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Ausstellung, 16. März – 22. April 2022
Eröffnung, 15. März 2022, 19 Uhr

Birgit Knoechl — Bald kommt der Frühling, dann werden die Steine blühen

Genauso wie die Linie zwei Flächen voneinander trennt, verbindet sie diese – die Linie ist konstitutiv für den Raum, den sie durchzieht; sei dies auf einem flachen Blatt Papier, sei dies als Architektur. Entlang von kunstimmanenten Fragestellungen über die zeichnerische Linie und ihr Verhältnis zum Raum setzt sich Birgit Knoechl in ihrer künstlerischen Praxis mit gesellschaftlich wirksamen Themen auseinander: Hybridisierung und Migration, Mimesis und Aneignung, Wachstum, Beschleunigung und Kontrolle. Ohne Linie kein Nachdenken über eine in die Zukunft gerichtete Entwicklung und ohne Linie ebenso kein Nachdenken über eine in die Vergangenheit gerichtete Geschichte. Oder etwa doch?

Birgit Knoechls Linien sind keineswegs geradlinig. Mit Wucherungen, die den Ausstellungsraum geradezu bedrohen, indem sie Artefakte mit Formen aus der Natur zusammenbringen; mit sich in vielen Schichten überlagernden Schnitten, die mit dem Cutter aus ihrer Zweidimensionalität befreit wurden und deren Schatten immer weitere Linien hervorbringen; mit gedruckten Flächen, die innerhalb eines Bildträgers in zeichnerische Linien mutieren; mit kristallinen Körpern, deren Bestandteile mit glänzendem Latex überzogen sind und die wie die Umrisse eines Bildes im Raum sitzen; mit schwarz getuschtem Papier, dessen Beschaffenheit je nach klimatischen Bedingungen auf den Raum reagiert, lebendig – mit all diesen Methoden widersetzt sich Birgit Knoechl der Geradlinigkeit. „Nur so viel: als Grenze bildet die Linie zumindest eine Berührungsfläche, eine Achse, auf der die Dimensionen aufeinandertreffen, ein Knick in der Welt, um den herum sich Dimensionen der Wirklichkeit auf- und auseinanderfalten könnten.“ Birgit Knoechls Linien sind rhizomatisch, ohne Anfang und ohne Ende, entspringen sie doch aus einer Mitte heraus.

*Jan Verwoert, „Line, Cornerstone, Molecule (On Caution and Mimicry)“, in Aspects of Growth, hrsg. v. Birgit Knoechl (Wien: Verlag für moderne Kunst, 2015), unpag.

Birgit Knoechl (1974, Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.knoechl.com