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Die Kunst­hal­le rich­tet dem US-ame­ri­ka­ni­schen Ma­ler Chris Mar­tin (geb. 1954, Wa­shing­ton D.C.) die ers­te in­sti­tu­tio­nel­le Ein­zel­aus­stel­lung au­ßer­halb der USA aus. Seit Mit­te der 1990er Jah­re hat Mar­tin ge­schätz­ten und ver­ehr­ten Künst­ler­kol­le­gin­nen und -kol­le­gen aus Ma­le­rei und Mu­sik im­mer wie­der sei­ne Re­ve­renz er­wie­sen. Pop­grö­ßen eben­so wie sol­chen, die ne­ben dem Zeit­geist la­gen und lie­gen. Manch­mal, wie bei Micha­el Jack­son, Ja­mes Brown oder Frank Moo­re, dem Er­fin­der der ro­ten Aids-So­li­da­ri­täts-Schlei­fe „Red Rib­bon“, an­läss­lich ih­res To­des. Sol­che Wid­mun­gen stel­len Martins groß­flä­chi­ge Kom­po­si­tio­nen auf das Fun­da­ment ei­nes so­zia­len Be­zugs­rah­mens, sind Ges­ten der An­dacht und der So­li­da­ri­tät. Zu­gleich bre­chen sie mit je­dem Rein­heits­ge­bot der Farb­feld­ma­le­rei und der mo­no­chro­men Ma­le­rei. Die Na­men ste­hen sper­rig und rau im Bild­raum gleich ne­ben ein­ge­kleb­ten Geld­stü­cken, Schall­plat­ten, Ba­na­nen­scha­len und Zei­tungs­ar­ti­keln. Trotz der rup­pi­gen, ganz und gar pro­fa­nen Bild­o­ber­flä­chen knüpft Martins Werk seit über 30 Jah­ren an ver­schie­de­ne Tra­di­ti­ons­li­ni­en der spi­ri­tu­el­len Abs­trak­ti­on an, für die New York, wo Mar­tin seit 1975 lebt, Schmelz­tie­gel war.

Die von Elo­die Evers und Gre­gor Jan­sen ku­ra­tier­te Aus­stel­lung kon­zen­triert sich ins­be­son­de­re auf das Früh­werk wel­ches in so um­fang­rei­cher Form nie zu­vor aus­ge­stellt wur­de. Da­zu ge­hö­ren auch die „Black Pain­tings“, schwar­ze Mo­no­chro­me, auf de­nen mit we­ni­gen wei­ßen Li­ni­en die Il­lu­si­on ei­nes Rau­mes an­ge­deu­tet wird. Die Ar­beit „He­re“ kann als Schlüs­sel­werk die­ser Grup­pe be­trach­tet wer­den. Auf ei­nem zwölf Qua­drat­me­ter gro­ßen, schwar­zen Grund ist mit­tig ein geo­me­tri­scher Ku­bus ge­zeich­net, der auf ei­ner Ho­ri­zont­li­nie ruht und den Blick wie durch ein Fens­ter in die Tie­fe führt. Par­al­lel zu die­sen groß­for­ma­ti­gen Ma­le­rei­en, in de­nen Mar­tin auch sei­ne kunst­the­ra­peu­ti­sche Tä­tig­keit mit HIV-In­fi­zier­ten ver­ar­bei­te­te, schuf der Künst­ler klei­ne, far­bi­ge Lein­wän­de. In die­sen greift er auf christ­li­che Mys­tik und an­thro­po­so­phi­sche Sym­bo­le eben­so zu­rück, wie auf die „Spi­ri­tu­al Land­scapes“ der in Eu­ro­pa we­nig be­kann­ten nord­ame­ri­ka­ni­schen Ro­man­tik. Im­mer be­ste­chen die Ma­le­rei­en durch En­er­gie, In­ten­si­tät und Tie­fe. Das für Düs­sel­dorf ent­stan­de­ne, aus drei Pa­nee­len be­ste­hen­de Ge­mäl­de „Sta­ring in­to the Sun“ zeigt ei­ne sta­bi­le, mäch­ti­ge Kom­po­si­ti­on, die sich von der Wand auf den Bo­den er­streckt. Ei­ne über­stei­ger­te Son­nen­lich­t­re­fle­xi­on in flir­ren­dem Gelb und Ro­tor­an­ge, die Martins Be­geis­te­rung für Grö­ße und Grö­ßen­ver­hält­nis­se in Be­zug auf den mensch­li­chen Kör­per of­fen­bart und durch ih­re skulp­tu­ra­le An­mu­tung be­sticht. Mar­tin ver­steht sei­ne Ma­le­rei­en als Ob­jek­te mit Ei­gen­le­ben, die es nicht in den hei­li­gen Hal­len des Whi­te Cu­be zu schüt­zen gilt. Sei­ne Wer­ke hän­gen an Haus­fas­sa­den oder in Bäu­men. Auch die Aus­stel­lung in der Kunst­hal­le dehnt sich auf den Au­ßen­raum aus und zeigt, wie aus­ge­rech­net im Hei­lig­tum der mo­der­nen Abs­trak­ti­on – der Äs­the­tik des Sub­li­men – das Er­be der Pop Art und die Fu­si­on von High und Low gel­ten und wirk­sam wer­den kön­nen.

Zur Aus­stel­lung er­scheint der ers­te sub­stan­ti­el­le Ka­ta­log zu Chris Mar­tin im Ver­lag der Buch­hand­lung Walt­her Kö­nig, mit zahl­rei­chen Farb­ab­bil­dun­gen und Es­says von Gre­gor Jan­sen, Alex­an­der Koch, Bob Nick­as, Lars Bang Lar­sen so­wie ei­nem Ge­spräch zwi­schen Chris Mar­tin und Elo­die Evers.