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Eröffnung: 29. Juli 2007, 11:15 Uhr in Anwesenheit von Boris Mikhailov und Ann und Jürgen Wilde

Dedicated to all who’ve been forced to leave and all who’ve chosen to, To all who keep moving and all who’ve settled, To all who are trying, and erring, and succeeding, And to my nearest and dearest.

[Gewidmet all denen, die gezwungen wurden zu gehen und denen, die es vorzogen zu gehen. All denen, die die Bewegung beibehalten und denen, die sesshaft wurden. All denen, die es versuchen, und irren, und nachfolgen, und meinen nächsten und liebsten.]

Das Werk von Boris Mikhailov (*1938 in Kharkov, UdSSR/Ukraine), dessen künstlerische Anfänge in den 1960er Jahren liegen, ist spätestens seit den frühen 90ern in der internationalen Kunstszene bekannt. Seither sind zahlreiche Publikationen und Künstlerbücher erschienen. Er wurde mit hohen Ehrungen (u. a. The Hasselblad Award 2000, City Bank Photography Prize 2003) ausgezeichnet.

Das umfangreiche OEuvre Mikhailovs basiert auf der Erfahrung des Lebens in und des Zerfalls der sowjetischen Gesellschaft sowie der sich anschließenden gesellschaftlichen Veränderungen. Seine Arbeiten, die zumeist als umfangreiche fotografische Zyklen angelegt sind, vereinen dokumentarische und konzeptionelle Aspekte. Häufig bilden die gesellschaftlichen Ver- und Überformungen von Leib und Körper das motivische Zentrum. Daraus entwickelt sich ein visuell-metaphorisches Vokabular des Erotischen mit hohem politischem Gehalt. Mikhailov nimmt nie die Rolle des distanzierten Beobachters ein. Er präsentiert auch sich selbst auf schonungslose Weise als Akteur und Spiegel der Geschichte und stellt gleichzeitig das Medium Fotografie immer wieder auf radikale Weise in Frage. Die Arbeit LOOK AT ME I LOOK AT WATER geht auf eine Anregung der Heiner Müller Gesellschaft zurück. In der Auseinandersetzung mit dem Werk von Heiner Müller führt Mikhailov Arbeiten aus den vergangenen Jahrzehnten mit neuen zusammen. Vermittelt über Sprache, verwebt er sie zu einer komplexen Auseinandersetzung mit der als exemplarisch begriffenen eigenen Erfahrung von Emigration, Heimatlosigkeit, Fremdheit und Entfremdung. Es entstand ein Künstlerbuch gleichen Titels (erschienen 2001 bei Steidl, Göttingen), aus dem heraus wiederum diese Ausstellung entwickelt wurde.

Boris Mikhailov lebt heute vor allem in Berlin. Arbeiten von ihm sind zurzeit unter anderem auf der Venice Biennale - 52nd International Art Exhibition vertreten.