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K20

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siehe auch:

'Sie hörte einfach auf!'
kunstaspekte spot zur Ausstellung von Lothar Frangenberg
-website (ausführliche Version)
-instagram

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AUSSTELLUNG

Charlotte Posenenske: Work in Progress
3.4. – 2.8.2020 - geänderter Ausstellungsbeginn: 30.05.2020

Mit der Überblicksausstellung „Charlotte Posenenske: Work in Progress“ würdigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen das Werk einer ebenso bemerkenswerten wie radikal konsequenten Künstlerin der deutschen Nachkriegszeit. In den 1960er Jahren, zeitgleich zur amerikanischen Minimal Art und der aufkommenden Konzeptkunst, entwickelte Charlotte Posenenske (1930–1985) innerhalb von nur zwölf Jahren ein beeindruckendes Konvolut von minimalistischen Arbeiten, die ihr innovatives Verständnis von Kunst aufzeigen. Obgleich die in Frankfurt arbeitende Künstlerin zu ihren Lebzeiten zusammen mit Künstlern wie Carl Andre, Donald Judd oder Sol LeWittausstellte und 1967 eine Ausstellung in der kurz zuvor eröffneten Galerie von Konrad Fischer in Düsseldorf hatte, blieb ihr Beitrag zum Diskurs der Minimal-und Konzeptkunst lange Zeit weitestgehend unberücksichtigt.

Die Ausstellung „Charlotte Posenenske. Work in Progress“ gibt nun den bisher umfassendsten Überblick über die einzelnen Werkphasen der Künstlerin – darunter ihre experimentellen Papier- und „Spachtelarbeiten“aus den 1950er und frühen 1960er Jahren, ihre Plastischen Bilder“, die Reliefs der „SerieA“, „Serie B“und „Serie C“, die modularen Vier-kantrohre aus galvanisiertem Stahlblech und Wellpappe der „Serie D“und „Serie DW“(1967) sowie ihre letzte Werkgruppe der Drehflügel der „Serie E“(1967–68).

Ihre in kurzer Zeit vollzogene Entwicklung von der Malerei bis hin zu performativen Arbeiten und Installationen im öffentlichen Raum wird damit eindrücklich nachvollziehbar. Eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst.

Die von der DiaArt Foundationin Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen organisierte Ausstellunghat mehrere Stationen (Dia Art Foundation, New York; MACBA, Barcelona, Mudam Luxembourg –Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean) mit unterschiedlichen Präsentationsformen und Heraushebungeninhaltlicher Schwerpunkte. So zeigt die Düsseldorfer Schau die auf Super-8-Filmen basierende experimentelle Arbeit „Monotonie ist schön“ (1968), Posenenskes einzige künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bewegbild. Zwei Filmbeiträge von Gerry Schum dokumentieren zudem den performativen Ansatz ihrer späten Arbeiten, die sie auch im öffentlichen Raum präsentierte. Aufschlussreiche Dokumente und Briefe aus dem Archiv der Künstlerin, frühe Bühnenbild- und Kostümentwürfe, manifestartige Statements, Fotografien sowie Konzepte von Kunst-am-Bau-Projekten zeichnen zudem das Bild einer hoch reflektierten Künstlerin, die zunehmend mit der gesellschaftlichen Relevanz ihrer Kunst gerungen hat. Die Ausstellung im K20 wird Charlotte Posenenske daher nicht nur als eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst vorstellen, sondern gleichzeitig den radikal konsequenten, partizipatorisch verstandenen Ansatz ihrer späten Arbeiten und ihr damit verbundenes sozial- und gesellschaftspolitisches Interesse vermitteln. In einer für Ende der 1960er Jahre durchaus noch ungewöhnlichen konzeptuellen Radikalität öffnete Charlotte Posenenske ihre Kunst für deren „Konsumenten“. Indem sie ihre Arbeiten unsigniert, endlos reproduzierbar und zu Selbstkostenpreisen verkaufte, unterwanderte sie zudem bewusst die kapitalistischen Mechanismen des Kunstmarkts.

