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Das Kunstmuseum Wolfsburg hat in den elf Jahren seines Bestehens immer wieder das Medium Fotografie in Einzelausstellungen von Künstlern gewürdigt. So waren im Museum die Ausstellungen Brassaï: Das Auge von Paris, Richard Avedon: In The American West sowie Ausstellungen von Man Ray, Pietro Donzelli und Ed van der Elsken zu sehen.

Der feierliche Anlass für diese von der National Portrait Gallery in London organisierte Ausstellung ist der 100. Geburtstag von Sir Cecil Walter Hardy Beaton, der am 14. Januar 1904 geboren wurde. Beaton war einer der bedeutendsten britischen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er konnte auf eine äußerst erfolgreiche, über fünf Jahrzehnte dauernde Karriere als Fotograf zurückblicken und arbeitete darüber hinaus auch als gefragter Film-Produktions-Designer und Bühnenbildner. Zudem war er ein überaus produktiver Schriftsteller, Karikaturist, Illustrator, Tagebuchschreiber und Publizist.

Die erste Überblicksausstellung zu den Porträts von Beaton wurde von der National Portrait Gallery bereits 1968 organisiert. Letztmalig in größerem Umfang wurde Beatons Werk im Jahre 1986 von der Hayward Gallery in London gezeigt.

Diese große Retrospektive in Wolfsburg umfasst mehr als 100 Porträts aus den fünf bemerkens-werten Jahrzehnten von Beatons Karriere, darunter wohlbekannte Werke, aber auch nie zuvor gezeigte Arbeiten. Beaton fängt 50 Jahre Mode, Kunst und Berühmtheiten ein, von den Sitwells in den Zwanzigern bis zu den Rolling Stones in den späten Sechzigern. Richtungsweisende Porträts der Berühmtheiten des zwanzigsten Jahrhunderts werden Seite an Seite mit den eher düsteren Arbeiten aus seiner Zeit als Kriegsfotograf gezeigt.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählt Beatons Porträt der Marilyn Monroe aus dem Jahr 1956 aus ihrer eigenen Sammlung, welches von seiner handschriftlichen Eloge über sie begleitet wird. Seiten aus Beatons Schnappschussalbum, die Fotos von der Hochzeit des Herzogs und der Herzogin von Windsor mit Porträts von Wallis Simpson in idyllischer Umgebung auf dem Gelände des Château de Candé, Frankreich, zeigen, werden erstmals öffentlich ausgestellt.

Beaton bekam mit 11 Jahren seine erste Kamera, und die Ausstellung beginnt mit einem Porträt seiner Schwester Barbara (Baba), das ein paar Jahre später, 1922, aufgenommen wurde. Einige herausragende Bilder aus Beatons erster Ausstellung (1927), bemerkenswert durch seine auffallende rote Signatur, konnten wiedervereint werden, darunter ein gefeiertes Porträt von Edith Sitwell, die als gotische Grabskulptur posiert. Edith Sitwell und die Bedeutung ihrer Familie etablierten Beaton als modernsten jungen Fotografen seiner Zeit und führten zu einer Anzahl von aufregenden Aufträgen, darunter einem Vertrag mit dem Modemagazin VOGUE, dem Beaton mehr als 50 Jahre verbunden blieb.

Andere signifikante Porträts dieser frühen Periode umfassen die Reedersgattin Nancy Cunard vor einem gepunkteten Hintergrund, die Autoren und Dichter Sylvia Townsend Warner, Stephen Tennant und Siegfried Sassoon, sowie “bright young things” wie die Jungman-Zwillinge, Tallulah Bankhead und drei junge Debütantinnen, die als “Soapsuds” (Seifenblasen) posieren. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus Beatons ersten vier Hollywood-Besuchen mit Bildern von Gary Cooper, Loretta Young, Marlene Dietrich und Johnny Weissmüller, der sich auf seinen ersten Tarzan-Film vorbereitete. Andere Arbeiten ab den Dreißigern stellen französische Sujets, in Paris aufgenommen, dar, wie z.B. die Modeschöpferinnen Coco Chanel und Elsa Schiaparelli sowie die Künstler, deren Beaton sich freundschaftlich angenommen hat, darunter Jean Cocteau und Pablo Picasso.

