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Cerith Wyn Evans, gebürtiger Walise, war auf der 50. Biennale in Venedig 2003 im walisischen Pavillon vertreten. Schon im Jahr zuvor zeichnete er sich mit seinen Arbeiten auf der Documenta XI aus. Der in London lebende Künstler ist längst über seinen dortigen Wirkungskreis hinaus einem breiten Publikum bekannt und hat seine Stellung im internationalen Kunstbetrieb manifestiert. Die Präsentation im Frankfurter Kunstverein gibt einen umfassenden Einblick in die Arbeiten Cerith Wyn Evans’ von 1996 bis hin zu den aktuellen Werken. Besonders freuen wir uns, eine seiner neues-ten Installationen, die spektakuläre Arbeit "Look at that picture… How does it appear to you now? Does it seem to be Persisting?" (White Cube, London 2003) zum ersten Mal außerhalb Londons zu präsentieren. Die Installation besteht aus fünf opulenten Kristall-Kronleuchtern, die aus je unterschied-lichen Dekaden stammen und per Morsecode Texte u. a. von Terry Wilson/Brion Gysin, Eve Kosofsky Sedgwick, Theodor W. Adorno und John Cage übermitteln.

Text, Zitat und Übersetzung sind integraler Bestandteil der Arbeiten von Cerith Wyn Evans. In seinen Installationen, die als räumliche Ensembles von Gegenständen und Zitaten zu verstehen sind, wird der Betrachter nicht immer auf Anhieb zur Quelle der Information geleitet. Auch wenn die Verschlüs-selung des tatsächlichen Textes eine Distanz zum Original erzeugt – sei es in Form von Morsecode, als gespiegelte Neonleuchtschrift oder als Sound – ist sie gleichzeitig auch immer Quelle der Sichtbar-machung dieser Information. Der literarische und kunsthistorische Referenzrahmen der Arbeiten Wyn Evans’ reicht dabei von Guy Debord über Marcel Broodthaers bis hin zu Brion Gysin und Jean Luc Godard.

Durch das Arrangement im Raum ergeben sich zwischen den unterschiedlichen Zitaten Verschiebungen und Neukombinationen, die im Ausstellungsraum ihre eigenen Diskurse erzeugen. Die Arbeit Dreamachine beispielsweise beruht auf einer Bauanleitung für eine „Maschine" von Brion Gysin und Ian Sommerville, die Wyn Evans in einem Underground-Fanzine aus den 1960er Jahren wiederent-deckt hat. Den dort beschriebenen Aufbau und Mechanismus für eine „do-it-yourself" Stroboskop-Lampe hat der Künstler auf hochwertige Materialien übertragen und einen designten Prototypen hergestellt. Entsprechend der ersten Präsentation dieser Arbeit im CCA Kitakyushu integriert er die Dreamachine in ein japanisches Interieurdesign. Ergänzt mit Palmen als Referenz auf Marcel Broodthaers entsteht eine atmosphärische und kontextuell vielschichtige Raumkomposition.

Während seines Studium an der St. Martin's School of Art und am Royal College of Art in London widmete sich Wyn Evans (*1958) seit Anfang der 1970er Jahre hauptsächlich dem Medium Film und Video. Er war Teil der Londoner Avantgardefilmszene und zeitweise als Assistent des Filme-machers Derek Jarman tätig. Wyn Evans lehrte mehrere Jahre an der Architectural Association. Seit Beginn der 1990er Jahre wechselte er die Materialien und Medien und arbeitet seitdem haupt-sächlich in Form von Skulptur, Installation und Fotografie. Während der Ausstellung erscheint im Verlag Lukas & Sternberg ein Katalog mit Abbildungen und Texten von Manfred Hermes, Juliane Rebentisch, Andreas Spiegl und Jan Verwoert. Pressetext

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Cerith Wyn Evans
Kuratiert von: Christopher Müller, Daniel Buchholz und Nicolaus Schafhausen