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Carsten Höllers „Rentier im Zöllnerstreifenwald“ ist eine in Kooperation mit der Nationalgalerie, Berlin, entstandene Ausstellung im Projektraum der Schering Stiftung. Im Kontext der großen Einzelausstellung SOMA der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, entwickelte der Künstler für die Schering Stiftung die neue Arbeit Rentier rot-grün, mit der er seine 2001 begonnenen künstlerischen Studien zum Phi- Phänomen weiterführt.

Das Phi-Phänomen wurde erstmals 1912 von dem Gestaltpsychologen Max Wertheimer beschrieben. Es bezeichnet die Wahrnehmung einer nicht existierenden Bewegung, die im Auge durch das in kurzen Frequenzen ein- und wieder ausgeschaltete Licht zweier stationärer Lichtquellen entsteht. Die Betrachter sehen zwischen den festen Lichtpunkten einen dritten Punkt, der zwischen den beiden Polen zu springen scheint. Carsten Höller hat dieses Phänomen in zahlreichen Werken untersucht, zuerst 1994 in Das Phänomen Phi und zuletzt 2007 in Phi TV.

Mit dem für die Ausstellung in der Schering Stiftung hergestellten Rentier bestehend aus roten und grünen Glühlampen, die in Phi-Manier an- und ausgehen, setzt Höller die Betrachter einer doppelten Illusion aus: Das flickernde Rentier steht in einem mit Zöllnerstreifen bemalten Raum, welche zwar parallel zueinander verlaufen, aber als kon- oder divergierende Streifen wahrgenommen werden. Die Ausstellungsbesucher werden zum Probanden ihrer eigenen Destabilisation; sie erfahren, wie sich unstete Zwischenzustände auf das eigene Befinden und die Raumwahrnehmung auswirken. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach dem Mechanismus der Illusionen. Wie kann es sein, dass springende Lichtpunkte gesehen werden, wenn die Lichtquelle, zu der der Lichtpunkt springt, noch gar nicht an ist? Wieso sehen die Zöllnerstreifen so aus, als würden sie nicht parallel zueinander verlaufen?

Die Arbeit Rentier rot-grün geht nach Ende der Ausstellung als Schenkung der Schering Stiftung in die Sammlung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, über. Zugleich unterstützt die Stiftung die umfangreiche Präsentation Carsten Höllers im Hamburger Bahnhof. Im Rahmen ihres Förderschwerpunktes „Künstlerische Forschung“ möchte die Schering Stiftung mit dieser Unterstützung einen Künstler ehren, der auch international als einer der wichtigsten Vertreter für Bildende Kunst an der Schnittstelle zur Wissenschaft gilt und der bereits in den frühen 90er Jahren begann, das Experiment als Verfahren in künstlerischen Arbeiten zu realisieren.

Carsten Höller Carsten Höller lebt und arbeitet in Stockholm. Zuletzt realisierte er Einzelausstellungen im Museum Boijmans Van Beuningen, im Kunsthaus Bregenz, in The National Gallery of Canada, in der Tate Modern, London und im MASS MoCA, North Adams. Carsten Höller ist mehrfacher Teilnehmer der Biennalen von Venedig, Lyon und Gwangju. Er nahm unter anderem an Ausstellungen im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, und Centre Pompidou, Paris, teil. 2008 realisierte Höller in Kollaboration mit der Fondazione Prada seinen inzwischen legendären The Double Club im Londoner Stadtteil Islington. Im Rahmen von ArtePollino un altro Sud realisierte er 2009 die Karussellinstallation RB Ride auf einer Bergkuppe inmitten des süditalienischen Parco Nazionale del Pollino.

Vom 5. November 2010 bis zum 6. Februar 2011 zeigt die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, die Einzelausstellung SOMA von Carsten Höller. Auf der Suche nach Erfüllung geht Höller dem Mythos von Soma nach, einem heilsbringenden Trank, der Erkenntnis, Unsterblichkeit und Zugang zur göttlichen Sphäre verspricht.

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Carsten Höller
Rentier im Zöllnerstreifenwald