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Urbane Landschaften und nächtliche Großstadtvisionen sind die zentralen Motive in den Bildern von Birgit Jensen. Dies lässt sich allerdings erst bei entsprechendem Abstand zu den Arbeiten erkennen. Denn die Künstlerin arbeitet mit Punkten und Rastern und statt konkreter Architektur formt Licht jene Strukturen auf ihren großformatigen Leinwänden, die das Auge als Stadtlandschaft liest: dicht bebaute architektonische Räume, beleuchtete Straßenfluchten, vielgeschossige Bauten oder Reklametafeln nehmen trotz eines hohen Abstraktionsgrades plastische Gestalt an. Urbanität ist denn auch der Begriff, der für Birgit Jensen den Ausgangspunkt für einen Diskurs über die Mechanismen der Wahrnehmung bildet.

Waren die ersten Stadtpanoramen identifizierbar, wie etwa die nächtliche Ansicht von Los Angeles, so ist Birgit Jensen in ihren neueren Werken, wie sie in Mülheim zu sehen sein werden, zu einem vielschichtigeren Verfahren übergegangen. Die Städte auf den Bildern erfüllen keine Erwartungen nach wieder erkennbaren, faktischen Orten. Vielmehr handelt es sich um fiktive, expandierende Strukturmuster, die das Erfassen von Informationen und Bildern zum Thema haben. Jedem Siebdruck auf Leinwand liegen mehrere Fotos verschiedener Städte zugrunde, die sich wiederum mit eigenen Erinnerungsbildern überlagern. Plötzliche Unschärfen, Doppelungen, Drehungen oder verschiedene Raumperspektiven in Jensens Megastädten dynamisieren das Bildgeschehen. Jensen reflektiert auf vielfältige Weise unsere moderne Lebenswelt, die im virtuellen Cyberspace ebenso verhaftet ist wie im romantisch motivierten Blick auf die urban geprägte Gesellschaft.

Ausgehend von den gigantischen, blinkenden Leuchtreklamen, die in den Metropolen miteinander um Aufmerksamkeit buhlen und die Birgit Jensen in ihren neueren Arbeiten zunehmend in den Fokus rückt, ist für das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr eine raumfüllende Installation entstanden. Sie besteht aus einem einzigen Objekt und gibt der Ausstellung den Namen "dot-communities". Wie ein riesiges Billboard mitten im Raum trägt ein Holzgerüst eine Bildtafel. Die Arbeit bezieht sich auf ein Detail inmitten einer endlos scheinenden Stadtlandschaft und könnte als ein stark vergrößertes und zum Körper gewordenes Fragment eines der Bilder verstanden werden. Rote, grüne und blaue Punkte ergeben in ihren Überschneidungen neue Farben oder heben sich gegenseitig auf. Zugleich stehen sie für Raster- und Knotenpunkte an welchen verschiedene Bedeutungsebenen aufeinander treffen.

Birgit Jensen wurde 1957 in Würzburg geboren, studierte an der Hochschule der Künste in Berlin und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen, z. B. Overbeck-Gesellschaft, Lübeck (2002), FarbLicht, Städtische Galerie Würzburg (1999), Kunstmuseum Heidenheim (1999), MülheimerMedienMeile, Mülheim an der Ruhr (1998), Kunstverein Arnsberg (1997), Bekannt(-)machung, Ostsee-Biennale, Rostock (1996).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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