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Eröffnung: Freitag, 7. März, 18-20 Uhr

Am 5. November 2002 hat Nicolas Sarkozy, damaliger Innenminister, zusammen mit der britischen und französischen Regierung die Räumung des Flüchtlingslagers in Sangatte bei Calais FR beschlossen. Die Massnahme, die als Sieg über den Kampf gegen die illegale Einwanderung gefeiert wurde, konnte den Flüchtlingsstrom nicht aufhalten. Lokale Hilfsorganisationen nahmen sich daraufhin den 400-600 Flücht-lingen an, die im stadtnahen Ödland und in den umgebenden Wäldern ihre Lager einrichteten.

Seit Mitte der 1990er Jahre besucht Bruno Serralongue (1968 in Châtellerault FR, lebt und arbeitet in Paris), gleich einem Journalisten, jedoch in eigenem Auftrag und ohne Akkreditierung, solche Ereignisse von weltpolitischer Relevanz: die Expo 2000 in Hannover, die Gegenkampagne der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee (ELZIN) 2006 in Mexiko oder das Weltsozialforum in Mumbai, 2004. Als Resultat seiner Reisen entstehen scharfsinnige fotografische Analysen über politisch brisante Grossanlässe, welche in einem geschlossenen Kreislauf von und für die Medien ablaufen. In der Position des Aussenstehenden nimmt Serralongue scheinbar nebensächliche Motive und banale Ansichten in den Blick. Damit lenken die dokumen-tarischen Fotografien die Aufmerksamkeit auf die Inszenierung eines Medienanlasses und ermöglichen eine kritische Auseinandersetzung mit den Produktions- und Verbreitungsbedingungen von Information.

Lieber als die illustren Redner auf der Bühne, zeigt der Künstler die Rückenansicht einer Menschen-ansammlung oder die behelfsmässige Installation von Schriftbannern in einem menschenleeren Raum am Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002. Gemessen am Anspruch der Pressefotografie entstehen Serralongues Fotografien am falschen Ort, zur falschen Zeit und mit dem falschen Equipment. Die umständliche Handhabung von Fachkamera und Stativ verunmöglicht eine schnelle Bildproduktion, führt stattdessen zu grossformatigen Fotografien von formaler Prägnanz. Gerade in diesen feinen Abweichungen liegt das kritische Potential von Serralongues Bildserien, welche die Praktiken des Fotojournalismus in Frage stellen.

Die Galerie Francesca Pia freut sich, erstmals Werke von Bruno Serralongue zu zeigen. Die Ausstellung präsentiert einen Überblick über das bisherige Schaffen des Künstlers.

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Bruno Serralongue
A World of Difference