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Man kennt das. Da stockt einem das Blut, es gefriert oder das Herz bleibt einer stehen, vor Schreck. Besonders das Herz scheint ein Medium zu sein in der geheimen Sprache der Organe, von der auch die Hirngespinste erzählen, die uns Brigitte Dunkel zeigt. Als die Leber noch der Sitz des Lebens war, sprach man auch den anderen Organen noch einen Eigensinn zu, der im Zeichen von Apparatemedizin und Körpertechnologien altertümlich wirkt. So altbacken wie vielleicht die Baisers, die uns in dieser Installation an Hirne denken lässt, an die Substanz unseres Geistes. Das aber das Gehirn der Ort des Denkens ist, scheint die Künstlerin mit ihrer Geheimsprache, dem eigenen Code, den ihre Arbeit entfaltet, zugleich infrage zu stellen. Die fünf Sinne wirken in ihren Bilderrahmen wie Ikonen auf einem Altar, dargeboten zur Andacht und zum Gedenken, ohne indes zu ermahnen. Die Hand, als der Ort wenigstens des schreibenden Denkens, der Vermittlung von Sprache in der Schrift, dem Ort aber auch des Eingreifens, des Tuns, spinnt im Netz aus Daten ihren eigenen Text. Sinne und Sensoren: Sensoren nehmen Impulse auf, die von der Hand ausgehen und koppeln sie an einen anderen Organismus, den der Maschine. Unschuldig ist diese Technologie nicht, obschon sie wunderbarerweise mit dem Einhorn eine Nachbarschaft eingegangen ist. Sowohl der Handschuh als auch der Vorhang verweisen auf einen anderen Schauplatz, eine andere Szene. Im Vorbeigehen taucht hier vielleicht etwas anderes auf, sieht der Flaneur nicht, was er weiss, ahnt aber was er fühlt. Auch das Gehirn ist ein Organ, das vielleicht spinnt, vielleicht erkennt, vielleicht erkennt, indem es spinnt. Davon aber haben wir keine Ahnung. Wenn die Organe uns etwas zuraunen, in ihrer Sprache, dann lohnt es sich vielleicht im besten Sinne der frühen Romantik, diese Fragmente ebenso ernst zu nehmen, wie die Bilder, die diese Schaufensterinstallation sinnlich erfahrbar macht. Bon Appetit!

Stefanie Wenner

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Brigitte Dunkel
Hirngespinste