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Bereits im Ausstellungstitel „temporale Volumina“ formuliert Brigitte Kowanz ihr künstlerisches Interesse und kommuniziert damit dem Betrachter die wesentlichen, in ihrem Werk immer wieder-kehrenden Themen wie Licht, Raum, Zeit und Codes. Dabei bilden Fragen der Wahrnehmung, der Codierung und Auffächerung von Wissen, der Transformation von Materialität in Energie und die enge Verbindung von Licht und Information sowie Licht und Zeit die zentrale Thematik. Sprachliche Elemente in Form von Licht entwickeln sich von der Botschaft zum Bild.

Im freistehenden Lichtobjekt „mentale Räume – fließende Ereignisse“ verwendet die Künstlerin Spiegel, die das Licht nach Innen – in die Tiefe des Bildraumes – führen. Die Lichtzeichen zwischen den Spiegeln sind raumbildendes Element und Informationsträger gleichermaßen. Der Raum, der dabei entsteht, kennt keine Grenzen. Innen und Außen verschränken sich ineinander. Eine unerwartete dynamische Bewegung entsteht, die sich zwischen Bildoberfläche und der scheinbaren Tiefe des Bildraumes abspielt. Der Spiegel ist Trennung und Verbindungselement zugleich; zwei Räume werden erzeugt, getrennt und verbunden: ein fiktiver Raum und der reale Raum, der die gesamte Umgebung des Objektes sowie den Betrachter miteinbezieht. Zeit und Ort spiegeln sich ineinander. Eine Simultaneität von Schrift, Bild, Skulptur, von Raum und Zeit entsteht und wird sinnlich erlebbar. Der persönliche Schriftzug der Künstlerin – sein Rhythmus emblematische Kennzeichnung ihrer künstlerischen Urheberschaft – wird Signatur und findet im Lichtstrahl seine Bestätigung.

In „exchange“, einer Arbeit der jüngsten Werkserie, nimmt Brigitte Kowanz, wie sie selbst erklärt, „Notationen“ vor. Dabei ersetzt sie die Buchstaben des Wortes „exchange“ durch den Standort der musikalischen Tonzeichen, die durch dreidimensionale lichtreflektierende Objekte in Form von Noten dargestellt werden. Die Buchstaben x und n bleiben übrig und ergeben nur für denjenigen Sinn, der die Codierung kennt und sie übersetzen kann. Um eine visuelle Verschlüsselung von binärer Codierung geht es bei der vielteiligen Installation „reflect“. Dabei bedient sich die Künstlerin, wie schon in anderen Arbeiten, des Morsealphabets, das sie in ein System von unterschiedlichen lichtreflektierenden Platten übersetzt. Die Morsecodierung der einzelnen Buchstaben des Wortes „reflect“ werden formal in 1:3 (kurz/lang) übertragen, dienen gleichzeitig als Hängeanleitung und reflektieren im doppelten Sinn. Die Linearität der Schrift scheint im Bild aufgelöst.

Bei der sehr malerischen Arbeit „point of view“ verwendet Brigitte Kowanz die Eigenschaften reflektierender Materialien und Malschichten, bei denen alle Materialität aufgehoben scheint, im Spiel aus Lichtreflex und Schattenzonen. Die Bildobjekte bieten sehr unterschiedliche Erscheinungsformen und sind Träger permanent veränderter Wahrnehmungsprozesse von verschiedenen Form- und Farbzuständen. Je nach Position im Raum und unterschiedlicher Lichtreflexion verändert sich das Bild – in der Begegnung mit dem Licht erfährt Materie hier eine Wandlung zum auratischen Bild.

Pressetext

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Brigitte Kowanz: Temporale Volumina