Ausstellungspräsentation im K20
In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen werden die Arbeiten von Charlotte Posenenske in einem einzigen offenen Ausstellungsraum, der Klee Halle im K20, präsentiert. Durch eine weitgehend chronologische Hängung der frühen Papier- und mehrteiligen Reliefarbeiten – darunter fast alle noch existierenden, seltenen Prototypen – an den Außenwänden der Halle wird ihre künstlerische Entwicklung nachvollziehbar. Die raumgreifenden skulpturalen Arbeiten der „Serie D“und „Serie DW“ in jeweils verschiedenen Kombinationen zusammen mit den Drehflügel-Objekten der letzten „Serie E“ werden den Binnenraum der Ausstellungsfläche strukturieren, woraus sich ein spannungsvolles Nebeneinander der verschiedenen, stringent aufeinander bezogenen Werkphasen entwickeln wird. Durch diese offene, allein durch die Arbeiten rhythmisierte Raumstruktur erhalten die Besucherinnen und Besucher – ganz im Sinne von Charlotte Posenenskes demokratischem Werkverständnis – die Möglichkeit, sich frei durch die Ausstellungssituation zu bewegen. Die Werke und Werkkonstellationen lassen sich so aus verschiedenen räumlichen Perspektiven wahrnehmen und, wie im Fall einer rekonstruierten Version der Drehflügel-Objekte, selbst erkunden. Um die Vielfalt der Variationsmöglichkeiten der verschiedenen modular angelegten Kombinationen der Serien “D“ und „DW“ aufzuzeigen, wird eine Gruppe dieser Serien im Laufe der Ausstellungszeit umgebaut werden. Zudem wird eine die Grenze zwischen Innen- und Außenraum des Museums überspringende Installation im Foyer des Museums das irritierende und durchaus widerständige Potential der Arbeiten, die Posenenske ihrerseits bewusst auch an Schnittstellen des Sozialen, auf öffentlichen Umschlagplätzen, präsentiert hat, vor Augen führen.

Konrad Fischer zeigte Charlotte Posenenskein Düsseldorf (1967)
Im Dezember 1967 organisierte Konrad Fischer in seiner kurz zuvor am 21. Oktober 1967 in der Neubrückstraße 12 in Düsseldorf eröffneten Galerie eine Ausstellung mit Werken von Charlotte Posenenske und Hanne Darboven. Da Posenenske bereits ein Jahr später ihre künstlerische Tätigkeit beendete, blieb es ihre einzige Präsentation bei Fischer. Fast fünfzig Jahre später, im Jahr 2016, erwarb die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Teile der privaten Sammlung von Dorothee und Konrad Fischer, die jedoch keine Arbeit von Charlotte Posenenske beinhaltet. Vor diesem Hintergrund ist es ein besonderes Anliegen, die Bedeutung dieser avantgardistischen Künstlerin erstmalig mit einer umfassenden Aus-stellung in Düsseldorf zu würdigen. Posenenskes künstlerische Positionen sollen damit auch in den Kontext der amerikanische Minimal Art gestellt werden, die als ein Samm-lungsschwerpunkt der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ebenfalls im K20 präsentiert wird.

Ihr Ausstieg aus der Kunst
1968 beendete Charlotte Posenenske in Reaktion auf die empfundene Wirkungslosigkeit künstlerischen Handelns ihre Arbeit als Künstlerin und wandte sich der Soziologie zu. Ihr Werk ist durchdrungen von einer demokratischen Auffassung von Kunst und einer damit verbundenen Vision einer Gesellschaft. Ihr Werk inspiriert bis heute Künstlerinnen und Künstler und bereichert den zeitgenössischen Kunstdiskurs um Anliegen und Themen, die an Aktualität nichts eingebüßt haben. Die Ausstellung bestätigt daher einmal mehr Charlotte Posenenskes Bedeutung als avantgardistische und kritische Stimme in der zeitgenössischen Kunst.

Kuratorin: Isabelle Malz „Charlotte Posenenske. Work in Progress“ wurde von der Dia Art Foundation, New York City in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf organisiert.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung NRW.