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Betty Tompkins
20.09.2017 - 11.11.2017
Eröffnung am: 19.09.2017 19:00

“I realized that if I cut off all the identifiers – heads, hands, feet, etc. – I could create these beautiful abstract images out of the part of the photograph that was most compelling which, of course, was the explicit sex part.” Betty Tompkins über ihre Arbeit

Erstmals zeigt der Kunstraum Innsbruck im Rahmen einer institutionellen Ein-zelausstellung Werke der amerikanischen Malerin Betty Tompkins (*1945) in Europa. 1969 begann die heute in New York lebende Künstlerin mit ihren groß-formatigen, fotorealistischen und detailgenauen Ölbildern von Penetrationen und Masturbationen weiblicher Genitalien, die konsequenterweise drei dem Sujet entsprechende Betitelungen und fortlaufende Nummerierungen tragen: Fuck, Cunt oder Kiss Painting. Wie sie selbst sagte, bot das große Format die Möglichkeit, gleichzeitig Abstraktion zu erzielen und sexuelle Freizügigkeit zu erzeugen. Deswegen ließ sie fortan alles weg, was eine Zuordnung erlaub-te, wie z. B. Köpfe, Hände oder Füße. 1973 wurden zwei ihrer Arbeiten den-noch bei der Einfuhr nach Frankreich vom Zoll beschlagnahmt (wie auch spä-ter 2005 in Japan). 2003 lud der New Yorker Kurator Robert Nickas sie auf die siebte Lyon Biennale ein und zeigte genau jene Bilder – die daraufhin noch im selben Jahr vom Centre Pompidou in Paris für seine Sammlung erworben wurden. Auf Basis der pornografischen Bildthemen blieb das Werk weitestge-hend von der Kritik und dem Kunstmarkt unbeachtet und erwarb erst 2003 durch die Ausstellung in Lyon den bis heute anwachsenden Ruf eines Geheim-tipps, woraufhin erst 2016 das Brooklyn Art Museum in New York einen An-kauf tätigte. Dabei stehen die Werke, wie so viele Beispiele ihrer amerikani-schen Kolleginnen und Kollegen, eben nicht nur für den generationenübergrei-fenden Aufbruch und die Rebellion gegen die sexuelle Unterdrückung und den Rassenhass der 1960er Jahre, sondern auch ganz profan für die Entdeckung und Anwendung neuer technischer Mittel und Wege in der Malerei. So hat Betty Tompkins Versuche mit Airbrush unternommen, mit Stempeln, Graphit-pulver oder auch mit Fingerprints. Eine Erfahrung ist für sie jedoch entschei-dend geblieben: dass sie etwas Intimes in etwas Monumentales hat verwan-deln können, so wie es normalerweise nicht zu sehen und zu erfahren ist ... und wie wir es auch nicht erwarten. Die Vorhaltungen zu entkräften, ihre Arbei-ten seien schlüpfrig oder gar pornografisch, fällt daher der Künstlerin mit dem Hinweis auf deren abstrakte Momente leicht. Ausstellung ab 18 Jahre.

Karin Pernegger, Kuratorin der Ausstellung

VERANSTALTUNGSHINWEIS

LANGE NACHT DER MUSEEN
SA 07.10. 21 Uhr FÜHRUNG "Der Eros in der Kunst - Provokation oder Menschbild" Karin Pernegger, Leiterin Kunstraum Innsbruck, spricht über die Ausstellung

PREMIERENTAGE
SA 11.11. 14 Uhr AUSSTELLUNGSGESPRÄCH