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Für die Ausstellung »Born in Europe – New Identities« wurden künstlerische Arbeiten aus den Bereichen Fotografie und Video von zwölf Künstlerinnen und Künstlern aus zehn europäischen Ländern ausgewählt, die sich auf unterschiedlichste Weise mit den Wünschen, Hoffnungen und Ängsten der Menschen auseinandersetzen, die in Europa leben und in den europäischen Ländern ihre Zukunft sehen.

Mit den Fotografien des spanischen Fotografen Matías Costa, der 2001 für seine Fotoserie »Cruzar el Estrecho« den World Press Award erhielt, wird den Menschen ein Gesicht gegeben, die ihr Leben riskieren, um die Grenzen Eurolendpas zu überwinden. Sie zeigen die Angst afrikanischer Einwanderer, die Europa als das Land ihrer Träume sehen und ihren Blick in eine ungewisse Zukunft richten. Das Projekt »Border Rescue« des österreichischen Künstlers Harald Schmutzhard und der Gruppe Social Impact hat sich 2002 dieser Thematik angenommen und Fluchtrouten an der Grenze zwischen Österreich und Tschechien ins Internet gestellt, um einzufordern, dass politische und nicht nur polizeiliche Lösungen gefunden werden müssen, um den Tod weiterer Menschen an den Grenzen zu verhindern.

Die Installation »Identity Checkpoint« des Berliner Künstlers Peter Kees setzt sich auf eine sehr eigenwillige Weise die Frage nach Herkunft und Identität der neuen Europäer zum Thema. Auf einer Reise nach Prag, Bratislava und Budapest wurden mitwirkende Passanten mit einer passtauglichen Kamera fotografiert, dann verschiedene Daten mit Hilfe eines »amtlichen« Identitätsblatts erfasst und zuletzt DNA-fähiges Material der Akte hinzugefügt. Im Rahmen des Begleitprogramms haben auch Besucher der Ausstellung die Möglichkeit, an dieser Aktion teilzunehmen.

Die Videoarbeit der französischen Künstlerin Sylvie Blocher »I and Us« wurde im letzten Jahr auf der Biennale in Venedig gezeigt. Gemeinsam mit der Gruppe Campement Urbain entstand die Arbeit in Beaudotte, nordöstlich von Paris, einer Trabantenstadt, in der viele Migranten leben. Dabei wurden die Bewohner in die Kunstaktion einbezogen und aufgefordert, einen sehr persönlichen Satz über Einsamkeit, Schönheit, über sich selbst oder die anderen zu formulieren. Trotz der Tabuisierung des Privaten, die es vor allem Frauen schwer macht, sich öffentlich zu präsentieren, waren über 100 Personen bereit, sich mit ihrer Aussage, die auf ein T-Shirt gedruckt wurde, vor die Kamera zu stellen. Für den Betrachter entsteht eine verschämte, fast peinliche Atmosphäre, da sich Intimität im öffentlichen Raum bricht und er unweigerlich in den Dialog mit einbezogen wird. Mit dieser Arbeit wird dem Fremden auf eine Weise begegnet, die Empathie einfordert und das Recht auf Respekt und Menschenwürde ernst nimmt.

Die Fußballmannschaft der A-Jugend von Tasmania Gropiusstadt aus dem Berliner Bezirk Neukölln ist Gegenstand einer Porträtserie der italienischen Fotografin Denise Vernillo. Die Mannschaft spielt in der neu gegründeten Bundesliga für Junioren. Wir sehen eine Gruppe von jungen Männern aus Berlin, deren Eltern zum größten Teil aus der Türkei, Polen oder Bosnien zugewandert sind, die davon träumen, eines Tages ganz groß auf der europäischen Fußballbühne mitzuspielen. Die Migrationswege der Familien der Schüler einer 10. Klasse der Albert-Einstein-Oberschule aus Neukölln und das Selbstverständnis von sechs Schülerinnen dieser Klasse werden in der Ausstellung durch eine Multimediainstallation und einen Videofilm von Andrea Behrendt repräsentiert. Der Film zeigt Identitätsentwürfe, die sich zwischen den verschiedenen kulturellen Mustern und religiösen Prägungen entwickeln. Alle drei Arbeiten zeigen die europäischen Dimensionen urbaner Kultur.

In dem experimentellen Video »Heimat Europa« der Filmemacherin Anna Henckel-Donnersmarck stellen sich binationale Paare aus Polen, Belgien, Japan, Deutschland, USA und Frankreich, die in Berlin leben, dem Experiment einer gemeinsamen Annäherung an Schlüsselbegriffe wie Grenze, Heimat, Europa, Sprache, Kultur und Geburt.

Als Ergebnis eines Gemeinschaftsprojekts von fünf europäischen Museen, das vom EU-Fonds Kultur 2000 gefördert wurde, werden Porträts von insgesamt 25 Migrantenfamilien mit ihren neugeborenen Kindern aus Berlin, Göteborg, Lissabon, Kopenhagen und Århus präsentiert. Die Fotografen Nelly Rau-Häring, Jeanette Frank, Jorge Diniz, Linda Horowitz und Connie Sörensen haben gemeinsam mit Kuratoren der beteiligten Museen die Lebenswirklichkeit dieser jungen Familien aus zwanzig verschiedenen Herkunftsländern beobachtet und dokumentiert. Ihre Freude über ein neues Leben in Europa, aber auch ihre Erfahrungen von Demütigungen, mangelndem Einfühlungsvermögen und der Verlust der alten Bindungen kommen zur Sprache. Entstanden ist eine eindrucksvolle europäische Galerie.

Die Ausstellung »Born in Europe – New Identities« ist Teil des Gemeinschaftsprojekts »Born in Europe« des Nationalen Museums der Weltkulturen, Göteborg, des Dänischen Frauenmuseums, Århus, des Dänischen Nationalmuseums, Kopenhagen, der APOREM (Vereinigung der portugiesischen Firmenmuseen), des Wassermuseums (EPAL), Lissabon, des Österreichischen Museums für Volkskunde, Wien, und des Museums Neukölln, Berlin. Mit freundlicher Unterstützung des Museumspädagogischen Dienstes Berlin und des Museums Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin.

Katalog Der Begleitband »Born in Europe« (Hrsg. Museum Neukölln, Berlin 2003, ISBN 87-7602-001-0) mit den Porträts der Migrantenfamilien und weiteren Texten hat 186 Seiten und ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Schwedisch, Portugiesisch und Dänisch erschienen.

Pressetext

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Born in Europe – New Identities
Fotografien und Videoarbeiten
Kurator und Projektleitung Udo Gößwald

mit Matias Costa, Peter Kees, Sylvie Blocher, Denise Vernillo, Anna Henckel-Donnersmarck, Nelly Rau-Häring, Jeanette Frank, Jorge Diniz, Linda Horowitz, Connie Sörensen