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Bethan Huws freut sich ihre Ausstellung Culture, Language and Thought im KOLUMBA, Kunstmuseum des Erzbistums Köln anzukündigen.

Die Literaturtheorie hat für die Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Erzählungen und Texten eine bildhafte Metapher gefunden: Sie geht davon aus, dass alle Texte untereinander in einem dialogischen Verhältnis stehen. Jeder Text nimmt andere Texte in sich auf und verändert deren Bedeutungen, so dass jeder Text als ein »Gewebe aus Zitaten« (Roland Barthes) verstanden werden kann. Mit dem Bild des Gewebes, der Intertextualität, lässt sich auch die künstlerische Praxis von Bethan Huws umschreiben. Das Verweisen, Anspielen, Aneignen, Zitieren und Verknüpfen ist ein zentrales Moment in ihrem Schaffen. In der Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte – seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich mit dem Werk von Marcel Duchamp – und der Lektüre u.a. von Beckett, Joyce, Apollinaire und Mallarmé versucht sie abzuschreiten und zu ermessen, was ihr eigenes Denken bewegt. Es geht ihr dabei nie nur um eine kunstinterne Auseinandersetzung, sondern um sinnlich-gedankliche Anregungen, die auch Biografisches, Erinnertes und Gefühltes mit einschließen. In einem kontinuierlichen Prozess der Selbstvergewisserung erforscht sie die Fragilität unserer Evidenzen, sucht nach dem Fundament und den Gesetzmäßigkeiten, die die Wirklichkeit zusammenhalten.

Die Sprache liegt ihrem Werk nicht nur als Struktur zugrunde. Sie dient ihr auch als Instrument des Auslotens, als Werkzeug zur Erforschung von Orten, Gegenständen oder gedanklichen Konzepten, oder – in der Tradition Marcel Duchamps – als Vehikel der Bedeutungsverschiebung. Sie macht sich das produktive Potential der Sprache zu Eigen, arbeitet entlang ihrer Risse und poetischen Öffnungen, nutzt Wortspiele, Gleichklang, Missverständnisse und Mehrdeutigkeiten, um die Gegenstände aus dem Korsett der Konventionalität zu befreien und mit neuen Assoziationen aufzuladen. Die mit höchster Präzision ausgeführten Artefakte – Zeichnungen, Objekte, Filme, Textarbeiten – funktionieren dabei wie Katalysatoren: der eigentliche künstlerische Akt liegt im Reflektieren, das vom Betrachter auf assoziative Weise nachvollzogen und weiterentwickelt werden kann.

Für die Ausstellung in Kolumba kombiniert sie ihre eigenen Arbeiten mit ausgewählten Werken aus der laufenden Ausstellung und aus der Sammlung. Sie schafft ein zusammenhängendes System von Korrespondenzen, in dem eigene und fremde Werke ohne vorgegebene Hierarchien miteinander in Beziehung treten. Dabei unterzieht sie das Bestehende einer feinen Revision, ermöglicht ein Neu-Sehen dessen, was im Laufe der Zeit selbstverständlich geworden, jedoch noch nicht ausgeschöpft, geschweige denn restlos verstanden worden ist. Für den Innenhof von Kolumba entwickelt Bethan Huws eine ortsspezifische Arbeit, die zum Ausstellungsende im August eingeweiht und ab da permanent installiert sein wird.

Bethan Huws ist 1961 in Bangor, Wales geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin.