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Bialy Mazur - Künstlerinnen aus Polen

mit Arbeiten von Bogna Burska, Marta Deskur, Katarzyna Górna, Elzbieta Jablonska, Dorota Nieznalska, Joanna Rajkowska, Jadwiga Sawicka, Julita Wójcik, Monika Zielinska
Kuratorin: Anda Rottenberg, Warschau

Für ihre ausschließlich aus jungen Künstlerinnen bestehende Auswahl wählte die Warschauer Kuratorin, Anda Rottenberg, den metaphorischen Titel „Bialy Mazur“. Er ist eine Anspielung auf eine Tradition früherer Bälle in Polen, die immer mit der feierlichen Polonaise anfingen und mit der „weißen Masurka" als letztem Tanz endeten, bei welcher die Damen endlich ihre „Träume verwirklichen“ konnten, indem sie ihren Partner selbst aussuchen durften. Mit diesem Sinnbild soll auf die noch immer existierende, ungleichberechtigte Lage der Frauen in der heutigen polnischen Gesellschaft hingewiesen werden, eine Situation, die sich auch im Kunstleben widerspiegelt.
Die Werke der neun teilnehmenden Künstlerinnen, die mit verschiedenen Medien arbeiten, nehmen Bezug sowohl auf private als auch auf öffentlich geäußerte Ziele des Subjekts. Sie sind häufig symbolisch oder werden mit viel Sinn für Ironie gebrochen. Sie setzen sich mit den gesellschaftspolitischen und kulturideologischen Veränderungen sowie mit der Realität der zwischengeschlechtlichen und anderen ritualisierten Umgangsformen auseinander, die den Alltag strukturieren. Es ist nicht die unmittelbare politische Agenda einer Frauenbewegung, die hier sichtbar wird, sondern eher eine allgemeine Kurskorrektur im polnischen Kontext. Anda Rottenberg unterstreicht in ihrem Textbeitrag, dass ihr Konzept nicht darauf zielt, die feministische Tradition der siebziger Jahre weiterzuverfolgen. Es spiegelt eher die wissenschaftlichen Ergebnisse der Geschlechterstudien des soeben begonnenen 21. Jahrhunderts wider und zeigt die politische und soziale Wirklichkeit Polens auf dem Weg zurück zu einer überwundengeglaubten paternalistischen Tradition.
Die polnischen Künstlerinnen sind immer noch weniger bekannt als ihre männlichen Kollegen. Auch aus der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ragen neben recht zahlreichen polnischen Künstlern nur zwei weibliche Namen heraus, Katarzyna Kobro und Magdalena Abakanowicz, die mit überregionaler Bekanntheit rechnen dürfen. Und aus den letzten Jahren können wir vielleicht noch Zofia Kulik und Katarzyna Kozyra zu den international wahrgenommenen polnischen Künstlerinnen zählen. Insofern möchte unser Ausstellungsprojekt berechtigterweise – neben der notwendigen Informationspflicht über die in Berlin nicht genügend bekannte Kunstszene unseres Nachbarlandes – dieser Diskrepanz mit der Vorstellung einiger interessanter Positionen einer jungen Generation polnischer Künstlerinnen, die sich immer stärker zu Wort melden, etwas entgegensetzen.
Die Kunst dieser neun polnischen Künstlerinnen "zeichnet sich durch Offenheit, fehlende Komplexe und zugleich Lust auf gute Unterhaltung aus. Die Künstlerinnen spielen mit verschiedenen Rollen, vertauschen sie, setzen Ironie und Parodie ein, sind gegenüber sich selbst ironisch; mit gleicher Freimütigkeit sprechen sie immer wieder davon, was weh tut, greifen Themen auf, die im Kontext der Geschlechterproblematik oder Diskriminierung, die in Polen immer noch nicht ganz abgebaut ist, eine überaus wesentlicheBedeutung haben" (Iza Kowalczyk)
Auszug Pressetext