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Cindy Sherman zählt zu den Newcomern in der aktuellen amerikanischen Kunstszene. Im vergangenen und in diesem Jahr war sie bei den wichtigsten europäischen Ausstellungen u.a. der documenta 7 und der Biennale in Venedig zu sehen. Die Erlanger Ausstellung ist ihre erste Museumsausstellung in der Bundesrepublik. Sie wurde, erweitert um Leihgaben von Galerien aus Paris und München, vom Amsterdamer Stedelijk-Museum übernommen.

Die sechs Jahre, in denen Cindy Shermans bisherige Arbeiten entstanden, lassen sich in vier Werkphasen unterteilen:

Für die „Untitled Film Stills“, Filmstandfotos, die zwischen 1977 und 1980 entstanden, schlüpft Cindy Sherman in die Rollen von Schauspielerinnen zweitklassiger Filme der 50er Jahre. Sie präsentiert sich mit Perücke, Hüten, Kleidern, in Kleidungsstücken, die ihrer eigenen Person fremd sind. Obwohl sie sich selbst fotografiert, macht sie keine Selbstporträts. Sie spielt keine real existierenden, sondern selbst konzipierte und inszenierte fiktive Personen, Typen wie z.B. den Archetypus einer Hausfrau, einer Prostituierten, einer weinenden Frau, einer Tänzerin, einer Schauspielerin. Die Tatsache, dass die Fotos keine Titel haben und mit Nummern versehen sind, unterstreicht deren entpersonalisierten Charakter.

In den so genannten „Rear-Screen Projections“ von 1980 benutzt Cindy Sherman als Hintergrund projizierte Dias. Die Bilderzählung spielt sich zwischen dem dargestellten Typus – junge Mädchen und Frauen der 60er und 70er Jahre – und einem Hintergrund ab, der nur noch Stimmungen andeutet, keinen Handlungsspielraum mehr lässt. Weniger Starposen sind nachgestellt als eher das alltägliche Posieren junger Frauen und Mädchen, die sich beobachtet fühlen.

Die „Ausklappfotos“ von 1981 mit den extremen Rechteckformaten waren ursprünglich als Entwürfe für ein Projekt in der amerikanischen Kunstzeitschrift „Artforum“ gedacht, das in der Heftmitte ein Ausklappfoto wie in Sex-Magazinen enthalten sollte. „Cindy Sherman adaptierte Haltung und Plazierung der zum Sexobjekt erniedrigten Ausziehmädchen, verlieh ihren ‚Geschöpfen’ aber eine Aura von Traurigkeit, Verletzbarkeit, Hilflosigkeit und beinahe rührender Abwesenheit und stattete so ein vordergründige Affekte provozierendes Bildklischee unversehens mit einer hintergründigen, brisanten, ja subversiven Dimension aus“ (Klaus Honnef).

In der jüngsten Phase großformatiger Farbfotos scheinen Darstellung und Identität des Modells übereinzustimmen. Kleidung und Haltung entsprechen Mädchentypen der Gegenwart und wirken natürlich. Nur im Nebeneinander der Fotos offenbaren sich Pose, Verkleidung und Verwandlung und entlarven diese Natürlichkeit als künstlich.

Cindy Sherman, 1954 in Glen Ridge in New Jersey geboren, gehört zu jener Generation junger amerikanischer Künstler, die sich mit den visuellen Mustern der Massenkultur auseinandersetzen. Anders als die Pop-Künstler, die diese Phänomene in zunächst naiv-fragloser Weise als neue Bildwelten begriffen und umsetzten, folgt Cindy Sherman den Reaktionen des Individuums gegenüber dieser Bildwelt. Die Suche nach dem Selbst führt sie zu den Formen seiner Verhüllungen.

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Cindy Sherman