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Das Hessische Landesmuseum hat 11 Arbeiten von Blinky Palermo (1943 - 1977) erworben, einem der engsten Schüler von Joseph Beuys. Ermöglicht wurde die Erwerbung mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Hessischen Kulturstiftung, des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Freunde des Landesmuseums und einer Schenkung aus Privatbesitz. Weitere 7 Arbeiten auf Leinwand hat großzügigerweise die Dia Art Foundation New York als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt nimmt diese Erwerbung und die Dauerleihgabe zum Anlass, seinen gesamten Bestand an Werken Blinky Palermos zu zeigen.

Palermo zählt zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der 1960er und 1970er Jahre. Mit seinem Werk, das im Umfeld seines Lehrers Joseph Beuys seine bestimmende Prägung erhält, setzt er sich wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation mit den Bedingungen und Möglichkeiten der Malerei auseinander. In der Prüfung der malerischen Mittel und Formen, in der Sondierung von Materialität, Farbe und Bildträger und des Verhältnisses von Bild und umgebenden Raum sowie in der Konfrontation von expressiv-naturhaften und geometrisch-konstruktiven Formfindungen ist sein Werk von grundlegender Bedeutung für die Kunst der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Erwerbung umfasst Arbeiten auf Leinwand, ein Objektbild, ein Stoffbild sowie drei Arbeiten auf Papier. Der Schwerpunkt der Leinwandarbeiten liegt auf dem wenig bekannten Frühwerk aus der 1. Hälfte der 1960er Jahre an, die der Künstler noch mit seinem eigentlichen Namen Peter Heisterkamp signierte. Beeinflusst u. a. von der Malerei des Informel entstehen gestisch orientierte Arbeiten, danach unter seinem ersten Lehrer an der Düsseldorfer Akademie Bruno Goller figürliche Kompositionen stark rätselhaften Charakters. All diese Arbeiten auf Leinwand sind schon deutlich von der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Farbe und Fläche, von Raum und Material des Bildes bestimmt. Eine Arbeit von 1966, entstanden in der Klasse von Joseph Beuys, steht mit dem Gebrauch alltäglichen Materials und der freien Komposition von Flächen für die Entwicklung zur rein abstrakten Phase, die das Werk ab Mitte der 1960er Jahre dominiert und unter Bezugnahme auf die Kunst des russischen Suprematismus und des Konstruktivismus kunsthistorisch einzigartig macht. Diese Phase ist beispielhaft durch ein streng lineares Objektbild aus Stoff und Polyäthylenfolie von 1967 repräsentiert. Eine herausragende Arbeit von 1970 aus der Serie der großformatigen Stoffbilder schließt diesen Bestand ab. Die Reduktion des Bildes auf die reine Fläche und Farbe, die sich aus dem industriell gefärbten Material ergibt, ist hier eindrucksvoll zugespitzt.

Zu den drei erworbenen Arbeiten auf Papier zählt ein früher Stempeldruck aus dem Jahr 1962, in dem sich die Beschäftigung mit der deutschen Romantik spiegelt. Palermos künstlerische Reflektion über Wandlung und Veränderung kommt in einem geometrisch gegliederten Aquarell von 1966 zum Ausdruck. So ungewöhnlich wie herausragend ist eine figürliche Darstellung aus dem Jahr 1970, an der sich die Auflösung des Grundkonfliktes zwischen Figur und Abstraktion studieren lässt.

Diese drei Arbeiten auf Papier ergänzen die schon im Bestand befindlichen Serien von Siebdrucken und Lithographien (33 Blätter) von Anfang der 1970er Jahre, die der Sammler Karl Ströher dem Verein der Freunde und Förderer geschenkt hatte. Dieser Bestand an Druckgraphik, der u. a. auf die Objektbilder sowie die Wandzeichnungen Bezug nimmt, wird nun anlässlich der Erwerbung wieder vollständig in den Räumen der Graphischen Sammlung präsentiert. Ein jüngster Zuwachs für die Graphische Sammlung sind vier S/W-Fotografien (Unikate) von Sigmar Polke, die Blinky Palermo um 1968 porträtieren und von besonderer biografischer als auch künstlerischer Bedeutung sind.

Das Hessische Landesmuseum kann nun mit dieser Erwerbung, der Dauerleihgabe aus New York und dem bereits vorhandenen Bestand u. a. neben dem Kunstmuseum Bonn und der Pinakothek der Moderne München – erstmals seit dem Weggang der Sammlung Karl Ströher - einen herausragenden Querschnitt durch das Werk Palermos zeigen. Es wird darüber hinaus zur einzigen Sammlung, in der auch das bisher wenig beachtete Frühwerk an repräsentativen Beispielen studiert werden kann, womit das Bild des Künstlers um einen wichtigen künstlerischen wie kunsthistorischen Aspekt erweitert wird.

Blinky Palermo war eng mit seinem Lehrer Joseph Beuys verbunden. Entsprechend wird die Neuerwerbung in Nachbarschaft zum "Block Beuys", in den Kabinetten der Gemäldegalerie des 2. Stocks, gezeigt.

Die Präsentation der Neuerwerbung ist dauerhaft zu sehen, die Druckgraphik und anderen Arbeiten auf Papier werden bis zum 10. Juli 2005 präsentiert.

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Blinky Palermo