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"Perhaps a pessimist about the human condition, would it be too much to call Wool an optimist about the painting condition?" (Jeff Perrone) "How can one look at the world without truth or direction. Perhaps through painting born in these same absences....to assign formal questions the burden of all other questions." (Anne Pontégnie)

Christopher Wool ist bekannt für seine extrem determinierte Malerei. Eine limitierte Anzahl an formalen Themen wird ausgeführt in präzise gesetzten Gesten und in einer reduzierten Farbgebung, in der immer wieder Schwarz, Weiss und Grau die enge Palette dominiert. Wool war über Jahre bekannt für seine Sprachbilder aus abrupt gesetzten Textfragmenten und Sprüchen, die das Gefühl modernen urbanen Lebens in einem kurzen Moment zu fassen schienen. Auch hier benutzte Wool die immer gleiche rohe Typography, die an die Alltagsgrafik der Strasse erinnert wie etwa den einfachen Buchstabenschablonen, mit denen ausgesprüht an Häuserwänden Pop-Konzerte oder Filmnächte anonym angekündigt werden. Ein anderer prägnanter Teil von Wools Werk sind die Pattern-Bilder, Wiederholungen von einfachen banalen Dekors, die wie übrig gebliebene Tapetenstücke in einem verlassenen Haus wirken, denen die Reproduktion auf der Leinwand einen neuen Auftritt gibt. Christopher Wool überführt diese suggestiven graphischen Elemente, die Sprüche und Muster, die immer wie etwas schon Bekanntes wirken, zugleich in die Riten moderner Ästhetik. Sie sind fortan der malerischen Wiederholung und Vereinzelung unterworfen. Wools aktuelle Arbeiten gehen immer weitere Schritte in Richtung einer Kondensierung seines Vokabulars. Die Bilder wirken immer abstrakter. Oft berühren nur noch flüchtig gesetzte und abgebrochene Schlieren die Leinwand. In den beiden großen in dunkles Blau und in ein unbestimmtes Braun eingefärbten Formaten dieser Ausstellung wiederholt sich auf der Leinwand in vier gleich großen Segmenten ein Siebdruck, dessen 'Thema' die bis ins Extrem vergrößerten Pixel eines unbekannten Motivs sind. Die Drucke sind grob, überlappen sich an den Rändern und bilden Flecken und Streifen von Farbüberschüssen. Sie fasern aus, ihre Ausführung wirkt bewusst schnell und alltäglich. Natürlich erinnern diese Bilder an die Siebdrucke Andy Warhols, an dessen gnadenlose Reproduktionen von Porträts prominenter Personen oder spektakulärer Pressebilder. Dieses Spiel mit den Erinnerungen an eine vergangene Avantgarde der Pop Art, einer flüchtigen, schnellen, auf die Bedingungen des Demokratischen und Alltäglichen zielenden Ästhetik, findet sich in Wools Bildern als Spuren einer Geschichte, in deren Verlängerung und Erneuerung er sich fortlaufend positioniert. Daher ist jede Ausstellung Christoper Wools ein Akt der Wiedererfindung, die schwierige Operation mit einer gleichermaßen melancholischen wie analytischen Resistenz in diese Geschichte einzutauchen, sich in ihr einzunisten. Wool lässt in diesem Prozess die instabilen und fetischistischen Momente völlig für sich stehen. Die Malerei schwankt hier zwischen den Akten der Kontrolle und den neuen Freiheiten des Formalen, die etwa die Farbe in unerwarteten Momenten vollführen kann, wenn sie über die Leinwand läuft, verwischt, tropft und schliert. Alle Bilder Wools führen in einer finiten Reihe Manöver des Archäologischen auf. Verschiedene Schichten des Farbauftrags zeugen von einer bewussten Erzeugung von Tiefen. Ausbrüche authentischer Gesten oder zu eindeutige Zitate des Subkulturellen etwa in den Graffiti-Effekten in Wools Spray-Bildern, werden oft nahezu neutralisiert durch opake Verwischungen oder versperrt etwa durch einen brutalen Block dichter grauer Farbbalken. Teile der Kommunikation mit dem, was im Bild geschieht, werden auf einmal verweigert. Zugleich lässt sich jeder dieser Eingriffe als ein sehr stilisierter erkennen. Es herrscht hier immer wieder die Ambivalenz von Stilisierungen von offizieller Malereigeschichte und Street-Culture einerseits und dem Drang, dieser Überladung in jedem neuen Bild zu entkommenen. Die cartoon-artigen, floralen, spielerischen Loops sind in Wools letzten Bildern verschwunden und weichen einer neuen Auseinandersetzung mit den immer enger gesetzten Grenzen dessen, was sein Vokabular formal und psychologisch ausreizen kann. Eine neue Gravität liegt in diesen Bildern, die aber nie deren Glanz untergräbt. Im Gegenteil gerät dieser Akt der Reduktion und Ausschüttung gestischer Stories, des Flachhaltens des Psychologischen, zu einem neuen Tanz der Kontrolle, der umso subtiler gekreuzt wird von den Spuren der Graffiti. Radikaler als zuvor fragen diese Bilder nach dem aktuellen Stand einer solchen authentischen Sprache in der Kunst, nach deren Integrität gleichermaßen wie ihr durch den Akt der Abstraktion etwas neues abgewonnen wird. Sie spielen ständig ihr eigenes 'end-game'. Pressetext