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27.10.2022 - 08.01.2023
Eröffnung: Mittwoch, 26.10.2022, 19 Uhr

Black Dogs and Red Forests

Carolina Caycedo, Jim Jasper Lumbera, Bojan Mrđenović, Hira Nabi, Esther Neumann

Die Ausstellung Black Dogs and Red Forests (Schwarze Hunde und rote Wälder) zeigt Künstler aus der ganzen Welt, die sich mit den Hinterlassenschaften von Kolonialismus und Raubbau beschäftigen. Im Zentrum steht dabei der Wunsch, Strategien der Heilung zu entwickeln.

Diese Schau schließt an die Ausstellung Possessed Landscapes aus dem Jahr 2020 an, die man als erstes Kapitel zu diesem Thema begreifen kann. Dort ging es in den Arbeiten vor allem darum, wie indigene Vorstellungen von Land – oft als Wohnort der Ahnen gesehen – mit einem industriellen Zugriff auf ebendieses Land in Konflikt gerät. Ungehemmter Raubbau schafft eine Umwelt, in der Gier und Entwurzelung dominieren.

Zwei neue Auftragsarbeiten von Jim Jasper Lumbera und Hira Nabi sind der Ausgangspunkt in Black Dogs and Red Forests. Beide erhielten unser Stipendium für Medienkunst. Beide gingen bei ihren Arbeiten von Recherchen aus. Sie suchten lokale Geschichten des Raubbaus auf und setzten sich mit Orten industrieller Zerstörung auseinander. Aus beiden Arbeiten geht hervor, dass man sich Vorstellungen von Heilung zuwenden sollte. Die Landschaften bedürfen gleichsam einer Umarmung.

Die Arbeit von Lumbera erzählt die Geschichte der Figur des „Black Dog“, die sich in der kollektiven Vorstellungswelt der Philippinen findet. Er ist ein Geist, der oft nach kriegsbedingten Epidemien auftritt. The Black Dog Which Causes Cholera geht auf die Kolonialgeschichte der Philippinen und die fortgesetzte Zerstörung von Ökosystemen ein, lässt aber auch merkwürdige Parallelen zu der Covid-19-Pandemie erkennen.

Hira Nabis Vier-Kanal-Video-Installation How to Love a Tree führt in die Stadt Murree in Pakistan und in den Wald, der sie umgibt. Murree wurde 1853 als Garnisonsstadt gegründet, als Erweiterung eines Sanatoriums für Kolonialoffiziere. Der Raubbau hat diese Region seither durchgehend geprägt. Heute könnte man in dieser Gegend von einer erschöpften Geographie sprechen: die Umwelt leidet unter den Touristen, die ausgetretenen kolonialen Pfaden folgen. Nabi tat sich mit lokalen Musikern zusammen, die Heilungsrituale in Form intimer Forstkonzerte veranstalteten.

Neben Lumbera und Nabi stellen Esther Neumann und Bojan Mrđenović aus, die schon seit Jahren mit ihren recherche-basierten Arbeiten die erschütternde Schönheit zerstörter Landschaften dokumentieren. Aus den Abfällen chemischer und atomarer Prozesse entstehen farbintensive, vergiftete Landschaften, die wie außerirdisch wirken. Das Leben hat hier keinen Ort mehr, es sei denn, es gelingt, die Landschaften zu heilen und zu hegen, in einer Abkehr von dem grenzenlosen Raubbau. Selbst in solchen extremen Umgebungen zeigt sich das unglaubliche Potential der Menschen, sich radikal veränderten Bedingungen anzupassen.

Die komplexe Installation aus Video und Skulptur von Carolina Caycedo handelt von einem ökologisch-historischem Gedächtnis, das sowohl Wasser als auch soziale Körper umfasst. To Stop Being a Threat and to Become a Promise (2017) versucht herauszufinden, wie sich Infrastruktur auf soziale Körper auswirkt. Indigene Perspektiven und Wissensformen könnten eine große Hilfe für die kommenden Kämpfe um den Planeten sein.

Jim Jasper Lumbera und Hira Nabi waren 2021 Preisträger des Stipendiums der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst am Edith-Russ-Haus.