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changing rooms ist genau wie der Name schon sagt, eine Ausstellung, in der Räume bzw. Galerien der lothringer dreizehn von den Künstlern Tom Früchtl, Monika Kapfer, Aylin Langreuter und Martin Schmidt unter zu Hilfenahme von unterschiedlichen Techniken und Materialien neu durchdacht, umstrukturiert, verwandelt, hervorgehoben oder kurz gesagt – verändert – werden. Für einen Zeitraum von sieben Wochen wird der Ort eine Vielzahl von fremdartigen Körpern/Installationen beheimaten, die in den Raum integriert werden, vorrangig um zu sehen, was dann geschehen wird. Schließlich ist der Begriff „Changing Room“ auch ein Synonym für „Fitting Room“ (Umkleidekabine), ein Ort, Dinge an- und auszuprobieren, um zu sehen, ob sie passen.

Ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung ist die Tatsache, dass die lothringer dreizehn ursprünglich eine Motoren-Fabrik war, eine Funktion, die in der schweren, ehrlichen und strengen Industriearchitektur widergespiegelt wird. Als das Gebäude 1980 von der Stadt für die Produktion und Ausstellung von zeitgenössischer Kunst angemietet wurde, änderte sich dessen Nutzfunktion drastisch, die physische Struktur jedoch blieb zum größten Teil erhalten. Plötzlich wurden die praktischen weißen Wände des Gebäudes in Zusammenhang mit denen des „White Cube“ des Galerieraumes gesehen. Daher wurden die Künstler dieser Ausstellung dazu aufgefordert, eine Entscheidung zu treffen, welchen Bezug sie für ihre Arbeiten auswählen: die Institution, die Industrie, die Geschichte oder alle drei.

Sicherlich wird es heutzutage schwieriger, Ausstellungen im „White Cube“ zu präsentieren, da die Grenzen zwischen Kunst, Architektur, Design und Leben ineinander fließen. Die Idee des Gesamtkunstwerks der Modernisten, in der Disziplinen sich mit dem Alltagsleben überschneiden oder vereinigen, war, wenn auch nie von langer Dauer, immer wieder Thema im zwanzigsten Jahrhundert – von der Arts & Crafts-Bewegung angefangen über Jugendstil, Konstruktivismus bis hin zum Bauhaus. Der Impuls, interdisziplinäre Kunst zu schaffen ist jedenfalls noch immer aktuell und den zeitgenössischen Künstlern wohl bewusst, auch wenn das andere Modernisten-Neben-Produkt, der „White Cube“, als zu einschränkend in seiner Präsentation empfunden wird.

Es mag daher kaum überraschen, dass die Arbeiten von allen vier Künstlern dieser Ausstellung oftmals die Form von Installationen annehmen, die die Differenzierung zwischen künstlerischer Praxis und sozialer Ebene zu verwischen versuchen, die die Kunst als wahrnehmbaren Körper in die Welt setzen und unterschiedliche Atmosphären schaffen möchten. Einige der Arbeiten imitieren Objekte und Strukturen der realen Welt; andere sind aus Alltagsgegen-ständen hergestellt, die ein Ergebnis des Industrialisierungsprozesses sind: Pappe, Acryl-Platten, Wandfarbe, fluoreszierendes Licht und sogar Fahrzeuge. Inspiration wird an einer Vielzahl von Orten gefunden: im Parkhaus nebenan, durch eine vergessene Reklametafel, den Jalousien einer Zahnarztpraxis, in einer Disco. Vielleicht ist das der Grund, warum die Arbeiten dieser Künstler in einem anderen Zusammenhang fast als „natürlich“ wirken könnten, als seien sie schon immer dort gewesen und könnten möglicherweise übersehen oder als reale Gegebenheit missverstanden werden. Im Kontext der lothringer dreizehn jedoch wird sich die Frage stellen, wie die Installationen aufgenommen, gelesen oder interpretiert werden.

Warum schaffen Künstler überhaupt raumbezogene Installationen? Vielleicht liegt die Antwort darin, dass bei der Veränderung eines Raumes, ein neuer Raum (im weitesten Sinne des Wortes) geschaffen wird für etwas oder jemand anderen. Einen Raum zu verändern, bringt auch eine Wahrnehmungs-veränderung der eigenen Erwartungen und Erfahrungen des Raumes mit sich. Durch etwas so einfaches wie das Verrücken einer bestehenden Tür oder eines Fensters, die Verlagerung der Außenwelt nach innen oder das Umstellen der Wohnzimmermöbel kann die Wahrnehmung und Nutzung eines Raumes komplett verändert werden. Man muss es einfach nur ausprobieren. Pressetext

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changing rooms
Raumbezogene Arbeiten von Tom Früchtl, Monika Kapfer, Aylin Langreuter und Martin Schmidt