Beaton erreichte den ultimativen Gipfel der gesellschaftlichen Anerkennung, als er 1939 von der königlichen Familie beauftragt wurde sie zu porträtieren. Die Ausstellung beinhaltet zwei Studien von der damaligen Königin Elizabeth (später Königinmutter) im Buckingham Palast, bei sanft strukturiertem Licht aufgenommen und märchenhafte Romantik vermittelnd. Die Porträts der britischen Königsfamilie sind Exempel für eine zeitgenössische Herrscherikonographie. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs widmete sich Beaton seiner Arbeit als offizieller Kriegsfotograf. Die Heimatfront wird durch Bilder von Landhilfsdienst-Mädchen sowie durch das unvergessliche Porträt des dreijährigen Bombenopfers Eileen Dunne (1940) in einem Spitalbett in Nordengland dargestellt. In der Nachkriegszeit fotografierte Beaton die Autoren des Existenzialismus Albert Camus und Jean Paul Sartre in Paris sowie aufstrebende Schauspieler in Amerika, den 21jährigen Marlon Brando, Yul Brynner sowie die zurückgezogen lebende Greta Garbo.

1956 begann Beaton an den Kostümentwürfen für die erste Version von My Fair Lady für die amerikanische Bühne, mit Julie Andrews und Rex Harrison, zu arbeiten und sollte sich dann mit der Produktion in verschiedensten Formen weiter beschäftigen, bis er 1964 für seine Arbeit für die Filmversion mit Audrey Hepburn den Oscar erhielt. Auch seine Arbeit für ein anderes großartiges Film-Musical, Gigi (1957) mit Leslie Caron wurde mit einem Oscar gewürdigt. In den fünfziger Jahren schuf Beaton viele seiner berühmtesten Frauenportäts, wie z.B. von Audrey Hepburn, Maria Callas, Elizabeth Taylor, Grace Kelly und Ingrid Bergman. Männliche Sujets waren u.a. Francis Bacon, Lucian Freud, John Betjeman, Sugar Ray Robinson, Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin.

Es zeugt von Beatons Flexibilität und Können, dass er seinen fotografischen Stil für eine neue Dekade neu erfand. In den sechziger Jahren lebte er auf, indem er mit den schillerndsten Kultfiguren der Zeit arbeitete wie mit David Hockney, Jean Shrimpton, Rudolf Nurejew und, am wichtigsten, mit Mick Jagger. Bis zu seinem Schlaganfall im Jahr 1974, der eine Lähmung zur Folge hatte, behielt Beaton ein immenses Arbeitspensum bei, sei es bei seiner Arbeit an dem Barbara Streisand-Film On a Clear Day You Can See Forever, sei es beim Fotografieren von Andy Warhol und seiner Szene in New York.

Die Ausstellung schließt mit Beatons prägnanten Spätwerken, den Porträts des britischen Schauspielers Ralph Richardson und der amerikanischen Künstlerin Louise Nevelson sowie der liegenden Bianca Jagger im Wintergarten von Beatons Zuhause in Reddish. Die Ausstellung wurde durch die VOLKSWAGEN BANK unterstützt.

Ein mit zahlreichen Abbildungen (80 vollfarbigen und 150 Duoton-Illustrationen) ausgestatteter Softcover-Katalog begleitet die Ausstellung. Zusätzlich zu zahlreichen neuen Fotos und Archiv-Fotos sowie 100 der wichtigsten Werke des Künstlers enthält der Katalog ein Vorwort von Sandy Nairne, dem Direktor der National Portrait Gallery, einen Rückblick von Roy Strong auf die erste große Ausstellung Beatons im Jahr 1968, einen Überblick von Terence Pepper über die künstlerische Laufbahn des Künstlers, eine kommentierte und illustrierte Chronologie sowie einen Essay von Peter Conrad. Der Katalog hat ca. 240 Seiten.

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Cecil Beaton: Porträts