sich die Künstlerin mehrfach mit Abfallprodukten unserer Konsumgesellschaft befasst. Nun wendet sie sich der Informationsgesellschaft mit ihren kommunikativen und sozialen Ereignisstrukturen zu und erforscht in hochverdichteten Bildern die Problemkreise urbaner Lebensräume.

In ihren Lichtkästen erzeugt Bessie Nager Raumkunst im virtuellen Bereich. Nager löst sich vom beobachterzentrierten Standpunkt und dem vereinheitlichten Raumbild der Linearperspektive, die das Kameraauge vermittelt. Mittels der digitalen Bildbearbeitung kombiniert die Künstlerin eine schier unendliche Anzahl von Raumansichten zu einem neuen Ganzen, in dem die Unterscheidungen von Zentrum und Peripherie, von Detail und Gesamtansicht und selbst von oben und unten aufgehoben sind. Der Schauplatz ihrer Raumimaginationen ist die Metropole, die als Phänomen vielschichtig und unscharf reproduziert wird. Die zahlreichen Verschiebungen, Verdichtungen und die partielle Entsubstantialisierung der Bildelemente erzeugen eine Stimmungslage, die Berauschung und Desorientierung suggeriert.

Gleichsam als antizyklisches Statement setzt Nager ihren virtuellen Raumbildern greifbare, in Ton gebrannte Objekte gegenüber. Die Spannung von „high“- und „low Tech“ wird durch die Gegenüberstellung der eingesetzten Raumauffassungen relativiert. Die in Ton geformten Ketten bedecken in loser Anordnung grosse Teile der Ausstellungsfläche oder hängen in Bündeln an der Wand oder frei von der Decke. Der eingehende Blick auf die Werkgruppen verrät, dass die Ketteninstallationen und die virtuellen Bildräume Strukturen aufweisen, die nicht von einem Zentrum her bestimmt sind. In beiden Projekten sucht Nager den permanenten Übergang von Ordnung zu Unordnung und erprobt und veranschaulicht im Oszillieren zwischen diesen zwei Positionen mögliche Ordnungsstrukturen zunehmend komplexer Gebilde.

In der Ausstellung ergänzt Bessie Nager ihre bildkünstlerische Auseinandersetzung mit urbanen Lebensräumen mit ihrem heiss debattierten Entwurf für das Kunst-am-Bau Projekt „Liliput“ in Leimbach. Schliesslich bietet ein grossformatiges, dezidiert im Ausstellungsraum platziertes Videostandbild eine poetische Reflexion auf den öffentlichen Raum als eigentlichen Lebensraum.

Ruth Littman Pressetext

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Bessie Nager - INFRABODY